f1rstlife

Und was denkst du?

  • Startseite
  • Über uns
    • Redaktion
    • Stiftung
      • Machen Sie mit!
      • Spenden Sie!
  • Mitmachen
  • Newsletter
  • Spenden
  • Kontakt
  • Workshops
  • Engagement
  • Lifestyle
  • Sport
  • Religion & Philosophie
  • Meine Zukunft
  • Politik & Gesellschaft
  • Wirtschaft
  • Kultur
  • Liebe & Sexualität
Aktuelle Seite: Startseite / Engagement / Yallah yallah nach Ramallah

Yallah yallah nach Ramallah

2. März 2015 von Jessica Gehring Kommentar verfassen

Nur wenige Flugstunden – aber eine sehr ernste Zollbeamtin später – finden wir uns, als absolut offiziell in die West Bank Ausreisende, erst mal in einem sogenannten Office am Flughafen Tel Avivs wieder. Ohne Pass. Den hat man erst mal zur „weiteren Überprüfung“ einbehalten. Der einfache Grund: der Übernachtungsort der folgenden Tage. Ein Hotel in Ramallah – palästinensische Gebiete. Es bedarf nur dieser Aussage, um die Zollbeamtin hektisch telefonieren zu lassen. Für ebenfalls wenig Freude sorgen weitere Nahost-Stempel in meinem Reisepass. Kurdistan beispielsweise. Ernsthafte Befragungen gehen los. Warum man ausgerechnet dort journalistisch arbeiten will. Oder auch wie der Großvater heißt. Denn zunächst einmal gilt eines: wer in palästinensische Gebiete reist, reist in Feindesland. Es klingt ein wenig übertrieben, und das ist es auch. Für uns, die Außenstehenden, die Beobachter. Aber es ist eben auch bitterer Ernst für die, die hier leben – sei es in Israel oder Palästina.

Barrieren überwinden – sprachliche und gedankliche
759 Kilometer bitterer Ernst – so lange ist die sogenannte israelische Sperranlange. Der Begriff Mauer allein sorgt für Kontroversen. Die Verwendung des Begriffs Mauer wird als unzureichend bezeichnet, da weite Teile der Abtrennung nicht reines Mauerwerk seien. Laut Israel dient die Mauer zum Westjordanland der Sicherheit. Es ist, wie man es nun dreht oder wendet, eine Sperranlage, bestehend aus Zäunen, Patrouillenweg und Spurenpfad – größtenteils verläuft diese auf den palästinensischen Autonomiegebieten. Seit Juni 2010 wird gebaut. Obwohl der Internationale Gerichtshof 2004 offiziell in einem von der UN-Vollversammlung in Auftrag gegebenen Gutachten erklärte, dass Israel mit dem Bau der Anlagen gegen Völkerrecht verstoße.

All das ist bekannt. Und dennoch ist es wichtig zu erwähnen. Denn: „People are suffering“. Es ist mit der erste Satz, den ich, kaum in Ramallah angekommen, vernommen habe. Er kam von einer jungen Palästinenserin, die in den kommenden Tagen den gleichen Workshop besuchen wird, wie ich. Gemeinsam wollen wir in interkulturellen Teams, bestehend aus einem Palästinenser und einem/r Deutschen Themen umsetzen, die sich parallel zum allgemeinen Oberthema der Besatzung finden lassen. Palästina – anders als gedacht. Das ist das Motto. Es gilt also Herausforderungen zu meistern – den Blick von der Okkupation zu lösen, offen zu sein für Neues, sprachliche und gedankliche Barrieren zu überwinden. Auf beiden Seiten.

Biladi – mein Land
Wer sich auch nur ansatzweise für die arabischen Staaten interessiert und den Nahen Osten und seine Menschen schätzt, muss sich mit der Israel-Palästina-Frage früher oder später unweigerlich beschäftigen. Denn er spaltet in jeder Hinsicht. Wer für Israel ist, ist gegen die Unabhängigkeit der Palästinenser und andersrum. Der erste Eindruck ist: es gibt kein Zwischending. Man ist dafür oder dagegen. Und das macht es schwer. Es macht es schwer, im Gespräch mit all den jungen Palästinensern neutral zu bleiben, die persönliche Schicksalsschläge erfahren haben und deren Freiheit die Okkupation tagtäglich beeinträchtigt. Sie alle eint, dass sie Journalisten werden wollen. Journalisten, die nur unter schwierigen Umständen das Land oder das was davon übrig ist, verlassen können. Je nach ID – blau oder grün, dürfen sie sich nur in bestimmten Gebieten bewegen. Das Land dauerhaft verlassen? Für keinen wäre das eine Option.

