Wir alle kennen ihn, diesen typischen Lehrerspruch,,Lies doch mal mehr“, ,,Ich kann in euren Arbeiten sehen, wer regelmäßig liest und wer nicht“. Sie alle erwecken den Eindruck, als würde Lesen all unsere Probleme wie durch ein Wunder plötzlich lösen können. Doch was ist wirklich dran an diesen „Weisheiten“? Kann Lesen die Welt verändern?
Seien wir mal ehrlich, wir alle haben uns zumindest einen der oben genannten Sprüche mindestens einmal im Leben schon anhören müssen und höchstwahrscheinlich die Augen dabei verdreht, nicht wahr? Solche Aussagen fördern die Leselust nicht wirklich, verringern sie eigentlich sogar eher – auch wenn sie im Kern richtig sind. Denn Lesen zieht wirklich viele Vorteile mit sich. Wer jetzt im akademischen Sinne an bessere Noten denkt, hat zwar nicht ganz unrecht, übersieht aber die nützlichsten Vorteile vom Buchlesen.
1. Längere Lebenserwartungen – Wie geht das?
Ja, richtig gelesen! Eine Studie der Yale-University zeigt: Wer regelmäßig liest, hat höhere Lebenserwartungen. 23 Prozent der Leseratten leben durchschnittlich fast zwei Jahre länger als Nichtleserinnen und -leser. Dafür reichen schon ein paar Minuten am Tag aus. Doch woran liegt das?
Lesen verringert den eigenen Stresspegel, indem es entspannend und ruhefördernd wirkt. Beim Lesen eines Buches blendet der Leser beziehungsweise die Leserin oft sein komplettes Umfeld aus. Ängste und Sorgen werden für den Moment nebensächlich und man erlebt einen ,,Flow-Moment“, das heißt, man ist so versunken in eine gewisse Tätigkeit, dass alles um sich herum in den Hintergrund rückt. ,,Flow-Momente“ entstehen, wenn wir uns wirklich für eine bestimmte Sache begeistern. Sie uns fasziniert so sehr, sodass wir völlig in ihr aufgehen. Für eine Künstlerin oder einen Künstler ist das vielleicht der kreative Prozess des Kreierens, für einen Musiker oder eine Musikerin das Songwriting oder eben das Lesen. Natürlich können solche ,,Flow-Momente“ durch die unterschiedlichsten Dinge ausgelöst werden. Die Auslöser variieren dabei von Person zu Person.
Doch regelmäßiges Lesen kann nicht nur die Lebensdauer verlängern, sondern senkt, laut dem AOK-Gesundheitsmagazin, auch das Risiko für eine Demenz-Erkrankung.
2) Tschüss, Schlafstörungen!
Das Lesen eines Buches kurz vor dem Zubettgehen wirkt sich auch positiv auf den Schlaf aus. Wer anstelle des Fernsehprogramms auf ein Buch zurückgreift, schläft schneller ein und hat einen erholsameren, besseren Schlaf. Ob damit alle Schlafprobleme gelöst sind, sei mal dahin gestellt. Dennoch ist festzuhalten, dass sich Lesen positiv auf unseren Schlaf auswirkt. Ein paar Seiten vor dem Einschlafen reichen schon aus, also muss auch das Fernsehprogramm nicht sonderlich leiden. Der hauptsächliche Unterschied zwischen einem Buch und der neuen Netflixserie ist die Blaulichtstrahlung, die von jedem elektronischen Gerät ausgeht.
Sie kann den Schlaf-Wach-Rhythmus negativ beeinflussen, was das Einschlafen erschwert. Hinzu kommt eine mögliche Reizüberflutung durch die Medieninhalte – blinkende Lichter, aufgeregte Stimmen, sowie hektische Handlungen zögern Müdigkeitsgefühle hinaus und beschäftigen unser Gehirn oft bis tief in den Schlaf. Lesen hingegen fördert Gefühle, wie Müdigkeit, da die Augen, aber auch das Gehirn dauerhaft fokussiert sein müssen, was in Kombination mit einer entspannenden, ruhigen Lese-Atmosphäre durchaus schläfrig machen kann.
