Die Zeit ab Ende November, sprich der Winter, ist zum Entdecken der Natur oft weniger geeignet. Solange es keinen Schneefall gibt, der die Welt in eine märchenhafte Winterlandschaft verwandelt, sieht alles trist und grau aus. Es wird kälter und das heimische Sofa steigt auf der Liste der beliebten Aufenthaltsorte nach ganz oben.
Was gibt es auch draußen zu sehen? Die täglichen Sonnenstunden sind rar, langsam verklingen auch die letzten Vogelstimmen und jeder Ausflug scheint energieraubend. Amphibien und Säugetiere verfallen zum Teil in die Winterstarre bzw. den Winterschlaf – das letzte Stück Lebendigkeit scheint sich zurückzuziehen. Und der Mensch? Der verfällt in eine Art Winterdepression. Doch ganz so machtlos sind wir nicht. Denn auch der Winter bzw. der Spätherbst hält noch einige Überraschungen bereit – frei nach dem Motto: “Wo ein Wille, da ist auch ein Weg!”.
Im Folgenden möchte euch daher von meinen Erlebnissen und Beobachtungen zu Beginn der kalten Jahreszeit berichten und einige Tipps geben, was man alles entdecken kann. So mag es zuerst unbequem erscheinen – doch die Natur spendet so viel Kraft und Freude. Sich den Wind und die Blätter um die Ohren wehen zu lassen, ist eine wahre Wohltat und ein unglaubliches Gefühl von Freiheit. Gerade in der aktuellen Situation, wo alles geschlossen scheint, müssen wir umso mehr die Natur schätzen lernen.
Wetterphänomene & Vegetation
Auch wenn es ein kurzer Tag ist, so beginnt dieser oft mit eindrucksvollem Nebel. Hier fängt der frühe Vogel den Wurm. Oft lässt sich tiefer Nebel im Tal, gerade an einem sonnigen Tag mit Morgenrot, als Naturschauspiel betrachten. Auf dem Bild seht ihr übrigens den großen Ölberg bei Königswinter.
Natürlich wird man im November oder Dezember eine sommerliche Blütenpracht lange suchen: Einige interessante Pflanzen gibt es dennoch zu sehen, so zum Beispiel die Goldrute (heimisch: echte Goldrute). Sie wächst oft am Feldrand und ist im Winter mit puscheligen Fruchtständen bestückt.
Dabei sieht diese Pflanze fast so edel aus wie die Felder der Senfpflanze. Die, als “weißer Senf” oder “Acker-Senf” bekannte, Art blüht auch in der kalten Jahreszeit und gleicht einem strahlenden Rapsfeld – Frühlingsgefühle inklusive!
Wunderbare Relikte aus dem Herbst sind, neben den verbleibenden bunten Blättern, auch einige Pilze. Unabhängig davon, ob sie essbar sind oder nicht, Pilze liefern immer ein interessantes Bild. Von kleinen Schirmchen über große schwammige Pilze, die vielen Insekten als Zuhause dienen, bis hin zu Baumpilzen, ist bis in den Dezember hinein alles vertreten.
Des Weiteren bin ich auf meinen Touren durch die Wälder immer häufiger auf die europäische Stechpalme (Ilex aquifolium) mit ihren leuchtend roten Beeren gestoßen. Da die Früchte für den Menschen wohl eher giftig sind, bietet sich der Verzehr nicht an. Wer diese Naturschönheit jedoch immerzu bestaunen will, der kann sich diese Pflanze als Zierpflanze für den heimischen Garten erwerben.
Für Frühaufsteher lohnen sich auch Betrachtungen von Raureif und Morgenfrost auf den Wiesen und kleine Eiskristalle auf den Blättern der Pflanzen. Ein sehr schönes Bild liefern auch Tautropfen, zum Beispiel auf einem Spinnennetz.
Tiere & Vögel
Im Winter nimmt die Vielfalt der heimischen Arten ab. Von Insekten ganz zu schweigen – viele Arten werden im Frühling geboren und überleben nur bis zum Herbst. Wenn man von Spinnen absieht, dann bleiben im Winter nur Säugetiere und verschiedene Vogelarten übrig.
Gerade beim Zusammenpacken des Wintervorrats lassen sich quirlige Eichhörnchen beobachten. Sie scheinen, immer freundlich zu schauen und werden mit fortschreitendem Winter immer flauschiger. Dem aufmerksamen Beobachter entgeht dabei nicht, dass ihnen sogar langes Fell an den Ohren wächst. Wer Glück hat, dem begegnet auch ein Vertreter des Rehwilds, ein Fuchs, Hase oder sogar ein komplett weißes und winterliches Hermelin.
Weiterhin zu sehen sind natürlich auch Hof- und Weidetiere, darunter Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde usw. Besonders angetan hat es mir dieses Jahr das abgebildete Kamerunschaf und ich habe extra viele Herden besucht. Wer sich besonders viele Tierbegegnungen wünscht, dem sei es geraten, Flüsse und Seen zu besuchen.
Neben den gefiederten Freunden, schwimmt vielleicht auch einmal ein Nutria vorbei. Die meisten Vögel trifft man wahrscheinlich an einem Futterhaus mit köstlichen Körnern.
Neben Meisen, Rotkehlchen, Sperlingen und Amseln, finden sich auch Stare und Eichelhäher ein. Wenn die Bäume kahler werden, stechen einige Vogelarten besonders heraus, darunter der schwarze Kolkrabe oder die Rabenkrähe, die auf geernteten Feldern in Scharen zu finden sind.
Durch die lichte Belaubung der Wälder kann man viel besser erkennen, dass sich oben in den Baumwipfeln die verschiedensten Vögel befinden. Besonders majestätisch sehen hierbei Greifvögel aus, die eine beeindruckende Flügelspannweite haben und charakteristische Rufe verlauten lassen. Häufig gehört dazu der Mäusebussard, ebenso wie der Turmfalke. Mit etwas Glück begegnen einem auch noch einige der letzten Zugvögel, insbesondere Kraniche, mit ihrer einzigartigen Flugformation, sind ein besonderes Erlebnis. Da nicht alle Regionen die gleiche Flora und Fauna aufweisen, gibt es sicher gen Süden und Norden Deutschlands noch weitere spannende Dinge zu entdecken.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Erkunden der Natur! Falls ihr doch lieber auf den Sommer wartet, dann wird der kalte Winter auch vergehen, ‘Cause nothin‘ lasts forever, even cold November rain’
Eure,
Nurida
Milla
Ein toller Beitrag mit wunderbaren Fotos. Man bekommt direkt Lust darauf in die Natur zu gehen. Es ist schön, wenn jemand Tiere und Pflanzen so würdigt. Gerne mehr davon!