Noch in dieser Woche werde ich genau diesen Gegensatz, diese vielen Widersprüche, kennenlernen. Biladi – das ist die inoffizielle Hymne des inoffiziellen Landes Palästina. Jeder hier kann sie voller Inbrunst singen. Man verbindet damit Freud oder Leid – aber in jedem Fall Stolz. Ich werde in den kommenden Tagen Mahmoud Saeeds Geschichte kennenlernen, der mit 24 Jahren genug hat von seinem Leben, auch wenn er es liebt. Er sieht keine Zukunft mehr und wird es verlassen. Ohne Familie und Freunde – er sagt: „Vielleicht werde ich nicht glücklich und komme zurück. Aber ich muss es woanders zumindest versuchen“. Er will nach Berlin, diese Stadt liebt er. Dort gewesen ist er noch nie. Ranias Geschichte ist ähnlich, und doch ganz anders. Sie hat ebenfalls Freunde und Familie in den Niederlanden zurück gelassen, inklusive vollkommener Sicherheit, ein gutes Leben und gesichertes Einkommen. Für ein Leben in ihrem Biladi. Obwohl sie für das große „Weniger“ gegangen ist, hat sie mehr bekommen. Das sagt sie zumindest.

In den folgenden Tagen werden wir Gespräche darüber führen, ob unabhängige Medienberichterstattung unter den hiesigen Umständen überhaupt möglich ist. Gerade auch für eigentlich neutrale Journalisten von Agenturen wie der Associated Press ist es ein täglicher Kampf um Objektivität. Für mich selbst wird es eine Herausforderung, sämtliche Emotionen unter dem Mantel der Neutralität zu lassen. Neben vielen Einzelgeschichten geht es darum, die palästinensischen Gebiete in ihrer Vielfalt kennen zu lernen, in ihrer Andersheit. Ihrer Kultur, ihrer Menschen, ihrer Ideen, auch ihrer Schwierigkeiten. Man kann nicht nicht davon sprechen, wenn man die engen Gassen des Balata Flüchtlingslagers in Nablus gesehen hat. Man muss keine Bücher gewälzt haben, bevor man ins Westjordanland fährt. Man kann von den Menschen lernen und die Geschichten liegen praktisch auf der Straße. Man muss sich nur die Mühe zu machen, sie zu erkennen. Es wird viele davon in den nächsten Tagen geben.


Hat Dir der Artikel gefallen? Dann hilf uns, gute Inhalte und jungen Journalismus zu unterstützen!
  • Bio
  • Latest Posts
Jessica Gehring

Jessica Gehring

geboren 1992 in Böblingen, studiert seit dem Wintersemester 2015/16 im Master Kommunikationsmanagement an der Uni Hohenheim. Sie ist leidenschaftlicher Fan des Nahen Osten und bereiste bereits Jordanien, Kurdistan-Irak, Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete. Das Reisen und das Entdecken fremder Kulturen ist mittlerweile mehr als ein Hobby - kommende Projekte sind das Bereisen von Süd- und Nordamerika.
Jessica Gehring

Latest posts by Jessica Gehring (see all)

  • „Mach was!“ – Tipps gegen Langeweile „قم بعمل أي شيء“نصائح لإيقاف الملل - 14. Juli 2016
  • Biladi – Einer geht noch - 12. März 2015
  • Yallah yallah nach Ramallah - 2. März 2015
  • Leben an der Front - 12. November 2014
  • Das größte Übel wäre das Vergessen - 21. Oktober 2014

Verwandte Artikel

  • Biladi – Einer geht noch
  • Biladi – Einer geht noch
  • Biladi – Einer geht noch
Twittern
Pin
Teilen
0 Shares

Kategorie: Engagement, Politik & Gesellschaft, Spezial Stichworte: Nahost-Konflikt, Palästina

Newsletter

Jessica Gehring

Über Jessica Gehring

geboren 1992 in Böblingen, studiert seit dem Wintersemester 2015/16 im Master Kommunikationsmanagement an der Uni Hohenheim. Sie ist leidenschaftlicher Fan des Nahen Osten und bereiste bereits Jordanien, Kurdistan-Irak, Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete. Das Reisen und das Entdecken fremder Kulturen ist mittlerweile mehr als ein Hobby - kommende Projekte sind das Bereisen von Süd- und Nordamerika.

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Über uns

firstlife-Redaktion
Gutes bewegen in der Realität. [Weiterlesen]

Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren
Unser Newsletter enthält Informationen zu unseren Produkten, Angeboten, Aktionen und unserem Verein. Hinweise zum Datenschutz, Widerruf, Protokollierung sowie der von der Einwilligung umfassten Erfolgsmessung, erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Folge uns

Facebook

Like

Instagram

Follow

Twitter

Follow

Home | Über uns | Redaktion | Mitmachen | Die Stiftung | Kontakt | Impressum | Datenschutz

Wir messen die Nutzung von f1rstlife mit Cookies und weisen Dich aus rechtlichen Gründen darauf hin.OKDatenschutzerklärung