Minnesota ist nach Alaska der zweitkälteste Staat in den USA. Das habe ich Anfang Januar ordentlich zu spüren bekommen. Hat eine Menge Nachteile, aber es gibt auch gute Seiten. Wie ich außerdem meinen Silvesterabend verbracht habe und welches neue Hobby ich entdeckt habe, erfahrt ihr hier.
Silvester ist in Deutschland zusammen mit Weihnachten und Karneval wahrscheinlich das Fest überhaupt. Überall finden Partys statt und nach Weihnachten freut man sich für gewöhnlich schon so sehr darauf, den Silvesterabend mit Familie oder Freunden zu verbringen. Ein Brauch an Silvester: Feuerwerke um Mitternacht, die das neue Jahr einleiten. Hier in Minnesota findet das genaue Gegenteil statt. Silvester ist nicht mal wirklich ein Fest oder irgendetwas Wichtiges. Erst einmal gibt es den Begriff Silvester im Englischen nicht, man nennt es hier New Year’s Eve. Niemand würde hier irgendein Wort verstehen, wenn man anfinge, von „Silvester“ zu reden.
Des Weiteren gibt es keine Feuerwerke um Mitternacht, die sind sogar verboten. Feuerwerke werden hier nur am 4. Juli, dem „Independence Day“, abgeschossen. Und es finden auch keine wirklichen Partys statt. Für gewöhnlich verbringen Jugendliche den Abend einfach zusammen unter Freunden oder man geht ins Kino. Um Mitternacht sagt man sich dann ,,Happy New Year‘‘, aber um 12:01 Uhr ist es auch schon wieder mehr oder weniger vergessen. Um ehrlich zu sein: Ich persönlich habe mir Silvester in Amerika wie eine einzige große Party vorgestellt, aber zu meiner Überraschung ist der 31. Dezember überhaupt kein besonderer Tag.
Der Januar ist der wahrscheinlich kälteste Monat im ganzen Jahr in Minnesota. Es wird draußen manchmal so kalt, dass ich wirklich nicht mehr raus gehe. In den letzten 14 Tagen waren die einzigen Sekunden, die ich außerhalb des Hauses verbracht habe, der Weg vom Auto ins Schulgebäude und der Weg vom Schulgebäude zum Auto zurück. Ungefähr vor einer Woche hatte ich das erste Mal schulfrei, weil es zu kalt war, nämlich minus 40 Grad. Außerdem hatten wir unzählige Male früher Schulschluss oder zwei Stunden später Schulbeginn, weil die Schneestürme zu gefährlich waren, um mit dem Auto zu fahren. Und da die meisten Kinder hier mit 15 schon den Führerschein haben und dann mit 16 ihr erstes Auto kriegen, fahren fast alle Schüler alleine mit dem Auto zu Schule. Man sieht nicht mal Kinder, die draußen auf der Straße spielen, denn es macht bei der Kälte auch wirklich keinen Spaß.

Ein Vorteil an der Kälte ist, dass hier jegliche Wasserstellen komplett zufrieren: Beliebt für Leute, die gerne Eisfischen. Und da Minnesota auch „das Land der 10.000 Seen“ genannt wird, gibt es davon eine ganze Menge. Natürlich hatte auch ich schon die Ehre, zum ersten Mal Eisfischen zu gehen. Es findet auf dem gefrorenen Eis statt, welches dicker als einen Meter wird und deswegen einer Menge Gewicht standhält. Man fischt entweder in einem wetterfesten Zelt oder in einem Fischerhaus, was wie eine Art Wohnwagen aussieht. Mein Hostvater hat so eins und hat mich in so einem zum ersten Mal mitgenommen. Da man am besten in der Mitte des Sees fischt, sind wir dann erstmal im Truck mit Fischerhaus als Anhänger auf das Eis draufgefahren, genauso wie bestimmt noch 50 andere. Ja, man kann mit dem Auto einfach so auf dem Eis herumfahren und nein, es bricht nicht. Auf dem Handy mit speziellen Apps kann man sehen, wo im See das Wasser tief ist und wo nicht, und demnach sucht man sich einen Platz zum Fischen.
Da das Eis dick genug ist, kann man das Haus einfach stehen lassen, wenn man nach Hause fährt und in den nächsten Tagen wieder kommen will, oder man übernachtet einfach auf dem Eis. Ich muss sagen, auf dem Eis Auto zu fahren und mehrere Tage einfach dort zu verbringen, war auf jeden Fall verrückt. Da das Eis teilweise an manchen Stellen wirklich bricht, hört es sich manchmal an wie ein Gewitter, wenn Leute mit dem Auto darauf herumfahren. Zwar besteht eigentlich keine Gefahr, denn das Eis ist zu dick, um komplett durchzubrechen. Jedoch habe ich mich das ein oder andere Mal ziemlich erschrocken. Ob und wie lange es so kalt bleibt, weiß ich noch nicht, aber ich hoffe, dass ich noch andere Winteraktivitäten ausprobieren kann! Was außer Schneestürmen und Eisfischen sonst noch passiert erfahrt ihr alles in meinem nächsten Artikel!
Eure Emma
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