Männlichkeit ist eine vielschichtige Eigenschaft, die sehr viele Vorteile mit sich bringt aber manchmal kann sie in eine toxische Richtung umschlagen. Toxische Männlichkeit kann gerade im Umgang und in einer Beziehung dazu führen, dass wir keine gesunde Beziehungen und ein positives Selbstbild aufzubauen können. Hier erfährst du, wie du die negativen Auswirkungen dieser Muster erkennen und überwinden kannst.
Die Bedeutung von Männlichkeit
Männlichkeit ist ein komplexes Konzept, das viele Facetten hat. Es kann mit Stärke, Mut, Durchsetzungsvermögen und Verantwortungsbewusstsein verbunden sein. Dieses Konzept ist vor allem von gesellschaftlichen Erwartungen und Normen geprägt und tut bei weitem nicht jedem gut. Leider können jedoch bestimmte Vorstellungen von Männlichkeit auch zu schädlichen Verhaltensmustern führen, die als toxische Männlichkeit bekannt sind.
Toxisch oder doch nur traditionell/konservativ?
Durch aktuelle Debatten über Rollenklischees, Geschlechter und Definitionen ist es ziemlich komplex geworden, diese Unterscheidung ganz konkret zu treffen. Ist ein Mann, der die traditionellen und konservativen Werte der Männlichkeit vertritt nun toxisch oder nicht? Viele Repräsentanten der Männlichkeit könnten damit Gefahr laufen, sich ungerechterweise als toxisch abgestempelt zu sehen.
Oder sind nicht sogar einige der sogenannten traditionellen Ansichten von Grund auf toxischer Natur, weil die Gesellschaft überwiegend aus Männern bestand, die diese Vorstellungen und Traditionen schafften? Das ist sehr schwierig zu beurteilen, denn mit Sicherheit gibt es ein komplexes Zusammenspiel beider Aspekte, die dazu beigetragen haben, dass diese Frage gestellt wird. Dennoch kann sich jeder selbst eine konkrete Meinung darüber bilden.
Was genau ist toxische Männlichkeit?
Allgemein formuliert bezieht sich toxische Männlichkeit auf bestimmte schädliche Verhaltensweisen und Einstellungen, die oftmals in traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit verankert sind. Die schädlichsten Früchte dieser Einstellung sind beispielsweise übermäßige Aggressivität, Dominanz und herrschsüchtiges Verhalten, Unterdrückung von Emotionen, Respektlosigkeit gegenüber Frauen und anderen Männern sowie das Streben nach Macht und Kontrolle. Weiterhin gibt es Verhaltensweisen, die überwiegend dem Betroffenen schaden oder Verhaltensweisen die andere Menschen betreffen.
Die Red Flags der toxischen Männlichkeit
– Aggressives Verhalten: Aggressives Verhalten und Gewalt sind offensichtliche Zeichen toxischer Männlichkeit, sei es verbal oder physisch, ist ein klarer Red Flag. Eine gesunde Männlichkeit sollte sich nicht in Gewalt oder dem Herabsetzen anderer äußern, denn immerhin sind wir aus der Steinzeit raus.
– Rigidität bei Geschlechterrollen: Wenn jemand starr an traditionellen Geschlechterrollen festhält und keine Offenheit für Vielfalt und Gleichberechtigung zeigt, kann dies auf toxische Männlichkeit hindeuten. Gerade durch aktuelle Bewegungen und Debatten ist es wichtig, dass Gleichberechtigung nicht negiert wird.
– Dominanz und Kontrolle: Zugegeben, ein wenig Dominanz haben wir schon alle Mal an den Tag gelegt. Toxische Männlichkeit strebt jedoch oft nach Kontrolle und Dominanz in Beziehungen, was zu einem Ungleichgewicht der Macht führen kann, in dem ungesunde Abhängigkeiten entstehen. Manipulation ist ebenso ein Teil psychischer Gewalt und Kontrolle, der nicht unterschätzt werden sollte.
– Respektloses Verhalten gegenüber Frauen: Respektloses Verhalten gegenüber Frauen oder aktive Herabsetzung zeigt sich vor allem in abwertenden Aussagen, Objektifizierung oder dem Ignorieren ihrer Meinungen und Bedürfnisse. Nicht zuletzt zählen auch die Sexualisierung und Mansplaining dazu.
– Unterdrückung von Emotionen: Die Annahme, dass Männer keine Emotionen zeigen sollten, ist schon sehr alt und immer noch weit verbreitet. Ein toxisches Männlichkeitsmerkmal, das zu emotionaler Unterdrückung mit schweren Folgen führen kann.
Woher kommt toxische Männlichkeit?
