„Wie kommt man auf Bukarest?“ – diese Frage stellte mir zwei Wochen vor Abflug so ziemlich jeder, dem ich von meinem Urlaubsziel für dieses Jahr erzählte. Zugegeben, es war nicht meine Idee, sondern die eines Freundes, der mich spontan fragte, ob ich Lust hätte, mitzukommen. Ich flog nach Bukarest ohne viel Vorwissen, ohne die Sprache zu beherrschen und ohne zu wissen, was mich erwarten würde. Ein paar Eindrücke und Erfahrungen aus einer Woche in der rumänischen Hauptstadt.

Aus alt mach neu: kommunistische Monumentalbauten in Kombination mit modernem Chic
„Paris des Ostens“ – Diese Beschreibung las ich mehrfach im Internet, als ich mich etwa eineinhalb Wochen vor dem Abflug über Bukarest informierte. Mit seinen vielen verwinkelten und teils gut versteckten Gässchen, in die man so viele Kaffeetische und Stühle quetscht, wie nur möglich, hat die Stadt tatsächlich etwas von Frankreich. Gerade das sogenannte Leipziger Viertel (Lipscani) zeichnet sich durch seine vielen internationalen Restaurants und Bars aus. Dort findet man einen Italiener neben einem Griechen, mittendrin ein deutsches Restaurant, das Würstchen und Oktoberfeststimmung anbietet und vereinzelt auch einige einheimischen Restaurants. Es wird schnell klar, dass es sich hierbei um ein typisches Touristenviertel handelt. Trotzdem lohnt sich ein Besuch allemal. Es ist bunt, voll und es gibt eine Menge zu sehen.
Weniger französisch sind die Gebäude. Größtenteils noch aus der Zeit des Kommunismus, wirken viele von ihnen heruntergekommen, der Putz bröckelt ab. Häufig findet man direkt daneben eine orthodoxe Kirche. Gefühlt um jede zweite Ecke kann man Opferkerzen anzünden und einen der vielen Schreine zum Beten aufsuchen. Es sind gerade die religiösen und die offiziellen Bauten wie Banken oder Ämter, die am besten in Schuss gehalten werden. Die Fassaden glänzen und die Vorgärten sind so gut bewässert, dass sie bei der Sommerhitze nicht verbrennen. Auch die City Hotels stechen deutlich hervor: Ein gläserner Kasten, der einfach auf das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert drauf gesetzt wurde. Eine eigenartige Kombination, die man häufiger sieht, als man glaubt. Mitunter findet sich daneben das genaue Gegenteil in Form von halbfertigen Neubauruinen. Sobald das Geld ausgeht, wird der Bau gestoppt, auf unbestimmte Zeit pausiert. Bukarest ist eine Stadt gezeichnet von Kommunismus und ehemaliger Diktaturherrschaft, die seit dem Sturz Ceaucescus im Jahre 1989 versucht, zur westlichen Hemisphäre aufzuschließen.

