In vielen Ländern Europas ist die Homo-Ehe seit Jahren Realität, in Deutschland aber noch immer nicht möglich. Gründe, welche gegen eine Öffnung der Ehe für alle sprechen, gibt es jedoch keine. So sagen es zumindest die Befürworter.

Seit 1. März 2017 dürfen homosexuelle Menschen nun auch in Finnland offiziell heiraten. Dies hat bei uns in Deutschland erneut zu einer öffentlichen Diskussion über die Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften mit der Ehe geführt. Eines wird in diesen Diskussionen fast immer deutlich: Kaum ein anders Thema polarisiert mehr als die Diskussion um die „Ehe für alle“. Gibt es aber in der Diskussion um die Ehe für alle wirklich keine Argumente, die gegen eine Öffnung der Ehe sprechen? Den vier häufigsten Argumenten, welche für eine Öffnung der Institution Ehe plädieren, werden im folgenden Artikel vier Gegenargumente gegenübergestellt, welche sich für die aktuelle Regelung starkmachen.
1. Argument: Die Ehe zwischen Mann und Frau sei eine religiöse Vorstellung und damit überholt
Ein Argument der Befürworter einer Öffnung der Ehe für alle ist, dass die Vorstellung, die Ehe sei die Verbindung von Mann und Frau, rein religiöser Natur sei. Die Kirche und kirchliche Gemeinschaften sowie viele Gläubige verschiedener Religionen sprechen sich immer wieder gegen eine Öffnung der Ehe für alle aus und begründen dies häufig mit religiösen Argumenten wie eine angebliche göttliche Ordnung. Somit tragen diese Personen und Institutionen religiöse Motivationen in die Politik hinein. In einem säkularen Staat dürften solche religiöse Vorstellungen jedoch keinerlei Relevanz für die Gesetze des Staates haben.
Dieses Argument ist in seinem Grundsatz zwar richtig, führt aber bewusst auf eine falsche Fährte. Denn nicht jeder Vertreter der Kirche, der gegen eine Öffnung der Ehe ist, argumentiert rein religiös. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, welcher sich öffentlich stark für den Schutz von Ehe und Familie engagiert, merkte völlig zu Recht an: „Die Verbindung von Mann und Frau und daraus resultierend die Nachkommenschaft sind der Ort, wo ein Volk und auch die Kirche ihre Zukunft geschenkt bekommen. Und deshalb verdient diese Form von Verbindung den besonderen Schutz und das besondere Privileg der Gesellschaft. Staat und Gesellschaft werden aus der Ehe „geboren“. Das hat zunächst mit Theologie, Glaube und Kirche gar nichts zu tun, sondern ist Sache der Politik, des Grundgesetzes, der Staatsräson.“ Wenn sich Christen für den Schutz der Ehe engagieren, dann tun sie dies zwar in der Regel nicht völlig losgelöst von ihren religiösen Überzeugungen, doch diese sind nicht automatisch das Hauptargument.
Ein zweiter Punkt, der gegen das Argument der Befürworter erwähnt werden sollte, ist, dass Religion nicht ausschließlich den Gottesbezug des Menschen fördern will, sondern immer auch als Kultur- und Wertträger fungiert. Der Einfluss des christlich-jüdischen Menschenbildes ist unlösbar mit unserer Kultur verflochten. So merkte Bischof Fürst aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart an: „(ich) muss trotzdem fragen, ob der Staat nicht auch und besonders die Aufgabe hat, das kulturelle Erbe der christlich-abendländischen Tradition besonders zu schützen, aus der er ja selbst hervorgegangen ist und in der auch eine Gesellschaft letztlich ihre Wurzeln hat, die durch Menschenwürde und Menschenrechte geprägt ist.“
2. Argument: Der Staat diskriminiere durch das Verbot homosexuelle Menschen
Ein zweites Argument für die Öffnung der Ehe für alle sei, dass der Staat durch das Verbot der Ehe für homosexuelle Menschen diese in mehrfacher Hinsicht diskriminiere. Zum einen aufgrund ihres Geschlechts, denn wenn eine Frau einen Mann heiraten kann, aber der Mann kann den Mann nicht heiraten, würde der Mann lediglich aufgrund seiner Männlichkeit diskriminiert. Dies widerspräche dem Grundgesetz, denn vor dem Gesetz seien alle Menschen gleich und auch gleich zu behandeln. Zudem würde der Staat dadurch diskriminieren, dass der Staat die homosexuelle Lebensgemeinschaft abwerte und nicht das positive anerkenne, was auch in dieser Gemeinschaft wie in einer Ehe vorhanden sei, so z.B. die gegenseitige soziale Absicherung der Lebenspartner. Zudem dürften auch unfruchtbare und alte Menschen heiraten, bei denen eigene Kinder, genau wie in homosexuellen Lebensgemeinschaften, ausgeschlossen seien.