3) Plötzlich empathisch – Nur durchs Lesen?
Macht Lesen automatisch empathischer? Tests haben gezeigt, dass Menschen, die regelmäßig lesen, auf gewisse Situationen oft empathischer reagieren als Nichtlesende. Dazu muss man sagen, dass dass dies nicht zwangsläufig auch in der Realität immer der Fall sein muss.
Trotzdem ist an der Aussage etwas dran. Wer häufig zu einem Buch greift, wird mit gewissen Situationen konfrontiert, mit denen er sich eventuell vorher noch nie wirklich beschäftigt hat. Konflikte, unterschiedliche Bedürfnisse und Herausforderungen werden aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Dadurch können wir unsere Mitmenschen besser verstehen – Vielleicht erkennt man sogar Ähnlichkeiten in bestimmten Verhaltensweisen. Ganz egal, wie, Lesen sorgt dafür, dass wir toleranter, offener, verständnisvoller und somit auch empathischer werden.
4) Verändert Lesen die Welt?
Kann Lesen die Welt verändern? Meiner Meinung nach definitiv. Diejenigen, die regelmäßig lesen, erweitern ihr Wissen ständig. Man erlangt eine sogenannte verbale Intelligenz, zu der zusätzlich zu so banalen Dingen, wie eine richtige Rechtschreibung und Grammatik, auch eine Vergrößerung des Allgemeinwissens, des Wortschatzes, sowie eine verbesserte Ausdrucksfähigkeit zählen.
Dazu passt ein Zitat von Elisabeth Selbert aus einem Interview mit Barbara Böttger, 1990:
,,Ich hatte die Besessenheit, etwas wissen zu wollen, mein Wissen zu erweitern, weil ich merkte, man kann im Leben nur weiterkommen, wenn man über ein gewisses Maß an Kenntnissen verfügt.“
Elisabeth Selbert war eine der vier Mütter des Grundgesetzes, die sich besonders für die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen (unter anderem im Grundgesetz) einsetzte.
Ich glaube, dass wir alle etwas verändern können, etwas wirklich Gutes, wenn wir es nur wirklich wollen. Bildung und Toleranz (beides wird durch das Lesen gefördert) sind dabei von unmittelbarer Bedeutung. In einer Welt, die immer mehr von Hass, Fremdenfeindlichkeit und Angst regiert wird, kann jeder Einzelne von uns den Unterschied ausmachen. Wir alle können lernen, wieder aufeinander zuzugehen, anstatt uns gegenseitig wegzustoßen.
Lesen kann, meiner Meinung nach, zu dieser Veränderung beitragen. Wie seht ihr das? Teilt gerne eure Meinungen, Ideen und Gedanken mit mir.
So wirst auch du zu einer Leseratte!
Lesen ist also ein tolles Hobby, dass nicht nur einen spaßigen Zeitvertreib darstellt, sondern auch noch richtig nützliche Vorteile mit sich bringt. Probier’ du es doch auch mal aus, ich bin mir sicher, du wirst es nicht bereuen. Hier noch ein paar kleine Motivationstipps, die den Anfang erleichtern können, sodass Lesen noch mehr Spaß macht.
– Ganz einfach das richtige Buch finden
Wichtig ist, dass wir Bücher lesen, die uns auch wirklich interessieren. Welche Themen beschäftigen dich? Liest du lieber fiktionale Romane, Sachbücher oder eine reale Geschichte, die zu einem Roman wurde?
Es gibt unzählige Bücher, die nur darauf warten, von dir entdeckt zu werden. In Büchereien findet man eigentlich immer etwas, was einen interessiert. Man kann dort erstmal jedes einzelne Buchregal durchstöbern und findet so vielleicht direkt mehrere Favoriten. Das Praktische ist, dass man die Bücher nur ausleiht. Das heißt, wenn ein Buch doch mal nicht so gut war, wie erwartet, hat man nicht unnötig Geld ausgegeben. Außerdem kommt es natürlich der Umwelt zu Gute.
