Am 3. Juni 2010 machte Wolfgang Bosbach in der Sendung ,,Markus Lanz‘‘ öffentlich, dass er an Prostatakrebs erkrankt ist. Zwei Jahre später, im August 2012 teilte er mit, dass Metastasen auftraten. Alle Operationen und Bestrahlungen haben nichts genutzt. Die Hoffnung auf Genesung war verflogen. Seitdem hat Bosbach die Gewissheit, dass er todkrank ist. Doch er will kämpfen, bis zum Schluss. Im August 2016 hat er mitgeteilt, dass er nicht mehr für den Bundestag kandidieren wird.

Wolfgang Bosbachs Krankengeschichte begann damit, dass im Jahr 2004 ein Herzklappenfehler, ausgelöst durch eine verschleppte Grippe, diagnostiziert wurde. Seine Herzleistung betrug damals nur noch 20 Prozent. Hinzu kam die Gicht und nun der unheilbare Krebs. Soll er deswegen sein Amt niederlegen und aufhören? Nein, niemals, so dachte er schon damals. Wieso auch? Herzschrittmacher einbauen, nach vorn schauen, dann geht das schon. Zu dieser Zeit war Bosbach der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Der Grund, weshalb Bosbach in die Politik gegangen ist
Mitglied seiner Partei ist Bosbach, seit er 20 ist. Er erinnert sich, dass sich damals viel mehr Leute ganz offensiv zu „ihrer Partei“ bekannten. Viele trugen Buttons oder hatten einen Autoaufkleber mit politischen Botschaften. Das sei mit der heutigen Zeit gar nicht zu vergleichen. Es sei üblich gewesen, in eine Partei, beziehungsweise eine politische Jugendorganisation, einzutreten. Für ihn kam nur die CDU in Frage – und zunächst die Junge Union. Bosbach ist in einem eher konservativ geprägten Elternhaus aufgewachsen. Die christliche Erziehung habe eine große Rolle gespielt. Außerdem war er in der Kirchengemeinde engagiert; zunächst als Messdiener und später als Rektor. „Wenn man so sozialisiert wird, steht einem die CDU eben am Nahesten.“ Hinzu kam, dass die Verbindung von Freiheit und Verantwortung für ihn immer eine große Rolle gespielt hat. Die CDU stand für wichtige politische Positionen, wie die soziale Marktwirtschaft, stabile und solide Finanzen und die innere Sicherheit.
Warum die Politik Bosbachs Traumjob ist
Bosbachs Arbeitspensum verlangt ihm einiges ab. Der Terminkalender ist prall gefüllt. Jeden Tag stehen mehrere Termine an. Dazwischen bleibt nur wenig Zeit zum Durchatmen, selbst wenn er Geburtstag hat. Was er da gemacht hat? „Um 09:15 Uhr trifft sich die Arbeitsgruppe Inneres, um 12:30 Uhr der Berliner Kreis und um 15:00 Uhr ist Fraktionssitzung“, antwortet er knapp. Dies sei ein ganz normaler Berliner Arbeitstag. „Es ist ein schönes Gefühl, gute Entscheidungen zu treffen und zu wissen, damit Menschen wirklich helfen zu können“, sagt er. Die Menschen sollen spüren, dass sie in Bosbach einen Abgeordneten haben, der präsent ist und der sich einsetzt. Jemanden, der sich redlich bemüht, allen Anliegen Rechnung zu tragen. Bosbach wiederum genießt es, wenn er Dank und Zuspruch erhält. Man merkt, dass seine Aussagen keine typischen „Politikerfloskeln“ sind. Bosbach will mit seiner Arbeit einfach nur einen Teil dazu beitragen, dem Land eine bessere Zukunft zu geben. Er klingt dabei überzeugend und glaubhaft.
Natürlich ist er im Umgang mit den Medien ein Profi und natürlich sagt er diese Sätze wahrscheinlich zum tausendsten Mal. Dennoch wirkt er authentisch, doch vor allem fröhlich und ausgelassen. Offenbar scheint für ihn sein Mandat als Bundestagsabgeordneter die beste Ablenkung von seiner Krankheit zu sein. Das ist auch der Grund, warum Bosbach nicht ans Aufhören denkt. Das Mandat lasse ihm nicht viel Zeit, um sich zu viele Gedanken über persönliche Probleme zu machen. Zugleich sei es sein Traumberuf: „Ich wüsste nicht, was ich lieber machen würde.“ Wenn er etwas anderes machen würde, fügt er noch schnell hinzu, „ginge es mir auch nicht besser“. Bekäme er jedoch unerträgliche Schmerzen und wäre nicht mehr so leistungsfähig, dann würde er eine andere Entscheidung treffen, sagt er. Mit der Familie sei das alles abgeklärt. Seine Frau und die komplette Familie unterstützen ihn. Sie stehen vollständig hinter seinen Entscheidungen.