In diesem häufig vorgebrachten Argument werden oft verschiedene Themen vermischt. Alle kirchlichen Gemeinschaften und politischen Organisationen in Deutschland sprechen sich geschlossen ganz klar gegen jegliche Diskriminierung homosexueller Menschen aus und erwarten, dass jeder dem anderen mit Respekt und Würde begegnet ganz gleich welchen Geschlechts, Nationalität, Hautfarbe, Religion oder eben Sexualität. So wie die Religionen, anerkennen auch alle Parteien in Deutschland, dass jeder Mensch sein Leben frei gestalten kann und darf so wie er es möchte und niemand daran gehindert werden darf. Dies wird vom Staat gewährleistet.
Die andere Frage ist jedoch, und diese hat mit Diskriminierung nichts mehr zu tun, welche Institutionen und Einrichtungen es in einem Staat gibt und welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit Personen in diese eintreten können. So ist die Ehe eine bipolare Gemeinschaft zweier Menschen, aus welcher die grundsätzliche Möglichkeit besteht, Kinder hervorbringen zu können. Die gegenseitige Übernahme von Verantwortung ist zwar in der Tat ein elementarer Bestandteil der Idee der Ehe, erschöpft sich aber nicht in ihr. So wird zwar in einer homosexuellen Lebenspartnerschaft, welche sich auch auf Dauer angelegt sehen möchte, durchaus ein Teilaspekt der Ehe verwirklicht, bleibt aber schon alleine aufgrund der Unmöglichkeit von eigenen Kindern auf einer anderen Ebene als die Ehe.
Unfruchtbare und ältere Menschen können deshalb heiraten, weil sie in ihrer Verbindung von Mann und Frau grundsätzlich die Möglichkeit zu Kindern haben, wenngleich es auch im konkreten Einzelfall nicht mehr möglich ist. Es ist im Interesse des Staates, diejenigen Lebensgemeinschaften in besonderem Maße zu fördern, welche nicht nur dem Lebenspartner Stabilität und Sicherheit garantieren, also langfristig angelegt sind, sondern welche auch das Fortbestehen des Staates durch Nachwuchs garantieren. Diese besonders förderungswürdige Institution ist die Ehe. Alternative Lebensgemeinschaften, welche dem Staat ebenfalls nützlich sind, können selbstverständlich, wie es mit der „eingetragenen Lebenspartnerschaft“ auch der Fall ist, ebenfalls unterstützt werden, müssen sich aber weiterhin klar von anderen Lebensformen, welche für den Staat idealer sind, unterscheiden.
Bei den Umwegen, durch welche homosexuelle Lebensgemeinschaften zu „eigenen Kindern“ kommen können, so z.B. die künstlichen Befruchtung, Leihmutterschaft oder Adoption, besteht eine berechtigte Skepsis, da eine gute Erziehung und ein gesundes psychisches Heranreifen des Kindes in homosexuellen Lebensgemeinschaften zwar durchaus möglichst, der ideale Ort für ein Kind jedoch aus der Gemeinschaft seiner biologischen Eltern, aus seinem Vater und seiner Mutter, besteht.
