Beim Besuch meiner indonesischen Freundinnen in Indonesien erfuhr ich, was wahre Gastfreundschaft ist, aber auch, wie sich ein Kulturschock wirklich anfühlt.

Entspannt im Flugzeug
Von Melbourne nach Jakarta flog ich acht Stunden mit der mir unbekannten Fluggesellschaft Garuda Indonesia. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht und sie auf der schwarzen Liste der EU gesucht. Doch statt lebendigen Hühnern und mangelnder Sicherheit, wie mir manche Leute vorher weismachen wollten, erwartete mich ein Luxus-Flug, den ich sehr preiswert bekommen hatte. Es gab ein Menü aus dem man wählen konnte, Zahnbürsten im Bad und mit den freundlichen Stewardessen und meiner Sitznachbarin lernte ich indonesisch.
Überwältigt am Flughafen
Als ich aus dem Flugzeug stieg, schlug mir schlagartig die schwüle Hitze entgegen. Aufgrund der Luftfeuchtigkeit waren 30 Grad hier so unangenehm wie 40 Grad in Australien. Für mich war alles sehr unübersichtlich und so wurde ich auf Nachfrage erst einmal von einem Ort zum anderen und wieder zurückgeschickt, bis ich endlich die Einreisegenehmigung und meinen Koffer hatte. Draußen kam es mir vor, als fiele eine Herde von Taxifahrern und sonstigen Leuten über mich her, die mir etwas verkaufen wollten. Die „Taxi, Taxi, Misses“-Rufe ignorierend, kämpfte ich mich bis zu offiziell aussehenden Flughafenmitarbeitern durch und fand schlussendlich den Weg zu dem Café, wo ich mich verabredet hatte. Es war wirklich schön, meine indonesische Freundin Lily wiederzusehen. Vorher hatte ich noch 20 Australische Dollar in ca. 210.000 indonesische Rupien umgetauscht. Als ich später etwas mehr Geld von der Bank holen musste, war es schon komisch, mal eben eine Millionen (Rupien) aus dem Automaten zu ziehen.
Verständnislos im Verkehr
Zusammen mit Lily und ihrer Freundin fuhren wir durch Jakarta, wobei ich den ersten Eindruck des unmöglich chaotischen Verkehrs der Hauptstadt Indonesiens bekam. Man nehme die Anzahl der Motorräder Italiens, verdreifache sie und platziere sie in jede Lücke zwischen den Autos, Tuktuks (hier Bajajs) und Bussen, mixe alles kräftig durcheinander und setze jede Verkehrsregel außer Kraft. Willkommen im undurchsichtigen Metalldschungel. Außerdem ist auf der Straße das Gehupe allgegenwärtig, denn wie ein Freund uns erzählte: “Man benutzt die Hupe hier zur ständigen Kommunikation.”
Etwas eingeschüchtert auf dem Weg
In einer Parallelstraße vom Haus meiner Freundin wurden wir herausgelassen und liefen auf einem kleinen Weg an einer Art Wiese vorbei, die Friedhof, Gemüsegarten und Müllablage in einem war. Rechts von uns war ein kleiner Kanal. Weiter zog ich meinen Koffer über den unebenen, schmalen Weg, während mich von links und rechts Motorräder überholten. Wir bogen in eine enge Gasse mit farbenfrohen, dicht aneinandergebauten Häuschen ein. Von den Kindern, die dort spielten, wurde ich angestarrt wie eine Außerirdische. Meine indonesische Freundin Lily hatte vorher zu mir gesagt: “Mein Haus ist nicht so westlich wie deines”. Es war mir total unangenehm, dass sie sich darüber sorgte und ich hatte sie beruhigt, dass sie sich wirklich keine Gedanken machen sollte.
Endgültig kulturgeschockt angekommen
Als ich dann ankam, musste ich aber doch erstmal schlucken, denn es war wirklich komplett anders. Es gab keine normale Toilette oder Dusche, sondern ein Loch im Boden sowie zum Waschen ein Becken aus dem man mit einer Eimerkelle Wasser schöpfte und mitten im Bad über sich goss. Einmal hüpfte ein kleines Fröschchen über die Fliesen. Trinken konnte man das Wasser natürlich nicht. Lily riet mir, die Zähne mit Trinkwasser aus Plastikflaschen zu putzen.
Ein paar Tage später wuschen wir die Wäsche – natürlich mit der Hand, was ein wirkliches Erlebnis war. Wir setzten uns auf kleine Hocker ins Bad und tauchten die Kleidung in eine Wanne mit Schaum ein, schrubbten sie, wrangen sie aus, tauchten das ganze nochmal in den nächsten Eimer ein und wiederholten die Prozedur. Nach dem siebten Eimer und fast zwei Stunden später, waren wir mit der Wäsche fertig – ich auch mit den Nerven. Wir hätten vielleicht nicht um elf Uhr nachts anfangen sollen, doch weil wir so ein volles Programm hatten, schafften wir es nicht anders. Wie verwöhnt wir einfach mit Waschmaschine, Dusche, automatischer Toilettenspülung und so weiter sind!
Von Anfang an fiel mir die Freundlichkeit, Offenheit und Höflichkeit vieler Menschen, die ich in Indonesien traf, auf. Lilys Mutter sprach kein Wort Englisch, trotzdem verstand ich mich mit ihr sehr gut. Wir erklärten alles mit Händen und Füßen und würzten unsere Gebärden mit der Sprache, die auf der ganzen Welt gleich ist: dem Lachen. Lilys Freunde brachten mir Brocken indonesisch bei, zeigten mir Jakarta, stellten mir gefühlt hundert indonesische Spezialitäten vor und ließen mich die indonesische Gastfreundschaft von Anfang an spüren. Wie ich meinen Kulturschock endgültig überwand und welche Abenteuer ich auf meiner Rundreise durch Indonesien erlebte, erfahrt ihr in den nächsten Artikeln.
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