Noch bis in die 1950er Jahre galt das Emsland als eine der ärmsten und rückständigsten Regionen Deutschlands. Heute, 70 Jahre später, ist die Region im Nordwesten der Bundesrepublik enorm wirtschaftsstark und reich an Zukunftschancen. Auch für Touristen wird dieser schöne Flecken Erde immer beliebter.

Das Emsland ist landschaftlich von romantischer Kargheit geprägt. Dünne Birken mit weißer Rinde ragen wie Spargel aus den weitläufigen Mooren. Verdorrte Heide wechselt sich mit goldenen Weizenfeldern und schier unendlichen Maisflächen ab. In zahlreichen Wäldern wiegen Kiefern ihre Kronen im Wind. Zu beiden Seiten der Ems sieht man Kühe weiden und womöglich hört man in der Ferne den Ruf des Birkhuhns.
Am 5. Mai 1950 beschloss der Deutsche Bundestag den sogenannten „Emslandplan“. Sein Ziel bestand in der Angleichung der Lebensverhältnisse im Emsland an die der Bundesrepublik Deutschland. Besondere Dringlichkeit erfuhr dieser Plan auch durch die dortige Ansiedlung vieler Flüchtlinge aus den ehemals deutschen Ostgebieten. War zuvor Schlesien die Kornkammer Deutschlands gewesen, erhoffte man sich nun hohe landwirtschaftliche Erträge auf dem fruchtbaren emsländischen Boden. Interesse am Emsland musste die Bundesregierung mit aller Deutlichkeit zeigen, da die Niederlande nach dem Zweiten Weltkrieg die Annexion dieser Region als Kriegsreparation planten.
Die Urbarmachung des Emslandes
Da das Emsland in den 1950er Jahren noch zu großen Teilen aus Mooren und Heideflächen bestand, musste es zunächst urbar gemacht werden. Mit gewaltigen Tiefpflügen der ostwestfälischen Firma Ottomeyer wurde der Boden umgegraben. Einer dieser Mammutpflüge steht im Moormuseum in Groß Hesepe. Auf die Frage, was so ein Pflug koste, soll Wilhelm Ottomeyer pathetisch geantwortet haben: „30 Jahre!“
Im nächsten Schritt wurden Straßen, Verkehrswege und auch Bauernhöfe angelegt. Lange Zeit war die Region landwirtschaftlich geprägt. Dieses Erbe hat sich bis heute erhalten. Allerdings sind in jüngerer Zeit eine große Zahl moderner Industriebetriebe dazugekommen. Vor allem mittelständische Unternehmen drängen ins Emsland. Auf derzeit knapp 4000 Arbeitslose kommen fast 5000 freie Stellen. Es herrscht also faktisch Vollbeschäftigung.

Die hervorragende Infrastruktur
Grund für die Ansiedlung vieler Firmen im Emsland ist seine gute Infrastruktur. Mit der Europastraße 233 führt die kürzeste Verbindungsstraße von Amsterdam nach Hamburg durch das Emsland. Vor allem aber punktet die Region durch ihre Wasserwege. Zwischen Haren und Meppen wurde der Eurohafen Emsland gebaut. In der Stadt Papenburg, der Heimat der Meyer Werft, liegt zudem ein Seehafen. Dort ist die Ems von Papenburg bis zur Mündung als Seewasserstraße ausgewiesen. Der Dortmund-Ems-Kanal verbindet das Ruhrgebiet mit der Nordsee und der Küstenkanal stellt die Verbindung zur Weser her.
Bis zu einem tragischen Unfall im Jahr 2006, der bundesweit für Aufsehen sorgte, war in Lathen die europaweit einzige Transrapid-Versuchsstrecke in Betrieb. Es handelt sich dabei um eine Magnetschwebebahn. Einer Vielzahl von Leuten ist der Transrapid aber eher durch eine verunglückte Bierzeltrede Edmund Stoibers bekannt, in der er für diese Technologie warb. Auf der Teststrecke wurden Geschwindigkeiten von bis zu 500 km/h erreicht. Der Unfall, der zum Aus des Projektes führte, ist weltweit der Einzige mit einem Transrapid. Dabei starben 23 Menschen, als die vollbesetzte Bahn auf einen Werkstattwagen auffuhr.
Es lebe der Sport!
Wer ins Emsland kommt und Fußball mag, für den ist der Besuch einer Partie des SV Meppen absolute Pflicht. Der Verein befindet sich derzeit in der 3. Liga, ist aber vielen Fußballbegeisterten aus ehemaligen Zweitligazeiten bekannt. 1987 gelang dem SVM ein kleines Fußballwunder, als er in die 2. Bundesliga aufstieg. Der Kader bestand nämlich aus 22 Mann, wovon 19 gebürtige Emsländer waren! Auf einmal befand sich ein semiprofessioneller Fußballverein in einer deutschen Profiliga. Spottgesänge, wie „Zieht den Meppenern die Gummistiefel aus!“, führten bei den Anhängern zu Stolz und wurden mit Humor genommen. Einige Meppener Fans machten sich einen Spaß daraus, wirklich in Gummistiefeln ins Stadion zu kommen. Die Unterstützer des SV Meppen und ihr Verein gelten daher in Fußballdeutschland als überaus sympathisch.