3. Argument: Deutschland sei bzgl. der „Ehe für alle“ das Schlusslicht in Europa
Ein drittes Argument der Befürworter verweist auf vermeintliche Fortschrittlichkeit anderer Länder Europas, das aktuellste Beispiel ist, im Bezug auf die Homo-Ehe, Finnland. In immer mehr Ländern würde die Ehe für alle geöffnet werden, nur Deutschland könne sich (noch) nicht „durchreißen“ und die längst überholte Regelung anpassen. Dies zeige, dass Deutschland in diesem Bereich rückständiger ist als andere Länder. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Oppermann kündigt indes an, „dass die Ehe für alle spätestens in der nächsten Wahlperiode kommt.“ Insgesamt sei es, so das Argument, für die Entwicklung eines Staates immer vom Vorteil, wenn er sich schnell von überholten Regelungen löst und sich dem aktuellen Zeitgeist anpasse.
Dagegen lässt sich einwenden, dass die Einteilung in „fortschrittlich“ und „rückständig“ jede ehrliche Diskussion zu diesem Thema schon im Anfang verunmöglicht. Wieso sollte ein Eheverständnis, welches die Ehe als die Verbindung von Mann und Frau ansieht, weniger fortschrittlich sein als ein Eheverständnis, welches offen für verschiedenste Bindungen ist? Und ebenfalls: Warum sollte eine „weite“ Definition, welche die Ehe lediglich als „Verbindung zweier sich liebender Menschen“ definiert, fortschrittlicher sein? Ein Verweis auf Tradition und Neuerung ist kein Argument, dies gilt sowohl für die Befürworter als auch für die Kritiker. Bei der Diskussion um die Ehe für alle sind drei Fragen von entscheidender Bedeutung: Wie definiert sich „Ehe“, wer erfüllt diese Kriterien und sind diese Definition und die Kriterien sinnvoll. Auf dieser Ebene sollten sich auch die Argumente befinden.
4. Argument: Bei der Ehe für alle gehe es nur um homosexuelle Paare, nicht um Polygamie oder Geschwisterehe
Ebenfalls oft als Argument für eine Öffnung der Ehe für alle wird vorgebracht, die Gegner einer Öffnung führen auf eine falsche Fährte, wenn sie behaupten, nach der Ehe für homosexuelle Paare käme zwangsläufig die Geschwisterehe oder die Polygamie, die Ehe von mehr als zwei Menschen. Bei der Diskussion um die Homo-Ehe gehe es alleine darum, ob ein Mann einen Mann und eine Frau eine Frau heiraten könne. Ob andere Lebensgemeinschaften, wie die eben genannte Gemeinschaft von Geschwistern oder eine Partnerschaft von mehr als zwei Menschen, auch als Ehe anzusehen sei, müsse separat überprüft werden.
Dem lässt sich aber entgegnen, dass das „Dammbruchargument“ durchaus legitim und berechtigt ist. Es ist kaum möglich, eine allgemeine Norm für eine Definition der Ehe zu konstruieren, unter welcher zwar die Lebensgemeinschaft zweier gleichgeschlechtlicher Menschen fällt, nicht aber die Verbindung, welche unter Geschwistern oder unter mehr als zwei Menschen möglich ist. Denn die Kriterien, füreinander Verantwortung zu übernehmen und sich zu lieben, können auch diese erfüllen. Das Wort „Homo-Ehe“ ist schon eine semantische Irreführung, da es impliziert, die Ehe sei etwas, was unter zwei gleichgeschlechtlichen Menschen zwar möglich wäre, diesen momentan jedoch zu unrecht noch verwehrt bliebe. Vielmehr hat es sich bis jetzt jedoch durchaus bewehrt, verschiedenen Lebensentwürfen verschiedene Bezeichnungen und Definitionen zu geben und damit jeder Lebensform gerecht zu werden. Jede Lebensform wird ihr entsprechend respektiert und gewürdigt, die Ehe sollte jedoch auch wahrnehmbar und gesetzlich garantiert die Keimzelle unserer Gesellschaft bleiben.
Von mir aus kann jeder tun und lassen was er will. Solange ich nicht dafür zahlen muss, oder er von mir verlangt, dass ich das gut finden muss.
