Solidarische Landwirtschaft, Tauschringe, ein Lastenfahrrad: Es gibt viele Möglichkeiten, um Nachhaltigkeit in seinen Kiez zu bringen. Transition Town Initiativen wollen mithilfe nachbarschaftlicher Zusammenarbeit zu einer besseren Zukunft beitragen. Die Weddingwandler sind eine davon.
Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Menschen sitzt in einem Stuhlkreis. Sie lachen, albern herum und erzählen sich von ihren Ideen. Es herrscht eine lockere Atmosphäre, obwohl die Themen ernst sind. Es geht um die Zukunft. Genauer gesagt, um den Klimawandel und die zukünftige Ressourcenknappheit. Solche und viele andere Themen werden beim ,,Alle-Treffen’’ in Berlin-Wedding besprochen. Hier treffen sich einmal im Monat die Mitglieder der ,,Weddingwandler’’. Die Weddingwandler sind eine von vielen Transition-Town-Initiativen (deutsch: Stadt im Wandel), die sich Gedanken über Alternativen zu dem bestehenden Gesellschafts- und Wirtschaftssystem machen.
Engagieren für eine gemeinsame Zukunft
Alternative Lebensstile sind seit Jahren im Trend. Ob Slow Food oder Urban Gardening – sich für Nachhaltigkeit einzusetzen kann doch so schön und einfach sein. Grün zu denken ist in unserer Gesellschaft hip. Die Anzahl der Gruppen und Bewegungen, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen, steigt.
Eine Bewegung, die in den letzten Jahren besonders populär geworden ist, ist besagte Transition Town. Sie will mit simplen Ideen ihre Stadt oder ihren Bezirk verändern. ,,Transition ist eine wunderbare Verbindung von bürgerlichem Engagement und globaler Vernetzung. In vielen Städten der Welt kommen Menschen zusammen und entwerfen ein lebenswertes Zukunftsmodell für ihre Gemeinden’’, so der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler.
Berlin: eine Stadt im Wandel
2006 gründete sich die erste Initiative in Großbritannien. Seitdem ist die Anzahl der Gruppen kontinuierlich gewachsen und aktuell gibt es in mehr als 40 Ländern, wie zum Beispiel in Japan, Brasilien oder auch der Schweiz, Transition Towns. Insgesamt soll es 3.000 bis 4000 Gruppen weltweit geben, davon mehr als 100 Gruppen in Deutschland.
Auch die Weddingwandler gehören dazu. Sie engagieren sich ehrenamtlich für einen gerechten und nachhaltigen Lebensstil in ihrem Kiez. Sie wollen das Thema Nachhaltigkeit in die Köpfe der Bürger bringen. Für sie reicht es nicht zu sagen, dass die Politik allein für Nachhaltigkeit verantwortlich ist oder die Bürger selbst. Es ist eine Sache, die alle machen müssen, egal in welchem Bereich. Die Initiative fokussiert sich dabei auf die Themen: kritischer Konsum, Wohn- und Lebensräume, Mobilität und Verkehr, Garten und Ernährung, Energie, Herz und Kommunikation.
Hopkins: ein Vordenker
Ins Leben gerufen wurde die Transition-Town-Initiative vom britischen Umweltaktivisten Rob Hopkins. Er bemängelte, dass die internationale Politik nicht ausreichend auf den Klimawandel und die Verknappung von Erdöl und Rohstoffen eingehe. Daher müssen lokale Alternativen geschaffen werden.
Dazu gehört zumBeispiel der „Dinge-Schrank“ der Weddingwandler. Dieser steht in der Utrechtstraße 36 und bietet ein relativ großes Angebot an Werkzeugen, Büchern und DVDs mit Transition-Town-Hintergrund. Alles Dinge, die ab und zu gebraucht werden, aber die man nicht zwingend besitzen muss. Jeder kann dorthin kommen und sich diese ausleihen.
Selbst einen Teil beitragen
Die Idee dahinter ist, die Kultur des Besitzens durch eine Kultur des Teilens zu ersetzen und so zu einer nachhaltigen Lebensweise beizutragen. Zusätzlich fördert dies den Austausch unter den Nachbarn. Auch weitere Projekte der Weddingwandler beschäftigen sich mit diesem Ansatz: das Lastenrad, die Commuity Supported Agriculture (CSA) und das Brotback- und Aufstrichkollektiv. So wird versucht mithilfe einer Gemeinschaft Energie und Ressourcen zu sparen.
Nachhaltige Lebensstile und Produkte werden in den nächsten Jahren sicherlich weiter an Bedeutung gewinnen. Die Transition Town ist nur eines von zahlreichen Beispielen dafür, dass zusammen eine nachhaltigere Welt gestalten werden kann. Und das macht Mut.
Astrid
Der Artikel trifft das Thema ausgezeichnet! Etwas kürzer gefasst, fände er bestimmt weitere Leser. Noch ein Tipp,der Begriff “Stuhlkreis” ist in vielen Köpfen negativ besetzt, besser nicht verwenden. Tut dem wichtigen Thema nicht gut. Ansonsten weiterso, man spürt großes journalistisches Engagement!
Papa
Toller Artikel über Kiez -Initiativen in unserer Metropole. Es ist wichtig die in den Bezirken ansässigen Vereine und Gruppen, die ihre Mitwelt gestalten, in der Öffentlichkeit darzustellen um der Anonymität einer Großstadt entgegen zu wirken.