Es sei der bessere Kompromiss gewesen, scherzt Michael „Bully“ Herbig auf der Bühne, als er erzählt, warum er zur Film-Premiere von Das Kanu des Manitu in den Europa-Park kommt. Er und Europa-Park-Inhaber Roland Mack hätten bei einer Veranstaltung als einzige Promis nicht musiziert. Als „Bully“ die Idee kommt, mit Mack ein Duett anzustimmen, merkt er schnell die nur zögerliche Begeisterung des Europa-Park-Chefs – und schlägt stattdessen einen besseren Deal vor: „Dann komme ich eben zur Film-Premiere in den Europa-Park.“ Gesagt, getan. „Und uns hast du einfach mitgenommen“, fügt Rick Kavanian lachend hinzu.

Die Atmosphäre ist locker. Fast wirkt es so, als sei der Schuh des Manitu mit seinen Witzen gar nicht 24 Jahre her, höchstens ein paar. Der erfolgreichste deutsche Film aller Zeiten hat mit Das Kanu des Manitu also endlich einen zweiten Teil bekommen. Lang ersehnt von den Fans, auch im ausverkauften Magic Cinema 4D. Als Bully fragt, wer denn den ersten Teil gesehen habe, recken sofort alle die Hände nach oben. Umso höher steigen sie, als die drei Darsteller Mützen und T-Shirts als kleine Geschenke in die Zuschauermenge werfen.

Handlung: Abahachi, Ranger und die nächste Katastrophe
Lohnt sich der Film? Absolut! Das Kanu des Manitu erzählt die Geschichte von Abahachi (Michael Bully Herbig), der mit seinem Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) einmal mehr in Schwierigkeiten gerät. Diesmal stolpern die beiden Helden in eine Reihe von Abenteuern, die von einer Flucht aus dem Gefängnis bis zu einer völlig absurden Schatzsuche reichen.
Natürlich mischt auch der unverwüstliche Dimitri (Rick Kavanian) mit, und Winnetouch – mittlerweile älter, aber nicht weniger exzentrisch – sorgt für die gewohnt schillernden Momente.
Nostalgie mit neuen Zwischentönen
Dass der Film so stark an den ersten Teil anknüpft, ist kein Zufall. Herbig selbst sagte im Vorfeld: „Einen Film, den man vor 25 Jahren gemacht hat, wirst du heute nicht mehr eins zu eins machen … weil du dich weiterentwickelt hast.“ Dennoch: viele Figuren, viele Zitate und auch manche Absurditäten wirken, als seien sie direkt aus 2001 herübergebeamt.
Die Darsteller sind diverser, die Dialoge reflektierter. Und dennoch bleibt die Prärie bunt bemalt, voller überdrehter Slapstick-Momente und Wortspiele. Popkulturelle Anspielungen auf Indiana Jones, Karl May und Louis de Funès sorgen dafür, dass neben den eingefleischten Fans auch jüngere Zuschauer abholen werden sollen.

Darf man das noch sagen?
Kaum eine Fortsetzung stand vor einem so schwierigen Spagat: Der erste Teil lebte von bewusst überzeichneten Klischees – vom überdrehten Winnetouch bis zu „Indianer“-Sprüchen. Im Jahr 2001 wurde das gefeiert. Im Jahr 2025 ist die Frage: Darf man das noch?
Bully Herbig selbst nimmt diese Frage offensiv auf. Im Film korrigiert Abahachi seinen Freund Ranger mit dem Satz: „Sag nicht Indianer.“ Das Publikum lacht, weil hier ein altes Muster gebrochen wird – und gleichzeitig eine ironische Selbstreflexion entsteht. Man merkt: Der Film will nicht provozieren, aber er will zeigen, dass er die Debatte kennt.
Zwischen Cancel Culture und Nostalgie
Im Vorfeld der Premiere wurde oft diskutiert, ob eine Wiederauflage des Humors von 2001 überhaupt möglich sei. „Irgendeiner regt sich immer auf. Also wenn man danach gehen würde, dürfte man nichts mehr entwickeln“, sagte Herbig dazu in einem Interview. Für ihn ist klar: Humor muss auch mal anecken, darf aber nicht verletzen.
Das Ergebnis ist ein Film, der deutlich vorsichtiger mit Klischees umgeht, aber trotzdem nicht auf sie verzichtet. Winnetouch etwa bleibt schrill, aber weniger karikaturesk als früher. Wo im ersten Teil noch mit plumpen Schwulenklischees gearbeitet wurde, geht es diesmal mehr um Selbstironie, Mode und das Altern. Kritiker loben genau diese Verschiebung – auch wenn Hardcore-Fans die schrilleren Töne von damals vermissen.

Humor im Wandel der Zeit
Dass sich Comedy wandelt, zeigt sich nicht nur im Kino. Stand-up, Serien und Social Media haben die Erwartungshaltung des Publikums verändert. Die „Comedy-Polizei“, wie Herbig es nennt, schaut genauer hin: Was ist noch lustig, was schon diskriminierend?
Das Kanu des Manitu beantwortet diese Frage nicht mit einem Manifest, sondern mit einem Augenzwinkern. Es gibt Gags, die bewusst an die Grenze gehen – aber fast immer mit einem „Meta“-Kommentar. Wenn Ranger unbedarft ins Fettnäpfchen tritt, lacht man nicht über die Beleidigung, sondern über seine Ahnungslosigkeit. Damit wird die Figur zum Spiegelbild des Publikums, das ebenfalls lernen darf.
Zwischen Befreiung und Begrenzung
Die Frage bleibt: Wird Humor ärmer, wenn er Rücksicht nimmt? Oder kreativer, weil er neue Wege sucht? Bei Das Kanu des Manitu zeigt sich: Der Film lebt weiterhin von Slapstick, Übertreibung und Sprachwitz – aber eben auch von der Lust, alte Muster auf die Schippe zu nehmen. Die „Friedenspfeife“ wird zur Metapher für einen entspannten Umgang: Man muss nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, solange die Richtung stimmt.
Fazit: Ein Kanu für die Gegenwart
Am Ende ist Das Kanu des Manitu nicht nur eine Komödie, sondern auch ein Kommentar zur Zeit. Er fragt, ohne es zu predigen: Wie viel Nostalgie darf man sich leisten? Wie viel Humor kann man sich heute erlauben? Die Antwort ist ein Film, der zwar nicht mehr so unbeschwert wie 2001 daherkommt, aber immer noch voller Spielfreude steckt.
Bully, Tramitz und Kavanian paddeln gemeinsam – und zeigen: Lachen funktioniert auch heute noch, wenn man es mit Herz und Selbstironie tut.






Selbstannahme statt Inszenierung: Warum Du mehr bist als Trends
Schreibe einen Kommentar