Die Reise von der einen zur nächsten indonesischen Insel ging weiter. Mit meiner indonesischen Freundin Lily und Chris, einem weiteren Freund von ihr, erlebte ich auf Flores und um die Insel herum Abenteuer, von denen ich vorher nicht gedacht hätte, sie überstehen zu müssen. Besonders die Tierwelt sorgte für einige Adrenalinschübe.

Die Sorge um Malaria steigt
Auf Flores lernte ich zuerst noch einmal das einheimische Leben in Indonesien kennen, denn wir übernachteten in einer Gastfamilie. Daran keine normale Toilette zu haben, hatte ich mich bereits gewöhnt. Auch die Geckos störten mich nicht. Nur meine Angst vor Malaria war in dieser entlegenen indonesischen Gegend ziemlich groß. Denn Mückenstiche ließen sich hier nicht vermeiden. Meine Freunde amüsierten sich über mich und Chris meinte, dass er einmal Malaria gehabt hätte und durch das Essen von Bananenblättern wieder gesund geworden wäre. Ich dachte nur an meine weitere Reise und daran, dass die chinesischen und amerikanischen Behörden mir als Bananenblatt-essende Malariapatientin bestimmt beruhigt ein Visum ausstellen würden.
Skorpionspinnen in der Tropfsteinhöhle und eine unliebsame Klettertour
Batu Cermin, die sogenannte Spiegelhöhle mit den glitzernden Wänden, ließen wir uns nicht entgehen. Hier hatten sich die Einheimischen früher vor den Kolonialherren versteckt, die in das weit verzweigte Tunnelsystem nicht vorgedrungen waren. Neben den Stalagmiten und Stalaktiten beeindruckten mich vor allem die Fossilien von Fischen, Korallen und sogar einer Meeresschildkröte, die an den Wänden zu sehen waren. Vor tausenden von Jahren hatten die Höhlen unter Wasser gelegen.
Wohl fühlte ich mich beim Kriechen durch die dunklen, teilweise sehr engen Gänge in der schwül-modrigen Luft jedoch nicht. Die Fledermausschwärme zu betrachten, fand ich noch interessant, doch als die Taschenlampe unseres Guides plötzlich eine handtellergroße, schwarze Spinne streifte, die aus einem Harry-Potter-Film hätte stammen können, konnte ich einen kleinen Schrei gerade noch unterdrücken. Natürlich mussten wir erfahren, dass diese sogenannten Skorpionspinnen giftig waren. Als wir für ein paar Minuten in einer der Hallen der Höhle unsere Taschenlampen ausschalteten, klopfte mein Herz so laut, dass es bestimmt selbst die Spinnen in der hintersten Höhlenecke hörten.
Leider wusste ich vorher nichts von der bevorstehenden Höhlenexpedition und war in kurzer Hose und mit Flip Flops eher für einen Strandausflug gerüstet. Dies wurde mir jedoch erst richtig zum Verhängnis, als wir wieder draußen waren. Lily, Chris und der Guide kamen auf die grandiose Idee, den 60 Meter hohen Berg über der Höhle zu erklimmen. „In Flip Flops über scharfe Felsen, steile Holzleitern und durch dichtes Gestrüpp? Nicht mit mir“, dachte ich. Doch genau dies stand mir bevor, denn am Ausgang der Höhle konnte ich nicht warten – zu gefährlich, meinten die anderen. Sie hatten also ganz schön ihre Not mit mir, denn ich bin auch mit passenden Schuhen keine geübte Kletterin. Als wir endlich oben ankamen, war ich ziemlich erleichtert, wünschte mir jedoch, da niemals wieder heruntersteigen zu müssen. Chris, der von Beruf Fotograf war und sich trotz seiner zwei großen Kameras behände wie ein Affe bewegte, entschied ohne zu überlegen, dass wir Schuhe tauschen würden. Erst wollte ich das nicht annehmen, doch am Ende kletterte ich etwas beruhigter in seinen Trekkingsandalen, die mir drei Nummern zu groß waren. Er war in meinen grün-rosafarbenen Flip Flops immer noch schneller. Viel entspannender war da doch das Volleyballspiel, das ich mit ein paar indonesischen Mädchen, die ich am Ausgangspunkt traf, begann.