Wie Bosbach mit der Erkrankung umgeht
Bis jetzt hat er in seinem Leben noch nichts verändert. Eine Sache wird er aber ändern müssen: Bosbach ist republikweit im Einsatz. Meistens sei nicht eine bestimmte Veranstaltung oder eine Rede das Problem, sondern der damit verbundene Reiseaufwand. Diese körperliche und zeitliche Beanspruchung müsse er reduzieren. Er wirkt bei dieser Antwort jedoch so, als würde er sich mit dieser Entscheidung extrem schwer tun. Darüber scheint noch nicht das letzte Wort gesprochen zu sein, denn an der Sache ist ein Haken: Wie soll er es als Politiker bewältigen, zum sechsten Mal in den Bundestag einzuziehen, aber gleichzeitig seinen Arbeitsaufwand zu reduzieren?
Eigentlich ist das unmöglich und äußerst gegensätzlich; so nach dem Motto „irgendwann werde er schon kürzer treten, aber nicht jetzt!“ Bei aller Weltläufigkeit: Wolfgang Bosbach ist ein überzeugter Rheinländer. Privat sei er ein waschechter „Karnevalsjeck“. Der „Fastelovend“, wie er sagt, gehört zum Rheinland eben dazu, damit damit ist sei er aufgewachsen. Seine Frau hat habe er im Karneval kennengelernt. Mit Eigenschaften wie Fröhlichkeit, Ausgelassenheit, Weltoffenheit und vor allem der Toleranz, die seiner Meinung nach am allerbesten den Karneval beschreiben, identifiziere er sich voll und ganz. Der Karneval im Rheinland sei etwas Einzigartiges, das man nicht so einfach exportieren könne, sagt er schmunzelnd.
Bosbach – der Junge aus dem Leben
Bosbach selbst hält sich für „einen Jungen aus dem Leben, für nichts Besonderes“ – und genauso wirkt er. In seiner Heimatstadt Bergisch Gladbach lässt sich Bosbach sehen, so oft es geht. Dort fühle er sich wohl. Dort sei er aufgewachsen. Das ist seine Heimat, an der er hängt. Die Bürger der Stadt vergöttern ihn förmlich. Abgehoben wirkt er trotzdem nicht. Es scheint eher, als spende der positive Zuspruch Kraft. Oft besucht er Fußballspiele im örtlichen Stadion oder die Kirmes oder er geht gemeinsam mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in typisch rheinländische Restaurants oder Kneipen.
Die Menschen lieben seine fröhliche, offene und vor allem positive Art. Nichts wirkt geschauspielert, alles wirkt hundertprozentig echt. Es scheint, als mache er sich alles zur Herzensangelegenheit, weil er den Menschen eben etwas Gutes tun möchte. Ein jüngeres Beispiel stammt von einer Wohltätigkeitsaktion an einem Altenheim in „seiner Stadt“, an der er teilnahm. Es hat nicht lange gedauert und er schnappte sich selbst die Arbeitshandschuhe, zog sie an, setzte sich in einen kleinen Bagger, ließ sich kurz erklären, wie er funktioniert und legte los. Natürlich erschien Bosbach nicht im maßgeschneiderten Anzug, sondern so, als habe er zu Hause bei der Gartenarbeit nur kurz eine Pause eingelegt, um bei der Aktion mit anzupacken. Jeder Mensch solle sich fragen „welchen eigenen Beitrag er dazu beitragen könne, dass die Welt ein kleines Stückchen besser wird“, findet Bosbach, und nicht immer auf die Anderen warten, sondern selbst die Initiative ergreifen. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, zitiert er Erich Kästner und sagt: „Das ist mein Lebensmotto.“
Vor 14 Jahren erlitt meine Frau ein schweres Gehirnbluten und ist seit dieser Zeit schwerstbehindert. 2005 habe ich mit 56 aufgehört zu arbeiten und Pflege seit dieser Zeit meine Frau 24, Std. Vor drei Jahren bekam ich die Diagnose Krebs am linken Stimmband und musste vier mal operiert werden. Scheibenkleister wie der Rheinland sagt, ich kenne Wolfgang Bosbach und schätze seine Gradlinigkeit auch im Umgang mit dem Krebs. Meine Stimme hat mitlerweile den Klang eines rostigen Blecheimers und ich habe keine Zeit für den Krebs.Ich gehe brav zur Nachsorge und manchmal auch mit Muffensausen. Meine Frau und ich leben sehr bewusst im Heute und das ist gut so.