Museen für jeden Geschmack
Kulturell hat Bukarest so einiges zu bieten. Wir waren sieben Tage dort und haben beinahe jeden Tag ein Museum besichtigt. Wer sich für Kunst in Form von Malerei und Bildhauerei interessiert, wird sich in der Galeria Nationala wohlfühlen. Über vier Stockwerke findet man hier Kunstwerke aus dem Mittelalter bis hin zur Moderne. Auch das Nationalmuseum mit einer Kopie der berühmten Trajanssäule ist empfehlenswert. Im Militärmuseum finden sich Räume für bestimmte Zeiten des Krieges in und um Rumänien herum. Allerdings scheint man sich hier nur auf die größten Schlachten konzentriert zu haben. Es gibt einen Raum zu einer Phase vor Christi Geburt, jeweils einen Raum zum Ersten und Zweiten Weltkrieg und zu guter letzt einen Raum über die Revolution von 1989. Dieses Museum eignet sich zwar für eine Einführung in dieses Thema, bleibt jedoch eher bei den zur Schau gestellten Militärmaschinen haften als bei der Historie.
Ein absolutes Muss ist der Parlamentspalast, den der Diktator Nicolae Ceausescu von 1983 bis zu seinem Sturz 1989 errichten ließ. Dieses riesige Monumetalgebäude, inzwischen Sitz des rumänischen Parlaments, wird noch heute für Sitzungen der NATO und für Tagungen genutzt und steht Besuchern zum Teil offen. Es gibt einen Tourplan, der an bestimmten Tagen Führungen durch ausgewählte Teile des Hauses anbietet, sodass es mit einem Besuch eigentlich nicht getan ist. Wir waren zu einer einstündigen Führung dort und haben etwa 5 Prozent des gesamten Gebäudes gesehen, die uns aber wie mindestens 50 Prozent vorkamen. Alles im Innern ist kolossal. Die Böden und Wände sind aus Marmor, die Türen gewaltige Holztore, überall hängen kitschige Kronleuchter und man fühlt sich nicht bloß in den einzelnen Räumen, sondern auch auf den Fluren klein wie eine Ameise. Ein beeindruckender Einklang von Schönheit und Größenwahn.
Und das beste: die Museen sind unglaublich preiswert. Erwachsene zahlen 10 bis 15 Lei, was umgerechnet etwa 2 Euro entspricht. Wer seinen Studentenausweis vorlegen kann, bekommt sogar noch mal Rabatt und darf sich alles für 2,50 Lei ansehen, umgerechnet circa 50 Cent. Generell bekommt man in Bukarest umgerechnet vieles zu einem Spottpreis: Essen, Getränke, Kleidung und Kultur.

Vorwärts kommen in Bukarest!
Am letzten Tag bekamen wir einen hautnahen Einblick in die Mentalität des Autofahrens in Bukarest. Unser Taxifahrer wechselte gefühlt alle fünf Minuten mindestens dreimal die Spur, ohne zu blinken, das alles in einem unglaublichen Tempo und kurz vor dem Ziel (Flughafen) fiel ihm auf, dass er sich ja mal anschnallen könnte und das auch nur, weil am Flughafen Kontrollen zu erwarten waren. Der Fahrstil der Rumänen lässt sich als spektakulär bezeichnen. Die Verkehrsregeln existieren zwar, aber es entsteht der Eindruck, dass wer ihnen Folge leistet, den Kürzeren zieht. Jeder Dritte hat bei der Fahrt entweder das Smartphone oder die Zigarette in der Hand oder gleich beides, während die Zebrastreifen eher grobe Richtlinien für viele Autofahrer zu sein scheinen. In der Innenstadt ist es auch deshalb sehr laut, weil überall Autohupen ertönen.
Meistens waren wir zu Fuß unterwegs, was vormittags gut ging, ab 13 Uhr allerdings zu einer absoluten Hitzequal wurde. Bei einer sonnigen Woche zwischen 32 und 35 Grad tat es auch mal gut, auf die Metro umzusteigen. Diese war kühler, schnell und erinnert vom Prinzip an die Londoner Tube. Ohne Fahrkarte kommt man gar nicht erst zu den Zügen und sollte man den einen verpassen, kommt der nächste innerhalb von zehn Minuten.
Mein Fazit
Bukarest ist definitiv sehenswert. Es mag nicht das typische Reiseziel sein, ist dafür aber auch nicht von Touristen überlaufen. Ich persönlich wollte etwas Neues und Anderes sehen, wofür sich die Stadt wirklich perfekt eignet. Die Menschen sind freundlich und offen. Ich würde jederzeit wieder hinfliegen.
Ein paar Dinge sollte man allerdings beachten: das Kranwasser ist nicht zum Trinken geeignet, die Polizei sieht gewisse Dinge wie den Straßenverkehr etwas lockerer, viele Dinge sind altmodisch, wie beispielsweise die Klimaanlagen der Häuser und die Straßen sind zum Teil verdreckt und oder sehr mitgenommen vom täglichen Gebrauch. Das mag nicht für jeden etwas sein, aber ich persönlich konnte gut darüber hinweg sehen und meinen Urlaub genießen.
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