Schwarze Flecken in den Zimmerecken, muffiger Geruch im Schlafzimmer, feuchte Fensterlaibungen – Schimmel ist ein Problem, das viele unterschätzen, bis es zu spät ist. Die Sanierung kostet schnell mehrere tausend Euro, von den gesundheitlichen Folgen ganz zu schweigen. Dabei lässt sich Schimmel mit dem richtigen Lüftungsverhalten und ein paar baulichen Kniffen meist vermeiden.

Warum Schimmel überhaupt entsteht
Schimmel braucht drei Dinge: Feuchtigkeit, Nährstoffe und die richtige Temperatur. Nährstoffe finden sich überall – Tapete, Putz, Holz, sogar Staub reicht. Die Temperatur passt in jedem bewohnten Raum. Bleibt die Feuchtigkeit als einziger Hebel, an dem sich drehen lässt. Kritisch wird es ab 70 Prozent relativer Luftfeuchte an der Wandoberfläche. Dann keimen die Sporen, nach 24 bis 48 Stunden beginnt sichtbares Wachstum.
Ein Vierpersonenhaushalt produziert täglich 10 bis 15 Liter Feuchtigkeit – durch Atmen, Duschen, Kochen, Wäschetrocknen. Diese Feuchtigkeit muss raus, sonst setzt sie sich an den kältesten Stellen ab: Außenecken, Fensternischen, schlecht gedämmte Außenwände. Wer in einem Altbau ohne Dämmung wohnt, hat es besonders schwer. Die Wandtemperatur liegt im Winter bei 12 bis 14 Grad, während die Raumluft 20 Grad hat. An diesen kalten Flächen kondensiert Wasserdampf, und genau da wächst später der Schimmel.
Moderne Gebäude haben das gegenteilige Problem: Sie sind so dicht, dass kein natürlicher Luftaustausch mehr stattfindet. Hochwertige Fenster aus Regensburg und anderswo schließen heute nahezu luftdicht ab – energetisch sinnvoll, aber ohne bewusstes Lüften steigt die Luftfeuchte schnell auf kritische Werte. Ein Hygrometer für 15 Euro zeigt das Problem: Werte über 60 Prozent relativer Luftfeuchte sind auf Dauer riskant.
Stoßlüften statt Dauerkippen
Die Faustregel kennen viele, halten sich aber trotzdem nicht daran: Stoßlüften ist effektiver als gekippte Fenster. Ein komplett geöffnetes Fenster tauscht die Raumluft in 5 bis 10 Minuten aus, ein gekipptes braucht 30 bis 75 Minuten und kühlt dabei die Wände aus. Im Winter sind drei bis vier Stoßlüftungen à 5 Minuten optimal, im Sommer dürfen es auch 20 bis 30 Minuten sein.
Besonders effektiv: Querlüften mit gegenüberliegenden Fenstern. Der Durchzug beschleunigt den Luftaustausch auf 2 bis 4 Minuten. Wer eine Wohnung mit Fenstern auf nur einer Seite hat, öffnet am besten alle Innentüren und schafft so einen Luftstrom durch die gesamte Wohnung. Die Heizung sollte während des Lüftens runtergedreht werden – nicht aus, sonst kühlt der Raum zu stark aus und braucht danach doppelt so viel Energie zum Aufheizen.
Die kritischen Zonen in der Wohnung
Badezimmer sind Dauerbaustellen in Sachen Feuchtigkeit. Nach dem Duschen liegt die Luftfeuchte bei 80 bis 95 Prozent – perfekt für Schimmel. Sofort nach dem Duschen für mindestens 10 Minuten lüften, besser noch 15. Wer ein fensterloses Bad hat, muss die Lüftung laufen lassen und die Tür geschlossen halten, sonst verteilt sich die Feuchtigkeit in der ganzen Wohnung. Die Lüftung sollte mindestens 20 Minuten durchlaufen, viele schalten sie viel zu früh ab.
Schlafzimmer sind die zweite Problemzone. Ein Erwachsener gibt pro Nacht etwa 0,5 bis 1 Liter Feuchtigkeit ab – durch Schwitzen und Atmen. Morgens liegt die relative Luftfeuchte oft bei 70 bis 80 Prozent. Wer im Winter bei geschlossenem Fenster und ausgeschalteter Heizung schläft, riskiert Schimmel. Besser: Heizung auf 16 bis 18 Grad lassen und morgens sofort stoßlüften.
Was Hygrometer und Thermometer verraten
Ein digitales Thermo-Hygrometer für 12 bis 25 Euro gehört in jeden Haushalt. Idealwerte liegen bei 40 bis 60 Prozent relativer Luftfeuchte und 19 bis 22 Grad Raumtemperatur. Steigt die Luftfeuchte über 65 Prozent, sollte gelüftet werden – auch wenn es noch keine sichtbaren Zeichen gibt. Die Messgeräte zeigen oft auch die Minimal- und Maximalwerte der letzten 24 Stunden, das hilft bei der Einschätzung, ob das Lüftungsverhalten ausreicht.
Wichtig: Das Gerät gehört nicht direkt neben Fenster oder Heizung, sondern an eine repräsentative Stelle im Raum, etwa auf ein Regal in Kopfhöhe. Wer mehrere Räume hat, kann mit einem Gerät durchrotieren und so Problemzonen identifizieren. Keller haben oft dauerhaft über 70 Prozent Luftfeuchte – hier hilft nur ein elektrischer Entfeuchter oder gar nicht erst lagern, was schimmeln kann.
Heizen gehört zum Lüften
Kalte Räume laden förmlich zum Schimmelbefall ein. Je kälter die Luft, desto weniger Feuchtigkeit kann sie aufnehmen. Bei 10 Grad Raumtemperatur und 60 Prozent Luftfeuchte kondensiert an einer 8 Grad kalten Wand bereits Wasser. Bei 20 Grad Raumtemperatur passiert das erst an Flächen unter 12 Grad. Deshalb: Auch wenig genutzte Räume auf mindestens 16 Grad heizen, im Winter besser 18 Grad.
Das Umweltbundesamt weist in seinen Empfehlungen zu Schimmel darauf hin, dass falsches Heiz- und Lüftungsverhalten eine der Hauptursachen für Schimmelbefall ist. Gerade beim Versuch, Heizkosten zu sparen, wird oft zu wenig geheizt und zu selten gelüftet – mit teuren Folgen.
Wenn der Schimmel schon da ist
Oberflächlicher Schimmel auf glatten Flächen lässt sich mit 70-prozentigem Alkohol oder Wasserstoffperoxid entfernen – aber nur, wenn die befallene Fläche kleiner als ein halber Quadratmeter ist. Bei größerem Befall oder Schimmel in der Tiefe des Materials hilft nur der Fachmann. Oft muss der Putz runter, die Wand getrocknet und neu aufgebaut werden. Kosten: 50 bis 120 Euro pro Quadratmeter.
Schimmel hinter Möbeln oder Tapeten wird oft monatelang übersehen. Regelmäßige Kontrolle lohnt sich, besonders nach dem ersten Heizwinter in einer neuen Wohnung. Wer Schimmel entdeckt, sollte auch die Ursache klären – sonst kommt er wieder. Manchmal liegt es am Lüftungsverhalten, manchmal an baulichen Mängeln wie fehlender Dämmung oder defekten Wasserleitungen.
Gesundes Wohnen beginnt mit der Kontrolle über Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Wer die Zusammenhänge versteht und konsequent umsetzt, erspart sich nicht nur Schimmel, sondern verbessert auch die Lebensqualität und den allgemeinen Lifestyle.






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