…oder wollte ich es einfach nicht hören…? …dass Mama sein so schön sein kann, so erfüllend und wertvoll? Ich denke dabei auch an die Journalistin Birgit Kelle, die sinngemäß einmal etwas Ähnliches äußerte: “Warum hat mir keiner gesagt, was es mit mir macht, wenn ich ein Kind bekomme?”
Als Karrierefrau wollte sie nach der Geburt ihres ersten Kindes nämlich schnell wieder zurück in den Beruf und stand auf einmal ungeahnten Gefühlen gegenüber. In ihrem Buch „Muttertier“ erzählt sie von diesen Erfahrungen und setzt sich für ein neues Arbeits-Zeit-Modell ein. Sie merkt nämlich, dass es ihr wenig bringt, Hauptsache wieder im Beruf zu sein, aber ein schlechtes Gewissen zu haben, nicht für ihr Kind da sein zu können – genauso wenig wie Zuhause beim Kind zu sein, innerlich unruhig, dass sie doch eigentlich arbeiten müsste…
„Nur“ Mama sein
Ich habe aktuell das Privileg, einfach und ganz unverschämt „nur“ Mama sein zu dürfen. „Nur“ Mama – so fühlt es sich manchmal an, denn ich habe das Gefühl, es wird nicht wirklich gewertschätzt, was Mütter tagtäglich leisten für ihre Kinder und letztendlich für die Gesellschaft. Ich sehe aber auch etwas Positives in dem „nur“: ich darf mich begrenzen. Mein Kopf muss gerade nicht überall mitdenken – ich habe jetzt eine andere, sehr wichtige Aufgabe. Ich bin Mama geworden und das hat mich bisher unendlich bereichert, aber auch sehr herausgefordert und an so manche Grenze gebracht. Natürlich freut man sich hier und da über einen Babysitter, um mal etwas freihändig und in Ruhe tun zu können, und wie schön ist es für beide Seiten, wenn man das Baby mal in die Hände der Großeltern geben kann für eine Zeit lang, wissend, dass sie es ebenso genießen wie ich. Sie die Zeit mit dem Enkel, ich etwas Zeit für mich oder Projekte, die mir wichtig sind…
Besser als „nur“ Mama sein gefällt mir der Ausdruck „ganz“ Mama sein: ich darf mich ganz auf dieses kleine Wesen konzentrieren, ganz da sein mit meiner Aufmerksamkeit (auch wenn mir das manchmal schon schwer fällt, weil die Welt um einen herum ja auch nicht stehen bleibt und man hier und da einiges erledigen möchte, teilhaben will….), ganz ausgefüllt sein mit dieser einen, doch so vielfältigen Aufgabe. Und dabei waren die letzten Monate nicht nur purer Sonnenschein… Lang hab ich mich gesehnt nach dem ersten Lächeln, Stillen war zu Beginn eine echte Herausforderung und ich bin froh, dass wir uns bis hier her durchgekämpft haben, auch die Nächte waren manchmal hart (oder überhaupt wach zu werden und zu bleiben… 😉)
Da geht’s um ein kleines Kind, das nicht nur physisch versorgt werden will, sondern auch emotional – und mir dabei so viel zurück gibt: es gibt vieles zu lernen über die Entwicklung von Kindern, wie man sie fördern kann, was in diesem Monat x jetzt wichtig ist… Es gibt einiges zu organisieren, unter anderem kann ich „Dauer-Shopping“ machen, denn die nächste Kleidergröße lässt besonders im ersten Lebensjahr nicht lang auf sich warten – und das macht mir jedenfalls richtig Spaß. 😉
Welch eine Liebe, welch eine Freude
Schon vor meiner Schwangerschaft plagten mich manchmal Zweifel, ob ich wirklich eine gute Mutter sein könnte. Würde es mich überhaupt interessieren, wenn die Kleinen ankommen mit ihren selbst gemalten Bildern, meilenweit entfernt von Picasso, auch wenn man ihnen doch so gern das Gefühl vermittelt? Kann ich mich erwärmen für endlose Spielplatz-Storys und hab ich in meinem Herzen ein Plätzchen frei für eventuelle Kinder-Leidenschaften wie Pferde oder Feuerwehrautos? Ganz ehrlich: ich weiß es (noch) nicht. Man sagt ja so gern: da wächst du rein und das kommt dann alles Schritt für Schritt… ich hoffe es!
Was ich aber bisher sagen kann ist, dass mein Herz erfüllt ist von einer ungekannten Liebe für dieses kleine Kind, das mir so oft den Tag versüßt und das ich auch nicht gegen eine Woche durchschlafen oder einen gutbezahlten Job zurücktauschen wollen würde… Das Leben ist manchmal nur so kompliziert, wie man es sich selber macht. Und wenn ich die Nacht nicht gut schlafen konnte, schlafe ich eben morgens länger, wenn ich keinen Termin habe – wen juckt es schon? Besonders mit dem ersten Kind kann man das doch gut machen, sag‘ ich mir und dreh mich nochmal um.
Warum eigentlich…?
Warum legen wir den Fokus also, wenn wir über Kinder und Mama-sein reden oft darauf, dass sie „schnell aus dem Gröbsten raus sein“ sollen, oder schmieden ambitionierte Pläne, was wir alles „trotz Kind“ und „nebenher“ noch machen wollen, als hätte unsere neue Aufgabe deutlich weniger Wert…?
Vielleicht wollte ich es nicht hören, dass Mama-sein so schön sein kann, weil ich Angst davor hatte, mich dem ganz zu widmen – vielleicht auch Angst, Ansehen zu verlieren, wenn ich sagen würde, ich freue mich drauf, „nur“ und „ganz“ Mama zu sein…
Warum denn, wenn es so schön sein kann? Warum sollte man sich das Leben unnötig schwerer machen und nicht einfach genießen?
„Sie bleiben ja nicht lang so klein und wachsen so schnell“ – auch diese Wahrheit hatte ich bisher fröhlich überhört in meinem Eifer, am „richtigen Leben“ wieder teilhaben zu wollen.
Doch wenn ich mich richtig auf meinen neuen frei gestaltbaren, wundervoll chaotischen Alltag einlasse, merke ich: obwohl alles so schnell geht, kann ich innerlich zur Ruhe kommen und einfach 100% geben für das kleine Wunder, das gerade so auf mich angewiesen ist wie auf keinen anderen Menschen – und schmeichelt das nicht auch irgendwie?!
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