Der Artikel ist wirklich sehr gut geschrieben und fasst nocheinmal einen Großteil der Argumente, die gegen die “Ehe für alle” sprechen, gut zusammen. Die Befürworter sprechen inzwischen ja nicht mehr nur von der “Homo-Ehe” sondern in Anlehnung an die französische Gesetzeslage von der “Ehe für alle”. Wahrlich stellt sich die Frage, wie man ernsthaft sagen kann, dass es sich bei dieser “nur” um die Verbindung von zwei Personen handeln soll. Will man wirklich eine “Ehe für alle” einführen, müsste man auch konsequent sein und dem Namen gerecht werden. Eine Verbindung von Geschwistern und mehreren Personen – und somit der Legalisierung der Polygamie – wäre dann nur die logische Folge und im Prinzip auch nur der nächste Schritt. Die Befürworter der “Ehe für alle” vernebeln das natürlich, weil sie genau wissen, dass sie dann selbst bei denen, die die “Homo-Ehe” befürworten, Unterstützung verlieren würden. Das wollen sie natürlich nicht. Traurig und schade ist meiner Wahrnehmung nach vor allem, dass auch viele Christen – allen voran Katholiken – keine Probleme mehr mit der “Homoehe” zu haben scheinen. Auch bei der Familiensynode in den Jahren 2014 und 2015 konnte man ja klar sehen, dass auch dort der Zeitgeist längst angekommen ist und ein Großteil der Laien, teilweise ja gar auch der Bischöfe, das befürwortet. Das spielt natürlich auch in den Gesetzgebungsprozess mit rein. Nicht selten berufen sich ja sogar Politiker darauf, dass auch ein Großteild der Katholiken die Homo-Ehe unterstützen und befürworten würde, was man ja nicht zuletzt im Juni 2015 bei der Abstimmung in Irland hätte sehen können. In meinem Umfeld habe ich wirklich zunehmend den Eindruck, dass – bis auf ganz wenigen Ausnahmen im engeren Freundeskreis und in der Familie – alle geschlossen dafür sind, die Homo-Ehe einzuführen. Ich traue mich daher inzwischen ehrlich gesagt nicht mehr, öffentlich dazu Stellung zu nehmen, ja nicht einmal mehr Artikel in Facebook, die dieses Thema zum Inhalt haben, zu liken. Die Befürchtungen, deswegen Probleme zu bekommen, sind für mich einfach inzwischen zu groß. Ich muss einfach auch an meine berufliche Zukunft denken. Daher bewunder ich dich, lieber Ramon, ausdrücklich für deinen großen Mut, einen solchen ausgezeichneten und meinungsstarken Artikel zu veröffentlichen. Ich ermutige dich daher, dich nicht von etwaigen Anfeindungen und teilweise polemischen Reaktionen – wie sie mir nicht selten begegnet sind – beirren zu lassen und weiterhin Frabe zu bekennen. Ich wünsche dir daher für dein weiteres journalistisches Wirken und dein Studium alles Gute!
Soso. Vatter, Mutter und Kind – und davon am besten gleich drei Stück. Oder sieben. So sieht eine tugendhafte, deutsche Familie aus. Jede Lebenswirklichkeit, die darüber hinausgeht, liegt wohl jenseits des bayerischen Horizonts. Deutschland ist ein säkularer Staat, religiöse Argumentationen sind deshalb schon per se irrelevant. Und auch wenn offiziell andere Argumente herangezogen werden (die in ihrer Lächerlichkeit kaum zu überbieten sind – warum sollte ich meine Schwester heiraten?), liegt immer der selbe miefige voraufgeklärte Pathos dahinter: Das ist doch pervers, denkt sich der brave Katholik! Fakt ist aber nun einmal: Den Menschen nach dem Ebenbild Gottes gibt es nicht. Die Faszination Mensch liegt in der Diversität!
Ich sprach mich ganz deutlich für Anerkennung und Respekt gegenüber den verschiedensten Lebensentwürfen aus, trete aber gleichzeitig auch dafür ein, diese zu differenzieren und nicht alles als “Ehe” zu bezeichnen. Genau so definiert sich im übrigen auch “Diversität”: Unterscheidung und Anerkennung individueller Gruppen.