Zittern vor den Komodo-Drachen
Der Höhepunkt und das größte Abenteuer meiner Indonesienreise war eine zweitägige Bootstour durch die Inselwelt vor Flores. Klares Wasser, zuckerweiße Strände und prächtige Korallenriffe – eine scheinbar paradiesische Landschaft. Doch auf einer dieser Inseln leben die größten und gefährlichsten Reptilien der Welt: die Komodowarane. Sie riechen Blut über fünf Kilometer, können schnell wie ein Pferd sein, haben Schuppen wie eine Schlange, sind so lang wie ein Kleinwagen und das teure Mittel gegen ihr heimtückisches Gift liegt im Krankenhaus von Bali mindestens sechs Stunden entfernt.
Von diesen entzückenden Fakten erfuhr ich jedoch erst, als der erste Drache unmittelbar vor mir lag. Sie laufen frei auf der Insel herum, wir liefen in einer kleinen Gruppe mit einem Guide, der zum Schutz nur einen gegabelten Stab hatte. Doch wir drangen ja in das Territorium der Tiere ein, nicht sie in unseres.
Der erste Waran, den wir sahen, war grün angemalt – er wurde gekennzeichnet, da er vor ein paar Monaten Touristen angefallen hatte. Mit ihrer erdfarbenen Schuppenhaut tarnten sich die Reptilien sonst so gut, dass ich sie immer erst auf dem zweiten Blick erkannte. Mein Puls schlug während der ganzen Wanderung über die Insel mindestens doppelt so schnell wie normalerweise. Ich versuchte immer die 360 Grad um mich herum im Blick zu behalten, um zu sehen, ob da nicht unter irgendeinem Baumstamm noch ein Drache lauerte. Einmal war genau das der Fall: Alle waren so fasziniert von dem Tier vor uns, dass erst keiner das andere Reptil genau hinter uns bemerkte. Komodowarane sind die Lebewesen auf der Erde, die den Dinosauriern noch am ähnlichsten sind. Als ich jedoch noch erfuhr, dass die Drachen sogar ihre eigenen Nachkommen fressen, konnte ich mich endgültig nicht mehr für diese gruseligen Urviecher begeistern.
Babyhaie, Giftrochen, Vampirfledermäuse
Auf der restlichen Bootstour, konnte mich nur noch eine Sache schocken. Nein es war nicht das Schnorcheln mit giftigen Mantarochen und Babyhaien, es war nicht die starke Strömung und die Passage durch eine Stelle mit hohen Wellen, es waren nicht die Riesenfledermäuse, die vor dem Sonnenuntergang und dem funkelnden Sternenhimmel flogen. Generell war die gesamte Bootstour sogar sehr erholsam. Zum ersten Mal musste ich mir auch keine Sorgen um die Malariamücken machen, die hier auf dem Meer nicht herumschwirrten.
Ich war zusammen mit Lily, Chris, einem anderen Deutschen, einem Engländer, dem Matrosen und dem taubstummen Kapitän auf dem kleinen Holzboot. Wir unterhielten uns gut, ob nun auf Englisch, Indonesisch, Deutsch oder mit Händen und Füßen und lachten viel. Lily und Chris saßen manchmal vorne, ließen die Beine baumeln und sangen wunderschöne indonesische Lieder.
Die einzige Sache, die mich geschockt hat? Dass ich am Morgen nach der Nacht auf dem Schiff mit den ernst gemeinten Worten geweckt wurde: „Aufwachen Elisa, wir gucken uns jetzt die zweite Komodo-Insel an!“
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