Während die Franzosen sich im Kampf gegen Corona mit Rotwein sowie Kondomen wappnen und die Niederländer sich mit Gras versorgen, decken wir Deutschen uns mit Toilettenpapier ein. Dabei ist dieses begehrte Gut weder für die Umwelt, noch für unsere Gesundheit vorteilhaft.
Andere Länder, andere Hamsterkäufe. Während die Franzosen sich im Kampf gegen Corona mit Rotwein sowie Kondomen versorgen und die Niederländer ihren Cannabis-Bedarf sichern, decken wir Deutschen uns mit Toilettenpapier ein. Mittlerweile ist das Produkt sogar zur absoluten Mangelware in den Supermärkten geworden. Wer eine Packung benötigt, muss lange Lieferzeiten auf sich nehmen oder von Supermarkt zu Supermarkt spazieren, um dann letztendlich doch mit leeren Händen rauszugehen.
Teilweise finden sich im Netz sogar verstörende Aufnahmen von Auseinandersetzungen zwischen Kund*innen, die nicht davor scheuen, handgreiflich zu werden. Die Frage, ob wir damit zu weit gehen, erspare ich mir. Auch aus anderen Ländern kommen nur irritierte Blicke, denn vielerorts ist das Nutzen von Toilettenpapier eher eine Seltenheit.
Bleiben wir gedanklich aber noch einmal kurz in Deutschland. Laut Statista haben die Deutschen im vergangenen Jahr im Schnitt 12,1 Kilogramm Toilettenpapier pro Kopf verbraucht. Das entspricht einer Menge von 134 Rollen. Nur die USA konnten dies mit 141 Rollen übertrumpfen. Dadurch produzieren wir natürlich eine Menge an Müll. Weltweit werden so täglich fast 270.000 Bäume entweder heruntergespült oder auf Mülldeponien abgeladen, wovon rund 10 Prozent auf Toilettenpapier entfallen.
Außerdem erfordert die Produktion viel Zeit, Wasser und Energie. So kommen die Bäume, aus denen der Zellstoff gewonnen wird, zumeist aus Südamerika. Der Weg vom Baum zum Toilettenpapier erfolgt dann durch Lösen der Zellulose, Bleichen der Fasern und zahlreicher weiterer Arbeitsschritte, bevor die weite Reise in unsere Supermärkte angetreten wird. Muss das sein?
Symbol der Sicherheit
Andere Länder zeigen, dass sich das ganz einfach vermeiden lässt. Im Iran ist es beispielsweise üblich, sich mit Wasser zu waschen und anschließend mit einem Taschentuch abzutrocknen. Italienische Bäder dagegen verfügen über ein Bidet, also ein niedriges Waschbecken, an dem man sich nach dem Toilettengang reinigen kann. Auch in Indien wird Toilettenpapier in der Regel nur für westliche Touristen zur Verfügung gestellt.
In vielen Privathaushalten findet sich eine manuelle Hygienedusche oder ein Eimer Wasser. Das ist nicht nur besser für die Umwelt, sondern auch für unsere Körper, denn die Säuberung mit Wasser ist tatsächlich hygienischer und gesünder. Mögliche Folgen des Gebrauchs von Toilettenpapier sind unter anderem ein zerstörter Hormonhaushalt sowie ein erhöhtes Krebsrisiko. Der Grund dafür liegt in den Toxinen, die in der Herstellung beim Bleichen des Papiers freigesetzt werden. Zudem wird durch Toilettenpapier zwar Schmutz entfernt, jedoch bleiben immer noch Rückstände von Bakterien zurück. Das ist bei einer Reinigung mit Wasser nicht der Fall. Was hält uns also noch davon ab?
Wir sind offensichtlich einfach Gewöhnungstiere. Das Toilettenpapier, was wir kennen- und lieben gelernt haben, stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde zunächst nur für Verpackungszwecke verwendet. Nichtsdestotrotz konnte es sich auch als fester Bestandsteil in deutschen Badezimmern etablieren. Seither ist es unser ständiger Begleiter in Sachen Intimhygiene geworden. Was schon immer so war, muss schließlich auch so bleiben. So tickt unsere Gesellschaft. Eine Erklärung für die Hamsterkäufe liefert die sogenannte Spieltheorie. Wenn Bürger*innen mit Hamsterkäufen beginnen, ziehen andere schnell nach, damit das heilige Gut im eigenen Haushalt nicht ausgeht. Das Toilettenpapier wird in Zeiten der Krise neben Konserven und Nudeln zum Symbol der Sicherheit.
Zeit zum Umdenken
Dennoch sollten uns die ökologischen und gesundheitlichen Aspekte zum Nachdenken anregen. Ist die Liebe zum Toilettenpapier es wirklich wert, dass wir unsere Umwelt und Gesundheit gefährden? Gibt es nicht doch eine Alternative mit der wir uns anfreunden könnten? Populär sind derzeit vor allem die sogenannten Po-Duschen, mit denen man sich abwaschen und anschließend mit einem Tuch abtrocknen kann. Selbst wenn dafür Toilettenpapier verwendet wird, reduziert sich der Verbrauch auf diese Weise um ungefähr 50 Prozent. Zudem funktioniert das Ganze ohne Batterien und zusätzliche Anschlüsse. Es ist nur ein kleiner Schritt, der allerdings viel bewirken kann. Bist du dabei?
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