Was für Sie eine “tugendhafte deutsche Familie” sein soll, das weiß ich als Einzelkind mit Migrationshintergrund leider (bzw. zum Glück) nicht.
Ja es stimmt, der deutsche Staat an sich ist säkular und in keinster Weise weltanschauclich vorgeprägt. Und selbstverständlich sind die kirchliche Ehe und die staatliche Ehe, die in aller erster Linie einmal ein nüchterner Verwaltungsakt ist, nicht identisch. Prinzipiell hat der Staat natürlich das Recht, auch gleichgeschlechtliche Verbindungen rechtlich zu schützen und zu würdigen. Aber auch dieser Staat – und somit auch die Gesellschaft – wird von Menschen gestaltet und geprägt. Diese haben auch Wertvorstellungen, seien sie religiös, politisch oder sonstwie geprägt. Es ist daher auch das gute Recht von Christen, nein Menschen aller Weltanschauungen und Überzeugungen, die Gesellschaft nach ihren Wertvorstellungen mitzugestalten und mitzuprägen. Es wäre daher sehr künstlich, wenn Christen sagen würden, als Staatsbürger bin ich für die Homo-Ehe, als Christ aber habe ich eine andere Überzeugung. Das wäre schizophren und eine absolut künstliche Trennung, die in einem Land, in dem Kirche und Staat miteinander in fruchtbarer Weise koopieren, etwa bei Schulen oder Kindergärten, als Träger von Krankenhäusern und Alten- und Pflegeheimen und nicht zuletzt in dem Kosnens über Feiertage, zu einer Zerreißprobe führen würde. Zudem muss man sehen, dass die staatliche Gesetzgebung auch Einflüsse auf religiöse Gemeinschaften haben kann. So müsste sich die Kirche, die aufgrund der Offenbarung Jesu Christi der Überzeugung ist, dass die Ehe die lebenslange Verbindung von Mann und Frau ist, dafür rechtfertigen, dass sie nicht im EInklang mit staatlichen Gesetzen stehe und sie somit in ihren Übezeugungen und in ihrer Freiheit diese zu leben, eingeschränkt werden würde. De facto müsste sich die kirchliche Lehre dann dem Staat unterwerfen, das wäre dann der Abschiede von der Art. 4 GG geschützten Religionsfreiheit. Mit der eingetragenen Lebenspartnerschaft wurde eine gute Grundlage geschaffen. Diese sollte, wo noch Ungleichheiten bestehen, nachgebessert werden und mE in der Verfassung verankert werden. Das wäre an die Menschen, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben, ein eindeutiges Zeichen, dass der Staat sie gleichstellt und sie ein ganz selbstverstädnlicher Teil dieser Gesellschaft sind.
Lieber Ramon,
Ich finde deinen Artikel durchaus gelungen und hoffe, dass auch über dieses Thema wieder kontrovers diskutiert werden kann. Ich schätze im Allgemeinen deine klare Argumentation.
Vielen Dank, Herr Rodriguez, für ihre Ausführungen. Sie haben allerdings ein paar kleinere Makel in ihrer Argumentation.
Zu Punkt 1:
Das Schützen der christlich-abendländischen Wurzeln gleichzusetzen mit dem Festhalten an einer religiösen Überzeugung, greift daneben. Mit der Argumentation hätte man auch den Herrscher von Gottes Gnaden begründen können.
Ich stimme Ihnen aber insoweit zu, dass der religiöse Hintergrund einer Überzeugung nicht zwangsläufig das Hauptargument für ebendiese stellen muss.