In der Regel kann man davon ausgehen, dass Männlichkeit, sowie auch toxische Männlichkeit anerzogen werden. Vielleicht nicht immer bewusst und eher unterschwellig, wenn ein kleiner Junge dazu angehalten wird, nicht zu weinen. Dennoch sind die Auswirkungen enorm. Nicht zuletzt durch Heldengeschichten in Kinderbüchern werden die gesellschaftlichen Erwartungen an Kinder geschürt und von Generation zu Generation weitergegeben.
Damit wird zwar eine gewisse Tradition geschaffen, aber auch ein schädliches Muster, welches vielleicht gar nicht mehr zeitgemäß ist. Genau wie traditionelle Weiblichkeit, hat die Männlichkeit Rollenklischees zu erfüllen und kann sich als toxisch erweisen, wenn sie nicht hinterfragt, sondern nur stumm übernommen wird, ‚weil es schon immer so war‘.
Die Folgen der toxischen Männlichkeit
Toxische Männlichkeit kann negative Auswirkungen auf Männer selbst, aber auch auf ihre Beziehungen und die Gesellschaft als Ganzes haben. Männer könnten sich gezwungen fühlen, ein falsches Bild von sich selbst zu präsentieren und ihre wahren Gefühle zu unterdrücken, was in der Folge zu psychischem Druck, emotionalem Stress, psychischen Problemen und sozialer Isolation führen.
Den gesellschaftlichen und traditionellen Erwartungen gerecht werden zu wollen, kann negative Auswirkungen auf das gesamte Leben haben. In Beziehungen kann toxische Männlichkeit zu einer ungesunden Dynamik führen, in der die Bedürfnisse und Wünsche des Partners nicht respektiert werden. Das macht auf Dauer beide Partner nicht glücklich und kann sich zu toxischen Mustern entwickeln.
Den eigenen Männlichkeitsbegriff hinterfragen
Wir alle sind in gewisser Weise durch unsere Erziehung geprägt worden und niemand ist perfekt, wir alle tragen Anteile in uns, die uns vielleicht nicht guttun. Es ist trotzdem wichtig, den eigenen Männlichkeitsbegriff zu hinterfragen und zu überlegen, welche Eigenschaften und Verhaltensweisen wirklich bedeutsam sind, um eine gesunde Beziehung zu sich selbst und anderen zu entwickeln.
Eine gesunde Männlichkeit sollte auf Respekt, Empathie, Einfühlungsvermögen und Gleichberechtigung basieren. Es führt also kein Weg daran vorbei, die gesellschaftlichen Normen und eventuell veraltete Werte zu hinterfragen und sie mit der eigenen Identität und dem Verhalten abzugleichen.
Die Rolle von Vorbildern
Vorbilder spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung unserer Identität und unseres Verhaltens, nicht zuletzt ist gerade im jungen Alter das Modelllernen sehr weit verbreitet. Es ist entscheidend, sich positive Vorbilder zu suchen, die eine gesunde Männlichkeit verkörpern und respektvolle Beziehungen pflegen. Als Kind geht es natürlich nicht immer, gerade wenn man bedenkt, dass toxische Männlichkeit noch Anerkennung und Zuspruch bekommt. Umso wichtiger ist es, als Elternteil darauf zu achten, dass man das Kind mit positiven Vorbildern umgibt.
Gesunde Beziehungen aufbauen
Um toxische Männlichkeit in Beziehungen zu überwinden, ist es wichtig, auf offene Kommunikation, Vertrauen und Respekt zu setzen. Das sollte geschehen, nachdem man die eigenen Verhaltensweisen hinterfragt und sich mit sich selbst auseinandergesetzt hat.
Männer sollten ermutigt werden, Emotionen auszudrücken und sich nicht in der Rolle des starken, unerschütterlichen Beschützers gefangen zu fühlen. Jeder sollte die Wahl haben, stark oder schwach sein zu können und nicht in eine Rolle gezwängt zu werden, die er nicht erfüllen möchte. Nicht zuletzt ist es auch der Einzelne, der für sich entscheiden können sollte, damit ist nicht nur ihm selbst geholfen, sondern auch anderen, die sich in ihrer Rolle noch gefangen fühlen.
Sich von schädlichen Verhaltensmustern lösen
Der Weg zu einer gesunden Männlichkeit beginnt mit dem Erkennen und Überwinden toxischer Verhaltensmuster und Erwartungen. Es erfordert Mut, sich von schädlichen Vorstellungen von Männlichkeit zu lösen und eine Identität zu entwickeln, die auf Authentizität und Selbstachtung basiert. Die Überwindung von toxischer Männlichkeit erfordert eine gemeinsame Anstrengung von Männern und Frauen, denn nur gemeinsam können wir die Gesellschaft verändern.
Indem wir uns bewusst gegen schädliche Verhaltensweisen stellen und stattdessen Gleichberechtigung, Empathie und Respekt fördern, können wir eine Kultur schaffen, die gesunde Männlichkeit unterstützt und fördert.
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