Vorab muss gesagt werden, dass ich ein ziemlich kritischer Musikhörer bin und vieles, was zunächst in meiner Mediathek landet, verschwindet auch genauso schnell wieder daraus. Was allerdings nicht bedeutet, dass ich „unbekannten“ Artists keine Chance geben würde. Denn was ich an dem Genre Hip-Hop am meisten schätze, ist dessen Vielfalt. Die erste Frage vor dem Hören der Platte war: Wer oder was ist eigentlich LMNZ? Für alle Ahnungslosen wie mich, deckte das Hip-Hop Magazin „Backspin“ im Interview mit dem Künstler auf, dass die vier Buchstaben dem Leser das Wort „Elements“ suggerieren sollen.
Aha, achso – war dann meine Reaktion. Jedoch wird dem Hörer des Albums „Anders als die Besseren“ schnell bewusst, warum dieser Name gewählt worden ist. Der Berliner vereint viele Elemente, nicht nur des Hip-Hops, sondern generell der Musik miteinander und kreiert so einen spannenden, meist sommerlichen Sound, den man nebenbei auf dem Balkon mit einem kühlen Getränk und der coolen Sonnenbrille vor den Augen auf sich wirken lassen kann. Klingt zu oberflächlich? Keine Sorge, da die Gesamtlaufzeit eine Stunde, vierzehn Minuten und dreiundzwanzig Sekunden beträgt (nein ich habe das nicht nachgerechnet, sondern das behauptet Amazon), gibt es auch Tracks wie beispielweise „Fehlgeleitet“, die sich lohnen, auf die Lyrics des facettenreichen LMNZ zu achten, wenn nicht sogar sie nachzulesen.
„Ich mach`s einfach“
Doch nun zur entscheidenden Frage: Was zeichnet das Album aus und macht es „Anders als die Besseren“? Nun ja, es ist wirklich so, dass man bei jedem Song aufs Neue überrascht wird. Mal flowt der 27-Jährige im Oldschool-Modus über die übrigens selbst abgemischten, gemasterten, gebauten Beats und im nächsten Track rappt er Doubletime in einer anderen Sprache mit tollen Gasthooks. Überhaupt ist es ein internationales Album. Nicht etwa, weil es in jedem Land der Welt gehört wird (keine Verifikation), sondern weil so viele Feature Parts (18 an der Zahl) von Personen verschiedener Herkunft den Rezipienten frappieren. Die Auswahl der Gäste auf dem Album sind meist Freunde des Rappers oder von ihm gern gehörte Interpreten, was die Harmonie der Protagonisten erklärt. Dabei entstehen viele Ohrwürmer, die mich sogar beim Schreiben dieser Rezension verfolgen. Das Album ist definitiv nichts für Menschen mit schwacher Nackenmuskulatur, da das Kopfnicken nicht zu verhindern ist.
Bezeichnend für „AadB“, vom Rapper mit der souligen Stimme, die mich ab und zu an Hip-Hop Veteran Curse erinnert hat, ist der Song „Ich machs einfach“ (feat. Wanja Janeva). Smooth, chillig und dabei dennoch mit einem auffordernden, durchdachten Text, überzeugt mich LMNZ hier voll und ganz. Um meine so groß angekündigte, kritische Ader vom Anfang auch einmal aufblitzen zu lassen, hätte ich für meinen Geschmack den einen oder anderen Song vom Album geschmissen. 23 Tracks sind zwar schön, aber es macht das Endprodukt auch etwas langatmig und hat mich in manchen Phasen nicht immer gepackt. Anders formuliert ist es so vielfältig, dass mir persönlich ein paar Titel nicht zugesagt haben, was denke ich ganz natürlich ist, bei so vielen verschiedenen Interpreten, Sprachen und Melodien. So, Herr LMNZ, genug auf hohem Niveau gemeckert.
„Anders als die Besseren“
Der Wahlberliner mit hessischen Wurzeln hat hier völlig selbstständig Musik auf den Markt geworfen, die es verdient hätte, mehr Menschen zu treffen. Wer jetzt Angst hat, verletzt zu werden, sollte sich an Bob Marleys bzw. Drakes Worte erinnern: „One thing bout music, when it hits, you feel no pain“. Im Grunde ist „Anders als die Besseren“ ein Hip-Hop-Album, dessen große Abwechslung, sowohl sprachlich als auch textlich, es zu etwas Besonderen macht. Selbst dem deutschen Hip-Hop abgeneigte Hörer bekommen hier ein herrlich frisches Album mit ansprechenden Beats und intelligenten und auch herrlich komischen Texten serviert. Dennoch bleibt der Künstler seiner Linie treu, da er schon 2010 mit dem Album „Worldwide Rap“ 76 Interpreten vereinte. Abschließend empfehle ich den Kauf oder Download des Albums, wenn man noch nach der richtigen Sommermusik sucht oder mal auf ungewöhnlichen Pfaden des Hip-Hops wandern will, ohne enttäuscht zu werden. „LMNZ – Anders als die Besseren“, oder wie ich es titulieren würde: „LMNZ – Überraschender als die Besseren“.
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