Zu Punkt 2:
Dass aus einer Ehe Kinder hervorgehen (sollen) ist wohl das schlagkräftigste Argument, denn natürlich kann aus einer Homosexuellen Verbindung nicht auf natürlichem Wege Leben entstehen. Allerdings greift ihre Argumentation auch hier zu kurz. Denn die verschiedenen Lebensentwürfe, auch heterosexueller (Ehe)Paare, müssen nicht zwangsläufig Kinder vorsehen, was inzwischen nicht selten der Fall ist. Die Ehe ist in dem Fall also eher Mittel zum Zweck und nicht das Hauptanliegen. Und mit dem Zeugen von Nachwuchs ist es ja nicht getan. Dieser will auch erzogen werden. Ist es nicht sinnvoller die Bereitschaft zur Erziehung von Kindern zu fördern? Dies hätte vielleicht auch einen positive Auswirkung auf die vielen (gewollt) kinderlosen Ehen. Und dann komme ich zum letzten Absatz von Punkt 2: Sie verwenden eine Meinung als wäre sie Fakt. Wer sagt denn, dass eine Gemeinschaft von Mann und Mann, oder Frau und Frau nicht ebenso zur Erziehung geeignet ist, wie Mann und Frau? Sie sind hier einen Beleg Ihrer Behauptung schuldig.
Zu Punkt 3:
Kann ich nichts zu sagen, da schon das Argument der Fürsprecher zu schwach ist. Was die Anderen machen, interessiert mich in dieser Thematik überhaupt nicht. Es hat auch keinerlei Auswirkung auf unser Zusammenleben mit unseren europäischen Freunden. Hier haben wir kein Stück Souveränität an supranationale Institutionen abgegeben und das ist auch gut so.
Zu Punkt 4:
Ich fand den Begriff “Dammbruch”, gerade bei diesem Thema, immer besonders ironisch 😉
Der Fortschritt einer Gesellschaft ist immer mit Risiken verbunden, auch mit dem Risiko, dass sich der vermeintliche Fortschritt am Ende als Rückschritt herausstellt. Aber es deshalb nicht zu versuchen ist hasenfüßig.
Ich habe unterdessen Vertrauen in die Gesetzgebung, dass sie die deutsche Sprache so einzusetzen vermag, dass der Interpretationsspielraum in der Sache sehr gering ist. Man schafft es ja auch in anderen Dingen, den Sachbearbeitern jeglichen Handlungsspielraum zu nehmen.
Zu Punkt 5:
Den gibt es nicht. Dabei ist er in meinen Augen der wichtigste. Es ist immer die Rede vom besonderen Schutz der Ehe, aber nie wird gesagt, wie und warum die “Homo-Ehe” oder “Ehe für alle” die klassische Ehe gefährden soll. Es ist ja nicht so, als seien dies konkurrierende Modelle. Ich sehe die Gefahr nicht. Bitte zeigen Sie sie mir!
Lieber Herr Wynen,
vielen Dank für Ihre interessanten Ausführungen!
Zu 1.: Ich habe versucht aufzuzeigen, dass das staatliche Verständnis der Ehe als Verbindung von Mann und Frau sich primär nicht religiös begründet und die Kirche hier als Kulturträger fungiert. Dies wollte ich auch mit dem Zitat vermitteln.
Zu 2.: Mir geht es darum, dass nur die Verbindung von Mann und Frau grundsätzlich die natürliche Fähigkeit hat, Kinder hervorzubringen. Dass es aufgrund von Alter und Krankheit Ausnahmen gibt, ist klar. Dies ändert aber nichts an der natürlichen Ordnung, Ergänzungsbedürftigkeit und Bipolarität des Menschen.
Zu 3.: Da sind wir uns einig. Solche Argumente, die sich mit anderen Vergleichen, kommen jedoch leider sehr häufig, von Vertretern aller Seiten.
Zu 4.: Wieso sollte die Öffnung der Ehe ein Fortschritt sein? Aber wenn wir dieses “Fass” jetzt öffnen, würde sich wohl eine Endlosdiskussion entwickeln, das möchte wahrscheinlich niemand von uns.
Zu 5.: Doch, das sehe ich schon so: Der Schutz der Ehe und Familie besteht nämlich auch darin, dass unter “Ehe” weit mehr zu verstehen ist, als dass zwei (oder mehr) Menschen sich lieben und füreinander Verantwortung tragen. Dies wäre eine starke Verkürzung des Sinns der Ehe, deren Sinn und Wert doch vom Grundgesetz in besonderem Maße geschützt werden soll.
zu 5: merkste selber, ne.
