martinsgans, hefegebäck und laternenumzug – wie ein heiliger unsere gesellschaft prägt und vorbild sein kann
Martin wurde 316 in einer römisch-heidnischen Soldatenfamilie in Ungarn geboren. Er wurde als 15-jähriger Soldat in der Elitetruppe der Garde des Kaisers. Als 17-Jähriger wurde er Taufschüler in Gallien. Damals schenkte er dem Bettler am Stadttor von Amiens die Hälfte seines Reitermantels. Nach seiner Taufe 338 verließ er die Armee und zog sich zurück an die untere Donau und dann kurz nach Mailand. 356 wurde er Schüler des heiligen Hilarius und blieb das auch nach dessen Verbannungszeit.
Er wurde Einsiedler und gründete 316 das erste Kloster Galliens in Ligugué bei Poitiers, noch immer unter Leitung des heiligen Hilarius. 371 wurde er, gegen seinen Willen, zum Bischof von Tours gewählt. Dort gründete er 375 das Kloster Majus Monasterium, Marmoutier, Martins-Münster, aus dem später viele Mönche zu Bischöfen gewählt wurden. Martin leitete zugleich das Bistum Tours und die Abtei Marmoutier, war also Abt-Bischof.
So kam er schließlich in seine Gründung Candes in der Touraine, erkrankte und entschlief im Kreis seiner Brüder. Feierlich bestattet wurde er in seiner Stadt in seiner Abteikirche, die dann seinen Namen übernahm. Seine Vita schrieb sein Zeitgenosse Sulpicius Severus.
Lasst euch nicht entmutigen!
Er war der erste Nicht-Märtyrer, der namentlich als Heiliger verehrt wurde und wird; auch heute noch pilgern viele zu seinem Grab. Chlodwig erklärte ihn zum Schutzpatron der Franken, Karl der Große zum Patron seines Reiches. Daher die vielen Sankt-Martins-Kirchen, über 3500 in Frankreich. Sie ist Patronin des Eichsfelds, auch Hildesheim. Dom und Stadt Mainz sind ihm geweiht, dazu Rottenburg, Salzburg, Eisenstadt, Burgenland.[1]
In einer Zeit vieler Verwirrungen und einem fehlenden Sinn von Verantwortung kann uns der Heilige Martin ein Vorbild sein! Papst Johannes Paul stellte 1996 dazu klar: „Als Mann des Gebetes habe sich Martin ganz von Christus einnehmen lassen. Er habe ein Leben voller Einfachheit geführt, auch nach seiner Berufung zum Bischof. Indem man das Wort Gottes täglich praktische Wirklichkeit werden lässt, kann jeder die Werte des Evangeliums auch in einer sie ignorierenden Welt verbreiten.“[2] Martin war ein Kämpfer in Wort und Tat. „Lasst euch nicht entmutigen!“
Martins Persönlichkeit war geprägt von Würde, Gerechtigkeit und Geduld
Das Wesentliche an Martins Persönlichkeit war den Texten zufolge sein Glaube und die kontemplative Hingabe des Heiligen. Im Übrigen betont die „legenda aurea“ Martins Würde, Gerechtigkeit und Geduld, sein von frommen Lesungen durchtränktes Gebetsleben, seine Barmherzigkeit und Milde.
Alle Martinslegende betonen die schlichte Lebensart und demütige Haltung des Bischofs von Tours. Gott beschenkte ihn mit Offenbarungen, Visionen und der Gabe der Prophetie. Martin besaß eine überdurchschnittliche Klarsicht, ganz besonders, wenn es um die Unterscheidung der Geister ging.
Obwohl Martin keine spezielle Ausbildung erhalten hatte, konnte er sich verständlich und äußert beredet ausdrücken, komplexe Probleme lösen und treffend raten. Niemand sah ihn je ärgerlich oder verwirrt. Er lachte nicht albern und verlor die innere Gelassenheit nicht, was auch geschah.[3]
In scheinbar ausweglosen Situationen, anhaltenden Diskussionen, können wir auf Martin blicken und uns zurufen lassen: „Folge dem Geist der Liebe, des Friedens und schaffe Gerechtigkeit. In Ernsthaftigkeit Verantwortung übernehmen und für die Wahrheit, die dich selbst erfüllt, einstehen. Ihr Männer lasst euch zu einem göttlichen Tugendstreben kräftig anspornen.“
Martin verkörperte die ideale Mischung eines „vita contemplativa und vita activa“
Martin verkörperte ein Ideal: der Mönch als Priester, Arzt und Nothelfer. Er repräsentierte als Bindeglied zwischen Rom und dem Reich der Franken das Spätantike Ideal eines asketischen Mönchs und Bischofs.
Als Nothelfer und Wundertäter war er bereits zu Lebzeiten weit über das Terrain hinaus bekannt. Weil die spätantike Kirche nunmehr jedoch neue Vorbilder angesichts der neuen Herausforderungen suchte, diente Martins Leben bei der Herausbildung neuer christlichen Monastischen Wertvorstellungen als Maßstab.
Martin geht nicht in die Wüste, er sucht nicht die absolute Zivilisationsferne, sondern bleibt in der Nachbarschaft der großen Städte. Er verbindet Kontemplation und Meditation mit pastoraler Aktion, Mystik mit öffentlichem Handeln. Das Kloster wird zu einem Ort der Spiritualität, die ausstrahlen und auf das Gemeinwesen geistlichen Einfluss nehmen soll.
Damit darf der Heilige Martin als einer der Gründerväter des spezifisch abendländischen Menschentums angesprochen werden, dass für die Kirchenfrömmigkeit und Kulturgeschichte Europas bedeutsam geworden ist.[4]
Im Leben braucht es Zeiten der Ruhe und Zeiten der harten Arbeit. Vor Problemen zu flüchten ist keine Lösung. Nehmen wir uns Martin als Vorbild und lassen uns einmal mehr sagen: „Mache dir Freunde in den Städten. Suche den Frieden in der verborgenen Stille und steh ein für das Gute in der Öffentlichkeit.“
[1] Vgl.: https://www.heiligenlexikon.de/MRFlorilegium/11November.html
[2] Vgl. Tomas Mertz: Zeugen des Glaubens, Martin von Tours begegnen, S.133
[3] Vgl. Ebd., S.96
[4]Ebd., S.128ff.






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