Der indische Jesuitenpater Stan Swamy starb Anfang Juli. Sein Schicksal hatte zuvor weltweit für Aufsehen gesorgt. Der Priester hatte sich über Jahrzehnte für Arme und Bedrängte eingesetzt. Dem päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ nach, war seine Inhaftierung symptomatisch für die Lage der Religionsfreiheit in Indien. Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Der Jesuit Stan Lourduswamy – genannt schlicht Stan Swamy – ist in Indien verstorben. Im Oktober 2020 war der katholische Priester inhaftiert worden. Nach einer Covid-Infektion wurde er in ein Krankenhaus eingeliefert und ist dort gestorben. Thomas Heine-Geldern, der Geschäftsführende Präsident des päpstlichen Hilfswerks „Kirche in Not“, erklärte: „Mit Pater Swamy ist ein unerschrockener Anwalt der Armen und ein überzeugender katholischer Seelsorger gestorben. Es ist unvorstellbar, welches Martyrium er in seinen letzten Monaten durchmachen musste.“
Vorwurf: Maoistische Kontakte
Stan Swamy war im Oktober 2020 verhaftet worden, er wurde stundenlang verhört. Ihm wurde vorgeworfen, Kontakt zu maoistischen und militanten Gruppen zu haben. Stan Swamy bestritt derartige Kontakte. Im indischen Bundesstaat Jharkhand hatte der Jesuit über Jahrzehnte für benachteiligte Menschen gekämpft und sich für die Aussöhnung verfeindeter Stämme eingesetzt. Nach seiner Verhaftung wurden internationale Proteste laut: Swamy litt an Parkinson.
Dennoch wurden seine Haftbedingungen nicht erleichtert. Über Monate hinweg konnte der Jesuit kaum Nahrung zu sich nehmen. Die Beschwerden häuften sich und der „Bombay High Court“ stimmte zuletzt einer Verlegung Swamys in ein Krankenhaus zu. Bevor am 6. Juli eine Kautionsanhörung hätte stattfinden sollen, verstarb Stan Swamy am 5. Juli in einem katholischen Krankenhaus in Mumbai. Er wurde 84 Jahre alt.
Falsche Anschuldigungen gegen Seelsorger
Der Präsident von „Kirche in Not“, Heine-Geldern, sagte zum Tod Swamys: „Wir wissen von unseren Projektpartnern, dass gegen Seelsorger falsche Anschuldigungen erhoben werden mit dem Ziel, sie einzuschüchtern und ihre Arbeit für ethnische Minderheiten und die unterste Kaste der Dalits, die „Unberührbaren“, zu behindern.“ Die Lage der Christen verschärft sich, nach Angaben des päpstlichen Hilfswerks, weiter. Schon der Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2021“ stellt eine negative Entwicklung fest. Dem Bericht zufolge, der im Auftrag von „Kirche in Not“ herausgegeben wurde, leben 5,2 Milliarden Menschen in Staaten, die ihre Religionsfreiheit nicht achten.
Lage der Religionsfreiheit in Indien
Zu diesen Staaten gehört, nach Angaben von „Kirche in Not“, auch Indien. Heine-Geldern berichtet von wachsendem Nationalismus in Indien: „Diese hindu-nationalistische Strömung versucht, andere Religionen, wie das Christentum, aus Indien hinauszudrängen und christliche Stimmen zum Schweigen zu bringen. Doch das Schicksal und der Tod von Pater Stan Swamy muss die internationale Gemeinschaft wachrütteln: Religionsfreiheit und der Einsatz für die Ärmsten der Armen muss weiter gewährleistet sein.“
Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Pater Werenfried van Straaten gegründet. Der „Speckpater“ setzte sich für die Verständigung der Völker und Heimatvertriebene ein. Heute beobachtet das Hilfswerk die Lage verfolgter Christen weltweit. Durch Spenden unterstützt es verfolgte und bedrängte Christen beim Aufbau ihrer Gemeinden, der Ausbildung von Priestern sowie der Versorgung mit Lebensmitteln.
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