Und erneut ein Punkt, in dem wir uns einig sind. Das stattliche und das religiöse Verständnis von Ehe müssen sich nicht zwangsläufig zu 100% decken. Während die Religion sich ja im Endeffekt auf einen Göttlichen Auftrag beruft, der auch gar nicht weiter begründet werden muss -wir sprechen ja schließlich von Religion-, hat der Staat rational begründbare Argumente, die Ehe besonders zu schützen. Allerdings kann das Ziel des Staates, nämlich das Weiterbestehen eines Volkes, möglicherweise auch durch andere Mittel erreicht werden. Wenn die Ehe nur das Mittel zum Zweck ist, ist das nicht eigentlich eine Herabwürdigung dieser Institution?
Das bringt mich auch schon zum 2. Punkt:
Wenn man andere Möglichkeiten zur Erreichung o.g. Zieles tatsächlich in Erwägung zeiht, kommt man doch schnell dahinter, dass nicht die Ehe, sondern die Elternschaft das eigentliche Anliegen des Staates sein sollte. Meiner Meinung nach, muss der Staat die Ehe zwar schützen, aber besonders fördern sollte man vor allem Familien. Dazu gehört eine ganze Menge an Dingen, wie Betreuungsplätze, angemessene Bildungsangebote etc. Sie sehen worauf ich hinaus will. Kinder sollten das oberste Ziel und unser oberstes Interesse sein. Und natürlich die Umstände, unter denen sie aufwachsen. Sie sind immer noch den Beleg schuldig, warum gerade eine Gemeinschaft von Mann und Frau das beste Umfeld sein sollte. Ich bin ja geneigt, dem zuzustimmen, allerdings kann ich eine solche Behauptung nicht ohne wissenschaftliche Belege oder zumindest Beobachtungen für bare Münze nehmen.
Ich habe nie behauptet, dass die Öffnung der Ehe ein Fortschritt sei. Aber einen möglichen Fortschritt, alleine aus Angst vor eventuellen Konsequenzen auszuschließen, zeugt nicht gerade von großer Charakterstärke. Da muss Ihnen schon etwas besseres einfallen.
Und zu 5.:
Schutz ist das eine, Privilegien sind das andere. Besteht für Sie der Schutz daraus, einer bestimmten Gruppe besondere Privilegien zukommen zu lassen? Mein Verständnis von Schutz ist ein anderes. Solange mir niemand schlüssig erläutern kann, wie die Öffnung der Ehe die “klassische” Ehe bedroht, bin ich da sehr sehr skeptisch und sehe keinen Grund, dies nicht zu tun.
Vielleicht noch kurz etwas zu meiner Person:
Ich bin sehr glücklich mit meiner Frau verheiratet (standesamtlich und kirchlich) und Kinder sind in Zukunft fest eingeplant. Ich hätte also keinerlei persönliche Vorteile von einer Öffnung der Ehe. Ich sehe nur nicht, dass diese Öffnung irgendetwas bedroht.
Zwei Dinge:
1. Versuch doch mal, Argumente zu finden, die sich nicht auf irgendeine x-beliebige Definition von Ehe stützen, die dir grade passt. Das hat nämlich niemand vorher definiert, weil es die Debatte vorher nich gab, und den Begriff jetzt während der Debatte zu definieren ist nich grade fair, bzw geradezu ein offensichtlicher Taschenspielertrick.
2. Was verlieren Heterosexuelle, wenn Homos heiraten dürfen?
1.: Wenn wir Begriffe nicht definieren, ist doch alles Inhaltsleer, was Sie meinen ist mir unverständlich.. Zudem argumentiere ich ja primär nicht MIT der Definition der Ehe als Verbindung von Mann und Frau, sondern FÜR eine solche Definition, das geht aus dem Text deutlich hervor.
2. und 5.: Auch auf diese Frage bin ich ausführlich genung eingegangen.
1.
