Jährlich pilgern Millionen Touristen nach Hamburg: Einerseits um Elbe und Alster zu bestaunen, andererseits locken die großen Musicals in Deutschland. Neben Disney’s „König der Löwen“ wartet die Stage Theatergruppe mit einem weiteren Klassiker auf: In der Neuen Flora gibt es noch mehr Disney-Zauber mit „Aladdin“. Hat das junge Musical das Potenzial, die Filmvorlage zu übertreffen?
Große Persönlichkeiten
Die Handlung ist schnell erzählt: Der arme Straßenjunge Aladdin hält sich in der arabischen Stadt Agrabah durch kleine Diebstähle über Wasser. Dennoch träumt er davon, mal mehr als das zu sein und nicht immer von oben herab behandelt zu werden. Schließlich begegnet er dem Großwesir des Sultans und gelangt so an die legendäre Öllampe: Mithilfe des darin hausenden Dschinnis, der ihm drei Wünsche gewährt, versucht er Prinzessin Jasmins Herz zu erobern.
Bis die Geschichte Fahrt aufnimmt, zieht es sich ein wenig. Das macht aber nichts, denn so bekommen alle Charaktere genug Zeit zur Vorstellung. Prinzessin Jasmin etwa trifft Aladdin recht früh in der Aufführung. Sie wird als starke Frau inszeniert, mehr noch als im Film, was ihr eine interessantere Note verleiht. Bösewicht Jafar dagegen zeigt sich deutlich weniger mächtig als in der Vorlage, wenn auch nicht minder böse.
Kleine Defizite
Obwohl die Besetzung hervorragend zu den Charakteren passt, werden einige bedauerliche, wenn auch nachvollziehbare Änderungen vorgenommen: Aladdins treuer Begleiter aus dem Disney-Original ist nicht an seiner Seite – stattdessen wird Abu das Äffchen durch drei Freunde Aladdins ersetzt. Auch Jasmins Tiger Raja wird später nicht zu sehen sein, sondern durch namenlose Kammerzofen ersetzt. Auch der fliegende Teppich nimmt eine kleinere Rolle als im Film ein, was inhaltlich zu einigen Verschiebungen führt. Dadurch bleibt Aladdin als Figur sehr blass und seine Charakterentwicklung wird nicht ganz klar – Der Dschinni läuft ihm eindeutig den Rang ab und ist der absolute Publikumsliebling.
Jafars Papagei und Gehilfe Jago wird im Musical zum Hofnarr umgewandelt, was erstaunlich gut gelingt. Insbesondere durch die eindrucksvollen Kostüme: Aufwändig gestaltete Pumphosen, funkelnde Turbane und detailverliebte Roben tragen enorm zum Charme des Stücks bei. Die betuchteren Charaktere tragen Kostüme so glitzernd und prunkvoll, dass sie fast vom Rest der Show ablenken.
Magische Nächte
Schnell wird klar: Auf der Bühne ist immer etwas los, dem Auge wird nie langweilig. Denn auch das Bühnenbild ist herausragend schön. Doch ohne zu viel vorwegzunehmen, sind es vor allem zwei besondere Szenen, die dem Zuschauer wohl lange im Gedächtnis bleiben werden – alleine wegen der wirklich bezaubernden Gestaltung der Bühne. Die vermittelt an sich schon so viel Magie und Fantasie, dass es die fortlaufende Geschichte gar nicht wirklich braucht.
Wie auch im „König der Löwen“ werden zwischendurch aktuelle Anspielungen und Witze eingestreut. Meistens zünden die leider gar nicht und sind fast schon etwas unangenehm anzuhören. Umso besser ist es also, wenn wieder gesungen wird. Die vom Original übernommenen Stücke übertreffen deren Ursprung sogar und klingen noch Tage nach der Vorstellung im Ohr nach. Die eingängigen, zum großen Teil fantastisch vorgetragenen Songs liefern zusammen mit den Choreographien das, was sich das Publikum wünscht: Großartige Unterhaltung und pure Freude beim Zusehen.
Fazit
Letztendlich hängt es natürlich vom persönlichen Geschmack ab, ob man „König der Löwen“ oder „Aladdin“ bevorzugt. Wer sich vor allem nach dem Disney-Flair sehnt: Den versprüht Aladdin sehr wohl auch. An keiner Stelle wirkt die Vorstellung gestreckt, es wird nicht langweilig oder anstrengend. Tatsächlich fühlt man sich wirklich ein wenig wie bei Tausendundeine Nacht, aus der man nur aufschreckt, wenn ein unpassender Flachwitz vorgetragen wird. Schade sind auch die recht deutlichen inhaltlichen Abweichungen von der Vorlage, die dem Charme der Aufführung selbst allerdings nichts anhaben können. Denn alles in allem ist Aladdin ein tatsächlich bezauberndes Stück, das man sich ansehen sollte, wenn man sich ohnehin in der schönsten aller Hansestädte aufhält.
Freudfreuts
Trifft den Nagel auf den Kopf!
Dieses visuelle Meisterwerk hat zwar seine Längen ist aber besticht aber letztenendes durch das perfekt transferierte Disney-Flair
Nicolás Heyden
Ein schönes Stück zu einer schönen Geschichte mit der unsere Generation aufgewachsen ist! Leider, allerdings zurecht, wird die Geschichte von Aladdin von vielen Orientalismus-Kritikern gerne aufs Korn genommen.