Ausgangssperren, Kontaktverbote und Zwangsschließungen im Zuge der Covid-19 Pandemie stellten auch die Freizeitbranche vor enorme Herausforderungen. Autokino, Online-Konzerte oder Vorträge und Diskussionen via Zoom zeichnen neue Wege ab. Nun stellt sich die Frage: Hat Corona unsere Freizeitgestaltung auch nachhaltig verändert?
Die gesamte Freizeitbranche war durch die Pandemie beeinträchtigt. Ob Museen, Seilbahnen, Messen, Veranstalter, Kinos oder natürlich zuletzt die Theater, alle mussten schließen und enorme finanzielle Einbußen hinnehmen. Viele Tätigen in dieser Branche sind selbstständig – in einer solchen Situation also nicht durch Kurzarbeit oder Ähnliches durch den Arbeitgeber geschützt. Durch kompletten Einnahmestillstand und trotzdem anfallende Ausgaben, standen viele vor der wirtschaftlichen Existenznot.
Die Unterstützung von staatlicher Seite fiel hier unterschiedlich aus. Einige bekamen sofortige finanzielle Hilfe. Andere, wie beispielsweise Darsteller, mussten lange und hart dafür kämpfen. Für viele Kultureinrichtungen war aber bestimmt nicht nur das Finanzielle tragisch, sondern vor allem auch der Verzicht auf Veranstaltungen.
Eventmanager, Fotografen oder Bühnentechniker ohne Veranstaltungen. Kartenverkäufer und Einlasspersonal ohne Besucher. Dozenten ohne Publikum und zuletzt natürlich selbstständige Künstler, die ihre Bühne nicht mehr betreten und ihrer Leidenschaft nicht mehr nachgehen durften – neben der finanziellen Lage auch eine enorme psychische Herausforderung.
Freizeitangebote mit Abstand
Mit den ersten vorsichtigen Lockerungen traten plötzlich neue Möglichkeiten auf, die Kulturbranche wiederzubeleben. Kinobetreiber mieteten freie, große Parkplätze, wo sie viele alte Klassiker wiederentdeckten und abspielten, denn auch viele Dreharbeiten und Filmstarts wurden durch Corona abgesagt. Die Besucher sahen die große Leinwand vom Auto aus und hörten den Ton durch ihr Radio. So hatten sie ihren privaten Filmabend mit Verpflegung und genügend Abstand zu anderen.
Auch viele Meetings, Vorträge oder Diskussion wurden per Onlineübertragung durchgeführt. Für viele Arbeitnehmer, die nun lange Zeit isoliert im Homeoffice saßen, eine gute Möglichkeit, um wieder Kontakt zu anderen Leuten aufzubauen. Online-Museums-Tage wurden geschaffen.
Eine Kooperation vieler deutscher Museen, die in kurzen Clips Ausschnitte ihrer Ausstellungen zeigten und dadurch die „Besucher“ trotz allem an der aktuellen Lage teilhaben ließen. Konzertübertragungen ließen sowohl Künstler als auch Zuschauer für kurze Zeit den eintönigen Alltag, geprägt von Folgen der Corona Krise, vergessen und gaben ihnen die Möglichkeit ein paar Stunden zu entspannen.
Dauerhafte Alternativen für die Zukunft?
Angesichts dieser neuen Möglichkeiten stellt sich vielleicht für den ein oder anderen die Frage, ob dies nicht dauerhaft denkbare Alternativen auch für eine Zukunft nach Corona wären. Schule, Arbeiten, Meetings und Konzerte von der Couch aus. Das hört sich nicht schlecht an, oder?
Doch eine wichtige Sache vergessen wir dabei: Der Mensch ist ein „Herdentier“. Was etwas bizarr klingt, soll einfach nur ausdrücken, dass jeder Mensch soziale Kontakte braucht. Dauerhafte Isolation ist für uns extrem belastend. Wir sehnen uns danach, wieder unter Leute zu kommen – egal ob unter Mitschüler, Arbeitskollegen, Familie, Freunde oder auch einfach Bekannte bei Veranstaltungen.
