Wann folgt man schon mal einem Harlekin mit einem überdimensionalen Holzhammer durch strömenden Regen zur Köln-Messe? An diesem Wochenende war in Deutz gar nichts unmöglich, wenn man Glück hatte, begleitete einen sogar ein ganzes Begrüßungskomitee von verkleideten Soldaten in die Messehallen zur Roll Play Convention. Unverkleidet kommt man sich beinahe nackt vor, da bleibt der Mund offen stehen bei soviel Liebe zum Detail und es bleibt einem nur noch, Kamera oder Smartphone zu zücken und Fotos zu schießen, bis der Akku qualmt. In den Hallen vier und fünf gaben sich Aussteller, Zeichner, Besucher und Fabelwesen die Klinke in die Hand. Auf dem Außengelände ringsum wurde Köln ins finstere Mittelalter versetzt, Met und Fleischspieße in Mengen verkauft. Auf der Bühne lieferten Musikgrößen wie Schandmaul den passenden Soundtrack dazu. Das Lebensgefühl kam von ganz alleine auf.
Willkommen im Nerd-Paradies
Drinnen trinken begeisterte Piraten in einer liebevollen Kulisse Cherry-Bier (mit Rum-Note) und durch die Besuchermenge schiebt sich immer mal wieder ein wankender Jack Sparrow. Arr. Die Stimmung ist ausgelassen, hier freuen sich Besucher über neues Merchandising wie aufwendig gestaltete Spielfiguren, hier wird sich über Basteltechniken für Cosplays ausgetauscht und in diversen Workshops kann man zum Beispiel lernen, wie man sich seine eigene Korsage näht. Von Brettspielen über Onlinegames bis zu Manga, Graphic Novels oder Trading Card Games wie Magic – hier bleiben keine Wünsche offen. Allerdings muss man zuweilen schon tief in die Tasche greifen, wenn man eine der heißbegehrten Fan-Figuren erstehen möchte. An anderer Stelle signiert James Cosmo, besser bekannt als Lord Commander Jeor Mormont aus der Kult-Serie Game of Thrones, Fotos.
Das scheint die rund 40.000 Besucher, die den Besucherrekord vom letzten Jahr spielend knackten, allerdings nicht zu stören. Ich erwische mich selbst dabei, mich in Grund und Boden zu ärgern, weil ich nicht genügend Bares eingepackt habe. Doch die Roll Play Convention bedient sämtliche Sinne, nicht nur den Geldbeutel. Hier gibt es etwas fürs Auge, fürs Ohr und fürs Sammlerherz. Auf der Zeichnermeile sitzen Künstler selbstvergessen an ihren Tischen und füllen einen Skizzenblock nach dem anderen, verkaufen selbstgemalte Poster oder bieten Portraits an. An einem Stand wird realistisches Bodypainting geworben, ein Mann lässt sich von Kopf bis Fuß in einen erschreckend detailgetreuen Baum verwandeln und stakst anschließend fertig geschminkt durch die Menge und überragt alle anderen um etwa einen Meter.
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