Die Coronakrise hat zu vielen Veränderungen im gesellschaftlichen Leben geführt. Auch das kirchliche Leben bekam das deutlich zu spüren. Es folgte ein Cut – Eucharistie gemeinsam in der Gemeinde zu feiern wurde verboten.
Erst seit Anfang Mai sind Messen mit entsprechenden Hygienemaßnahmen und Abstandsregelungen wieder erlaubt. Die Kirche versucht, in ihren Alltag zurück zu finden. So auch die katholische Gemeinde St. Aldegundis in Leverkusen-Rheindorf. Antonino Rizza ist Religionspädagoge und seit 2007 Gemeindereferent in Leverkusen. Der Familienvater von zwei Kindern bereitet Jugend- und Kindergottesdienste vor und kümmerte sich um die Organisation der Erstkommunion, die im April stattfinden sollte.
„Natürlich vermissen wir die Gottesdienste und die Gemeinde, aber die Gesundheit geht nun mal vor“, erklärt er. Aufgabe sei es jetzt, Reaktion zu zeigen. Wie auch bei anderen Kirchengemeinden wurde die Samstagabendmesse und Sonntagmorgenmesse ins Internet verlegt. In der Gemeinde entstanden Aktionen durch Freiwillige und Helfer. Sie gingen für ältere Menschen einkaufen oder organisierten eine Hausaufgabenbetreuung für Kinder. „Ich versuche das positiv zu sehen. Es ist eine andere Art, wie wir damit umgehen, aber wir versuchen die Liturgie zu erhalten“, betont Rizza.
Die Frage nach der Religionsfreiheit
In den aktuellen Nachrichten wird deutlich, dass Bürger das Gespräch suchen oder sich missverstanden fühlen. Es finden Demonstrationen gegen die Coronamaßnahmen statt. Wiederum andere fühlen sich durch Verschwörungstheorien verstanden und sehen durch die Maßnahmen einen Eingriff in ihre Freiheit. Hier stellt sich die Frage nach der Religionsfreiheit. Sieht die Kirche durch die Einschränkungen im Gemeindeleben die Religionsfreiheit in Gefahr? Antonino Rizza verneint diese Frage: „Ich sehe da keine Form einer Freiheitsberaubung. In erster Linie geht es um den Menschen und die Moral. Das was wir tun ist moralisch richtig. Auch als Kirche tragen wir die Verantwortung.“ In erster Linie habe die Gesellschaft wie auch die Kirche die Aufgabe, sich an Regeln zu halten. Es sei wie im Straßenverkehr. Wer Auto fahren will, brauche einen Führerschein und muss sich anschnallen, sonst bleibe die Teilnahme am Straßenverkehr verboten. Wer in die Kirche zur Messe will, müsse seinen Besuch vorher anmelden, Mundschutz tragen und Abstand halten.
Der Glaube zeigt sich vielfach
Jedoch äußert sich der Glaube an Gott nicht nur durch den Gang in die Kirche. Julia Rey, Leserin der Kirchenzeitung vom Erzbistum Köln, beschreibt auch die guten Seiten in der Krise: „Es zeigt sich für mich, dass sich mein Glaube nicht allein durch den Gang zur Kirche auszeichnet, dass sich mein Glaube in Worten und Symbolen auszeichnet.“ Es seien die Aktionen und Taten der Gemeinde, die das kirchliche Leben in dieser Zeit bereichern.
Auch im Bistum Essen zeigen sich diese Erfahrungen. Jens Albers, Redakteur der bischöflichen Pressestelle im Bistum Essen, sieht auch positive Seiten trotz Einschränkungen. „Diese Zeit war für viele Christen eine große Herausforderung. Allerdings habe ich auch von vielen Menschen gehört, die die zahlreichen neuen Formen des Gottesdienstes als Bereicherung wahrgenommen haben.“ Auch die Gemeinden im Bistum Essen organisieren verschiedene Aktionen. Der Essener Caritasverband hat eine Hotline für einen Besucherdienst organisiert, bei dem sich Menschen telefonisch verabreden können, wenn sie den sozialen Austausch vermissen oder persönlicher Besuch ausfällt. Außerdem gibt es einen Bringdienst für Bücher, CD’s oder Lebensmitteleinkäufe.
Erste Schritte im alten und neuen Alltag
Kirche bedeutet in diesen Zeiten nicht nur das Feiern einer Messe, sondern auch Zusammenhalt, Verantwortung und Aktion. Es ist viel mehr als das. Es ist der Versuch, zurück in den Alltag zu kommen, ohne etwas zu vermissen. Nach rund sieben Wochen Verzicht auf den Gang in die Kirche sind alle Gläubigen mehr als glücklich, dass Messen wieder stattfinden können. Wann das kirchliche Leben wieder normal stattfinden kann, bleibt jedoch abzuwarten. Trotz der Einschränkungen ist es Antonino Rizza und auch dem Bistum Essen gelungen, ihre Gemeinde nicht im Stich zu lassen und ihnen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Wünsche für die Zukunft bleiben trotzdem. „Dass wir als Kirche aus den reichen Erfahrungen lernen, die wir in dieser Zeit mit neuen Angeboten machen konnten“, so Albers.
Neueste Berichte schrecken Gläubige jedoch wieder auf. In Hessen haben sich mehr als 100 Kirchengänger*innen in einer Baptisten-Kirche in Frankfurt mit dem Coronavirus angesteckt. Der Ausbruch betrifft neben Frankfurt auch benachbarte Landkreise. „Nun ist es wichtig die Infektionsketten zu stoppen“, sagte das Gesundheitsamt aus Rödelheim. Die Kirche bleibt geschlossen, aber Messen sind weiterhin online einzusehen. Wann die Kirche hier in ihren normalen Alltag zurückfinden wird, bleibt noch offen.
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