Kurios ist, dass niemand Geringeres als Diego Maradona, der in den Augen vieler Sportexperten als bester Fußballer aller Zeiten galt, in Meppen sein Debüt für den FC Barcelona gab. Der spanische Fußballclub hatte sein Trainingslager in den Niederlanden aufgeschlagen und trat gegen die Meppener zum Testspiel an. Im 18.000 Zuschauer fassenden Stadion befanden sich 22.000 Menschen, was bis heute der absolute Zuschauer-Rekord für den Verein geblieben ist. Man saß bis an den Spielfeldrand. “Wir hatten Bierkisten ins Stadion geschleppt und Holzbohlen darüber gelegt”, berichtete Gerd van Zoest, der damalige Leiter der Meppener Fußballabteilung. Der SV, wie er im Emsland einfach kurz genannt wird, verlor mit 0:5, was aber gegen eine Weltklasse-Mannschaft ein ansehnliches Ergebnis war.
Das Emsland als Urlaubsregion
Das große kulturelle Angebot zieht viele Urlauber ins Emsland. Architektonische Highlights sind die barocke Schlossanlage in Clemenswerth und das Schloss Dankern in Haren. Um Letzteres ist eine große Ferienanlage entstanden. Archäologisch ist die Hünengräberstraße des Hümmling sehenswert. Es handelt sich dabei um Großsteingräber, die zwischen 3500 und 2800 v. Chr. errichtet wurden. Aufgrund der immensen Größe der dazu aufgeschichteten Steine ging man in der Bevölkerung davon aus, die Gräber müssten von Riesen errichtet worden seien. Daher rührt der Name „Hünengräber“. Da das Emsland sehr flach ist, lassen sich fast alle Sehenswürdigkeiten leicht mit dem Fahrrad erreichen. Hier ist das Wegenetz sehr gut ausgebaut und übersichtlich beschildert. Natürlich kommt durch die nahegelegene Nordsee auch der Badespaß nicht zu kurz. Doch man sollte ihr mit Respekt begegnen. Sie trägt bei einigen Seemännern nicht umsonst den Beinamen „Mordsee“. Sie ist rau und meist bitterkalt.

Vor allem lässt sich aber auch das Speicherbecken Geeste als Ausflugsziel anführen. Bei seinem Bau in den 1980er Jahren war es die größte Baustelle Europas. Es dient als Kühlwasserbecken für das Kernkraftwerk Emsland in Lingen. Man kann dort baden, segeln oder windsurfen. Große Beliebtheit hat der See auch bei Tauchern erlangt. Da das Speicherbecken nicht befischt wird, ist seine Unterwasserwelt lebhafter, als man es bei einem künstlichen Gewässer erwarten würde. Zudem hat man ein Sportboot im See versenkt, das bei einem Tauchgang erkundet werden kann. Wenn auch der Betrieb des Kernkraftwerkes in naher Zukunft eingestellt wird, bleibt das Speicherbecken aufgrund des Tourismusfaktors und seiner immensen Größe dem Emsland erhalten.
Obwohl der Landkreis Emsland bis zur Wiedervereinigung der flächenmäßig größte Landkreis Deutschlands war, scheint er doch in der deutschen Bevölkerung gänzlich unbekannt zu sein. Das benachbarte Ostfriesland kennt jedes Kind und auch das nahe Münsterland ist ein Begriff. Vielleicht lohnt sich jetzt, wo innerdeutscher Urlaub sich wieder größerer Beliebtheit erfreut, ein Besuch im Emsland. Schön ist es dort allemal!
Ein wunderbarer Artikel über das einstige Armenhaus Deutschlands welches durch die Kraft der hier lebenden Menschen zu einer der aufstrebendsten und lebenswertesten Regionen im Bundesgebiet geworden ist. Durch Ehrgeiz, Mut und dem starken Willen nach Veränderungen und Verbesserung ist das Emsland als Beispiel zu sehen für Wirtschaftlichen Erfolg in der Welt gepaart mit dem bewahren alter Traditionen.
An dieser Entwicklung, geprägt von den Worten Glaube, Sitte und Heimat können sich andere Regionen ein Beispiel nehmen!
„Emsland miene Heimat!“
Toller Artikel!
Nichts erfunden. Alles so wie beschrieben.
Getreu dem Motto Willkommen bei den Machern, siehe www. landkreis-emsland.de
Munter holln…
Ik bün stol, en Emsländer to sehn.
Der Garten Eden ist ein gutes Stichwort. Adam und Eva haben Wurzeln im Emsland, Eva war eine geborene Jansen aus Schöninghsdorf!
… Schöninghsdorf…
Ich schmeiß mich wech…
Schöninghsdorf ist eines der jüngsten Orte im Emsland!