“”Der Schutz der Ehe und Familie besteht nämlich auch darin, dass unter „Ehe“ weit mehr zu verstehen ist, als dass zwei (oder mehr) Menschen sich lieben und füreinander Verantwortung tragen. Dies wäre eine starke Verkürzung des Sinns der Ehe, deren Sinn und Wert doch vom Grundgesetz in besonderem Maße geschützt werden soll.”
“Die andere Frage ist jedoch, und diese hat mit Diskriminierung nichts mehr zu tun, welche Institutionen und Einrichtungen es in einem Staat gibt und welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit Personen in diese eintreten können. So ist die Ehe eine bipolare Gemeinschaft zweier Menschen, aus welcher die grundsätzliche Möglichkeit besteht, Kinder hervorbringen zu können. …”
Du definierst hier zuerst, was Ehe (oder im ersten Fall der Sinn von Ehe) ist, um dann die Leute auszuschließen, auf die das nicht zutrifft.
Es geht in der Debatte aber, wie du selbst schreibst, darum, für eine bestimmte Definition zu argumentieren, nicht mit einer Definition für sich selbst. (das wäre dann runtergebrochen :”is halt so!”, und von dieser Argumentation ist meiner Meinung nach dein Text getragen, von der Staatserhaltung durch neue Babys mal abgesehen)
2.
“Es ist ja nicht so, als seien dies konkurrierende Modelle. Ich sehe die Gefahr nicht. Bitte zeigen Sie sie mir!”
“Der Schutz der Ehe und Familie besteht nämlich auch darin, dass unter „Ehe“ weit mehr zu verstehen ist, als dass zwei (oder mehr) Menschen sich lieben und füreinander Verantwortung tragen. Dies wäre eine starke Verkürzung des Sinns der Ehe, deren Sinn und Wert doch vom Grundgesetz in besonderem Maße geschützt werden soll.”
Deine Antwort ergibt für mich keinen Sinn. Inwiefern ist es ein Schutz für Familien, unter “Ehe” weit mehr zu verstehen? Und was beinhaltet dieses “mehr”?
Ich bin immer kein Freund von Endlosdiskussionen, zumal wirklich alles gesagt ist und wir uns schon jetzt im Kreis drehen.
Du drehst dich in der Tat im Kreis, wie ich oben gezeigt habe.
Und in der Frage, wodurch die Heteros schlechter gestellt würden, wenn Homosexuelle heiraten könnten, ist bisher rein gar nichts gesagt außer Geschwurbel, das du nicht näher ausführen willst.
Das dachte ich mir auch… du definierst Ehe nach dem traditionell konservativem Bild und rechtfertigst damit deine These gegen die gleichgeschlechtliche Ehe. Es wäre doch viel wichtiger, dass man von einer These ausgeht, dass Liebe und Fürsorge dass Grundelement einer Ehe sein sollte und darauf aufbauend eine Definition für Ehe erhält, die nicht primär darauf beruht, dass man potenziell Kinder zeugen kann. Das können Geschwister auch, wird trotzdem verboten..Wenn Liebe und Fürsorge das Grundelement sind, ist es egal welche Geschlechter und wie viele Menschen das Kind erziehen. Anstatt das klassische Bild der Ehe aufrecht zu erhalten, sollte man sich fragen was wirklich die Grundelemente der Ehe sind und darauf aufbauen… Ich finde es wirklich sehr schade, dass man in der heutigen Zeit immer noch gegen gleichgeschlechtliche Ehen argumentiert. Deine Gedanken sollen wissenschaftlich begründen, warum eine gleichgeschlechtliche Ehe nicht erlaubt werden sollten. Das ist sehr schade, geht doch das Grundprinzip der Liebe aller Menschen verloren. Man diskriminiert Menschen damit und es ist auch kein respektvoller Umgang zu den Mitmenschen, wenn man ihnen nicht erlauben will, dass diese auch das Glück einer Ehe erreichen können. Dabei erinnere ich mich gerne an Max Schelers Worte: Liebe ist eine Bewegung von einem niederen zu einem höheren Wert…
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