Josefine Bakhita wurde als kleines Mädchen ihren Eltern geraubt und als Sklavin verkauft. Am Ende ihres Martyriums stand ein Leben im Kloster. Die katholische Kirche verehrt Josefine Bakhita als Heilige. Benedikt Bögle stellt sie Euch vor.

Die Schmerzen, die Josefine Bakhita im Lauf ihres Lebens erdulden musste, sind unzählig. Um 1869 herum wurde sie im Sudan geboren. Erst wenige Jahre war sie alt, als Sklavenhändler sie aus ihrer Familie rissen. Die Traumata des Mädchens waren so gewichtig, dass sie sich später nicht einmal mehr an ihren Namen erinnern konnten. Die Sklavenhändler gaben ihr aus grausamem Zynismus einen neuen Namen: „Bakhita“, „die Glückliche“. Bakhita war in den folgenden Jahren alles andere als glücklich. Immer wieder wurde sie als Sklavin neuen „Herren“ verkauft, immer wieder musste sie schwere Arbeiten leisten. Einer ihrer Herren war so grausam, ihren Körper mit Narben zu überziehen und Salz in die frischen Wunden zu streuen, damit diese auch ja nicht verheilen würden.
Recht vor Gericht
Zuletzt wurde Bakhita an einen italienischen Konsul verkauft, der sie zu einer befreundeten Familie nach Italien bringen ließ. Die Familie verließ kurze Zeit später das Land, die eigene Tochter und die Sklavin übergaben sie der Obhut der Canossianerinnen, einem Frauenorden in Venedig. Bakhita lernte dort den christlichen Glauben kennen und wurde auf ihren Wunsch hin getauft. Sie nahm den Namen Josefine an. Als ihre „Besitzer“ nach Italien zurückkehrten, verlangten sie ihre Sklavin von den Ordensschwestern heraus. Die Oberin weigerte sich vehement. Es folgte ein aufsehenerregender Gerichtsprozess. Die Richter entschieden: Im Sudan sei die Sklaverei noch vor Bakhitas Geburt abgeschafft worden, das italienische Recht erkenne die Sklaverei ohnehin nicht an.
„Selig ihr Armen“
Bis zu diesem Sieg musste die junge Bakhita viel erleiden. Man hat den Eindruck, die „Seligpreisungen“ des Neuen Testaments seien geradezu für dieses Mädchen geschrieben worden. Jesus stellt in einer Art Katalog das Leiden der Menschen ihrem künftigen Lohn im Himmelreich gegenüber: „Selig ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert, denn ich werdet gesättigt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.“ (Lukas 6,20-21).
Ordenseintritt mit Hindernissen
Bakhita wollte nun in den Orden eintreten – die Schwestern weigerten sich aber zunächst, weil sie schwarzer Hautfarbe war. Daraufhin schaltete sich der Patriarch von Venedig ein, auf seine Intervention hin konnte Josefine Bakhita die Gelübde ihres Ordens ablegen. Zunächst lebte sie in Venedig, kam aber später nach Schio. Dort verrichtete sie den Dienst an der Pforte und kam so mit vielen Bewohnern der Stadt in Kontakt. Sie war wegen ihrer Offenherzigkeit und Freundlichkeit beliebt, schon als sie 1947 starb, stand sie im Ruf, eine Heilige zu sein – das wurde 1992 durch die Seligsprechung und 2000 durch die Heiligsprechung bestätigt.
Josefine Bakhita war eine einfache Frau – gerade in der Einfachheit zeigt sich aber besonders oft die Heiligkeit. Papst Franziskus widmete eine ganze Enzyklika – ein päpstliches Lehrschreiben – der Heiligkeit. In „Gaudete und Exsultate“ („Freut euch und jubelt“) zeigt der Papst, dass Christen auch heute noch berufen sind, heilig zu sein und heilig zu werden. Gerade in der Einfachheit zeigt sich für ihn eine besonders schöne Seite der Heiligkeit. „Wir sind alle berufen, heilig zu sein, indem wir in der Liebe leben und im täglichen Tun unser persönliches Zeugnis ablegen, jeder an seinem Platz, an dem er sich befindet“, schreibt der Heilige Vater (GE 14). Josefine Bakhita kann dazu ein Vorbild sein.
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