Das Transfergeschäft ist ein sehr umstrittenes Thema. Besonders die hohen Ablösesummen, die die Vereine zahlen, fallen ins Auge. Doch wie läuft so ein Spielertransfer ab? Was ist überhaupt ein Transfer? Wer ist daran beteiligt? Was ist eine Ablösesumme? Welche Entwicklungen können wir erwarten? Antworten zu all diesen Fragen findet ihr hier.

Endlich geht es wieder los! Am Freitag, 24. August, empfängt der FC Bayern München die TSG 1899 aus Hoffenheim und eröffnet damit die 56. Spielzeit der höchsten Spielklasse im deutschen Profifußball. Nach der Sommerpause steigt die Vorfreude auf die nun bevorstehenden Saison. Doch auch neben dem Platz herrscht vor und nach der Saison ein reger Betrieb. Die Teammanager der Vereine sind sehr bemüht, einen optimalen Kader zusammenzustellen, um möglichst gut in dem Jahr abzuschneiden und den Erwartungen der Fans, des Vereins und des Vorstands gerecht zu werden. Dazu werden neue Spieler verpflichtet.
Wie können Spieler verpflichtet werden?
Spielerverpflichtungen oder auch Transfers können nur während der zwei Transferperioden, in der Bundesliga im Sommer vom 01.07. bis 31.08 und im Winter vom 01. bis 31. Januar, vollzogen werden. Unter einem solchen Transfer versteht man allgemein den Vereinswechsel eines Profispielers, der gegen Geld, der sogenannte Ablösesumme, aus dem noch laufenden Spielervertrag „herausgekauft“ wird.
Doch mittlerweile gibt es auch andere Möglichkeiten, einen Wechsel zu forcieren. Spieler können zeitweise, meistens ein bis zwei Jahre, an einen anderen gegen eine Gebühr ausgeliehen werden. Zudem können Spieler unter Vertrag genommen werden, wenn sie vereinslos sind oder ihr Vertrag ausläuft. Vereinslose Spieler können hierbei auch außerhalb der Transferperiode verpflichtet werden.
Läuft jeder Transfer gleich ab?
Nein. Zuerst einmal ist der Ablauf von mehreren Gegebenheiten abhängig. Zum einen die bereits unterschiedlichen Arten von Transfers und zum anderen wie lange die Vertragslaufzeit ist. Entscheidend sind dann auch die Konditionen, zu denen der Spieler den Verein verlassen darf. Mittlerweile gibt es dazu auch Ausstiegsklauseln. Diese sind im Vertrag festgeschrieben und geben vor, für welche Summe der Spieler den Verein vorzeitig verlassen kann.
Doch wie sieht ein solcher Transfer konkret aus?
Bei einem Transfer sind mehrere Parteien beteiligt. Neben dem Spieler, dessen Interessen von einem Berater vertreten werden, sind der aktuelle Verein sowie der interessierte Verein an diesem Geschehen beteiligt. Dabei werden über die einzelnen Bedingungen verhandelt. Ziel ist eine Einigung der Vereine und des Spielers. Die Verpflichtung eines vereinslosen Spielers gestaltet sich deutlich einfacher, weil der interessierte Verein nur mit dem Spieler und dessen Berater verhandeln muss.
Von wem geht die Initiative aus?
Zum einen kann ein Wechsel kann von dem Spieler selbst angeregt werden. Dies ist der Fall, wenn der Spieler keine Perspektive bei seinem Verein hat oder sich in Zukunft woanders spielen sieht. Zum anderen kann ein anderer Verein bei dem Spieler direkt oder bei seinem Club anfragen, inwieweit ein Wechsel möglich ist. Auch der aktuelle Verein kann andere Vereine fragen, ob sie Interesse an einem Spieler haben, den sie nicht mehr benötigen.
Vertragsverhandlungen und Abschluss
Wenn sich die beiden Vereine über den Wechsel eines Spielers geeinigt haben, verhandelt der aufnehmende Verein mit dem zukünftigen Spieler seinen neuen Vertrag. Details wie die Vertragslaufzeit und das Gehalt sind in diesem Schritt zu klären. Wenn auch hier Einigkeit besteht, setzt der Spieler seine Unterschrift unter den Vertrag, absolviert den Medizincheck und der Wechsel wird offiziell in der Presse, in den Social Media etc. verkündet. Der Transfer war somit erfolgreich.