Genau diese bereichern unser Leben und machen dieses erst lebenswert. Natürlich könnte man argumentieren, dass man bei Onlinetreffen auch andere Menschen sieht und vielleicht auch mit ihnen spricht, doch ist es eben nicht dasselbe, als sich face-to-face gegenüber zu stehen.
Und gerade in der Kulturbranche ist noch etwas anderes zu beachten: Ein Konzert- oder Theaterbesuch ist noch mit mehr verbunden. Er beginnt meist schon lange vorher. Man freut sich möglicherweise schon seit einigen Wochen darauf, fährt vielleicht eine längere Strecke und übernachtet im Hotel, macht sich am Abend zurecht, zieht besondere Kleidung an, geht vorher in ein schönes Restaurant und genießt dann die Vorstellung.
Der gesamte Tag ist also verbunden mit vielen Emotionen – das hätte man bei einem Onlinekonzert vermutlich nicht. Die besondere Atmosphäre, den Sänger vor sich zu sehen, den Originalton zu hören und sich davon berühren zu lassen, ist doch etwas anderes, als durch eine Übertragung auf dem Computer…
Onlineangebote: eine perfekte Ergänzung zu Live-Veranstaltungen?
Nichtsdestotrotz hat uns die Pandemie aber erst auf diese Alternativlösungen aufmerksam gemacht. Vorher gab es nur selten und in wenigen Bereichen solche Onlineangebote. Es war ja kein wirklicher Bedarf da. Doch was ist mit Leuten, die an Vorerkrankungen leiden, die nun nicht mehr unter größere Menschenmengen gehen können.
Was ist mit Eltern, die keine Betreuung für ihre Kinder haben oder Interessierten, die sich einen Konzertbesuch vor Ort inklusive der Anreise und Übernachtung nicht mehr leisten können? Vielleicht ist es eine Möglichkeit, die wir nun für die Zukunft nutzen können, damit genau diese Menschen auch Konzerte durch Zuschaltungen in Live-Veranstaltungen erleben können.
Fazit
Hat Corona also die Freizeitbranche nachhaltig verändert?
Diese Frage können wir jetzt wohl noch gar nicht final beantworten, da die Pandemie ja noch nicht ganz überstanden ist. Neben den enormen negativen Folgen Coronas, können wir diese Entwicklung in der Freizeitbranche aber vielleicht auch als Chance nutzen. Zwangsweise wurden dadurch neue Wege geebnet, die wir aber in einem Leben nach der Krise nutzen und dadurch das Angebot erweitern können.
Kann diese digitale Freizeitbranche die Vor-Ort-Kulturveranstaltungen komplett ersetzen?
Natürlich eine berechtigte Überlegung, denn wer weiß, was die Zukunft noch mit sich bringt. Auch weitere andere Pandemien könnten diese prägen, Abstandhalten und Isolation zur Routine werden. Trotzdem muss diese Frage mit „Nein“ beantwortet werden, denn wie oben schon beschrieben, ist ein Besuch einer Kultureinrichtung mit weitaus mehr verbunden, als nur der Vorstellung. Vorfreude, Emotionen und die berührende Atmosphäre, können über den Computer einfach nicht so übertragen werden, wie vor Ort.
Letztendlich ist aber vor allem festzuhalten:
Wir brauchen die Kultur, egal auf welchem Weg!
Egal ob digital oder persönlich vor Ort: wir brauchen Highlights, auf die wir uns freuen können. Wir brauchen Möglichkeiten, in eine andere Welt einzutauchen, abzuschalten und zu genießen.
Sie ist aber noch viel mehr. Sie gibt uns Inspiration, neue Ideen, schafft Verbundenheit und Verständigung, gibt uns Denkanstöße und lässt uns lernen und uns weiterentwickeln.
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