Auch in Buchläden wird man schnell fündig. Vielleicht gibt es ja sogar einen lokalen Buchladen in deinem Dorf oder deiner Stadt, den du gerne unterstützen möchtest. Dort kannst du selbst stöbern oder dich beraten lassen. Falls du einen Freund oder eine Freundin hast, die gerne lesen, frag doch sie mal nach Leseempfehlungen. Sie kennen dich wahrscheinlich ziemlich gut und können so auch besser einschätzen, was dir gefallen könnte und was nicht.
Wenn du erstmal ein Buch gefunden hast, was dir richtig gut gefällt, kannst du online nach ähnlichen Büchern suchen. Es gibt sogenannte Lesebloggerinnen und Leseblogger, die oft weitere Leseempfehlungen parat haben, Websites, auf denen du ähnliche Bücher angezeigt bekommst oder sogar Apps.
– Wie fange ich an?
Lesen muss nicht unbedingt viel Zeit in Anspruch nehmen. Es reicht vollkommen aus, wenn du ein Kapitel an einem Tag liest.
Selbst zehn Seiten täglich sind bereits genug. Oder du entscheidest, jeden Tag eine halbe Stunde, bevor du schlafen gehst, noch etwas zu lesen. Solche kleinen Routinen können, vor allem am Anfang, helfen, das Lesen wirklich durchzuziehen und Spaß darin zu finden.
Ich lese beispielsweise gerne nach der Schule im Bus. Es ist ein spannender Zeitvertreib – vor allem, wenn ich alleine fahre. Außerdem ist es eine schöne Abwechslung zum Schulalltag. Das heißt nicht, dass ich im Bus nichts Anderes mache, außer zu lesen. Oft höre ich auch einfach Musik oder quatsche mit meinen Freunden.
Lass dich nicht von den Routinevorschlägen einengen oder stressen. Lesen soll Spaß machen und entspannen. Wenn du es nicht jeden Tag schaffst, etwas zu lesen, ist das nicht schlimm. Es geht darum, am Ball zu bleiben und regelmäßig zu lesen – ganz egal, wie, wann und wo.
– Zwei in eins mit diesem Hack
Ein weiterer Tipp ist, dir für deine ,,kleine Lese-Auszeit“ ein leckeres Getränk zu machen oder einen kleinen Snack vorzubereiten. Eine halbe Stunde Lesezeit lässt sich in einem gemütlichen Umfeld mit deinem Lieblingssnack und beispielsweise einer Tasse Tee noch besser genießen.
Oder du hörst beim Lesen deine Lieblingsplaylist? Oft gibt es auch passende Playlists, die extra für einen Roman erstellt wurden. Schau doch mal, ob du eine Passende zu deinem aktuellen Buch findest.
Quellen:
https://www.geo.de/wissen/gesundheit/literatur-wer-viel-liest-lebt-laenger-30173978.html
https://www.br.de/radio/bayern1/lesen102.html https://www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/motivation/wie-gesund-ist-lesen-wirklich/






„Du musst nicht immer funktionieren“: Über das Loslassen von Perfektionsdruck
Sehr interessanter Artikel – mit einer Aussage, der ich mich nur anschließen kann!
Hallo, ich finde den Artikel SEHR interessant!
Das hat mich aufjedenfall mehr motiviert mal ein Büchlein aufzuschlagen, anstatt dieser nervige Lehrerspruch
Hey, Danke für deinen Kommentar. 😀
Das freut mich echt SEHR!
Sehr ansprechender Beitrag! 🙂
Dankeschön. 🙂
Gut geschrieben! Ich bin erst sehr spät zum lesen gekommen. Heute bereue ich es ein wenig. Tolle Tipps!
Schöner Artikel, der mich sehr anspricht! Das mit der Playlist habe ich sogar schon mal ausprobiert; so taucht man noch viel mehr in den Buchinhalt ein und kann abschalten…
Ein sehr guter Artikel, den ich nur voll und ganz bestätigen kann. Lesen ist für Kopf, Herz und Seele die beste Beschäftigung – ob ganz jung oder schon älter.
Cooler Artikel, vieles davon wusste ich noch gar nicht.