Neuere Modelle: Auslaufende Spielerverträge und Vertragsauflösung
In letzter Zeit lässt sich die Entwicklung beobachten, dass Spieler bei Ablauf ihres Vertrags von einem anderen Verein verpflichtet werden. Bevor der Vertrag abgelaufen ist, wird schon der neue Vertrag bei einem anderen Verein unterschrieben. Das hat für die Vereine den großen Vorteil, dass sie sich die Ablösesumme sparen können. Diese haben nämlich in den letzten Jahren rasant zugenommen.
Doch wird in der Regel ein Handgeld an den Spieler gezahlt, als eine Art Dankeschön, dass man sich für den Verein entschieden hat. Mittlerweile hat das Handgeld einen Ablösecharakter. Leon Goretzka ist ein aktuelles Beispiel. Er soll angeblich ein Handgeld in Höhe von 20 Millionen Euro für seinen Wechsel zum FC Bayern bekommen. Von Geldsparen kann da keine Rede sein. Schließlich gibt es auch die Möglichkeit, dass von einer oder von beiden Seiten im Einvernehmen der Vertrag aufgelöst wird.
Die Rolle von Spielerberatern
Ebenfalls stark zugenommen hat der Einfluss der Spielerberater und deren Agenturen auf das Transfergeschehen. Die Spielerberater vertreten nicht nur, wie bereits geschildert, die Interessen ihrer Klienten, sondern vermitteln viele Transfers durch ihr Netzwerk von Kontakten. Die Berater werden bei den Transfers dann anteilig beteiligt. Dies führt auch dazu, dass mehr Geld im Fußballgeschäft fließt. Je mehr Wechsel und je höher die Ablösesummen und/oder das Gehalt, desto profitabler ist das Ganze.
Ein Beispiel, wie erfolgreich so ein Unterfangen sein kann, zeigte Spielerberater Mino Raiola im Sommer 2016. Innerhalb von wenigen Wochen verdiente Raiola mehr als Cristiano Ronaldo im ganzen Jahr. Man geht davon aus, dass Raiola 2016 über 50 Millionen Euro an Provisionen für Spielertransfers verdient hat.
Der Trend zur Zunahme der Ablösesummen
Bei solchen Summen wundert es nicht, dass Spielerberater auch versuchen, die Ablösesummen und Gehälter in die Höhe zu treiben. Derweil ist in den letzten Jahren ein enormer Anstieg der Ablösesummen und Spielergehälter zu beobachten. Besonders die Bosse englischer Vereine und die steigenden Fernsehgelder spülen eine Menge Geld in das Geschäft. In der englischen Premier League erhalten die Mannschaften für die Spielzeiten 2016 bis 2019 ungefähr 6,9 Milliarden Euro. Zum Vergleich: In der ersten und zweiten Bundesliga wurden letztes Jahr knapp 1,2 Milliarden Euro unter den Vereinen aufgeteilt. Der Absteiger in England erhält so mehr Fernsehgeld als der deutsche Rekordmeister.
Ablösesummen im Bereich von 10 bis 30 Millionen Euro sind schon heute nichts ungewöhnliches mehr. Auffallend sind dann eher die 222 Millionen, die Paris für Neymar überwies, oder wenn Kylian Mbappe ihm für eine Summe von 180 Millionen Euro nach Paris folgte. Diesen Sommer wechselte Cristiano Ronaldo für knapp über 100 Millionen Euro nach Turin oder Jungtorwart Kepa für 80 Millionen von Bilbao zu Chelsea London.
In der Bundesliga war man im internationalen Vergleich eher sparsamer unterwegs. Borussia Dortmund hat bisher am meisten für neue Spieler ausgegeben. Rund 73 Millionen Euro wurden für Neuzugänge bezahlt. Teuerster Mann war Abdou Diallo, der für 38 Millionen Euro vom FSV Mainz 05 losgeeist wurde. Jedoch verließen auch zahlreiche Spieler wieder die Bundesliga. RB Leipzig hat knapp 72,8 Millionen durch den Verkauf von Spielern eingenommen. Naby Keita sticht besonders hervor, da er sich für 60 Millionen Euro in Richtung Liverpool zu der Elf von Jürgen Klopp aufgemacht hat.
Letztendlich kann im Transfergeschäft des schnelllebigen Fußballalltags noch einiges passieren. Man darf gespannt bleiben, wer noch in dieser Transferphase für einige Millionen Euro den Verein wechselt, denn das Transferfenster ist noch bis 31.08. geöffnet.
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