Herr Akpata, zur Heiligsprechung Johannes Paul II. veröffentlichen Sie ein Buch mit all seinen Reden anlässlich der Weltjugendtage 1987-2005. Was verbinden Sie mit dem ehemaligen Papst?
Von Kind an habe ich ihn bewundert. Schon immer wurde mir viel von ihm, dem „Chef“ der Kirche, erzählt und ich träumte lange davon, ihn einmal zu sehen. Zu Schulzeiten schrieb ich ihm einen Brief und bekam eine Antwort, mit Bildern und einem Rosenkranz. Seine Reden haben mir immer gefallen, weil er so wichtige Dinge zu sagen hatte – er hatte eine einzigartige Art, uns die Wahrheit über die Welt zu vermitteln. Und ich denke, dass viele Jugendliche diese Reden brauchen, um ihrem Leben einen vernünftigen Sinn geben zu können.
Mein Kindheitstraum wurde im April 2004 verwirklicht: Ich wurde ausgewählt, am Forum in Rom teilzunehmen, weil ich Leiter der katholischen Studiengemeinschaft war. Wir waren 180 Jugendliche aus 90 Ländern und diskutierten eine Woche lang über die Vereinbarung von Glaube und Vernunft. Die Veranstaltung endete mit dem 19. Weltjugendtag, ein prägendes Ereignis für mich und die letzte Versammlung Papst Johannes Paul II. mit uns Jugendlichen. 2005 nahm ich am 20. Weltjugendtag in Köln teil, der von Papst Benedikt geleitet wurde. Diese beiden Treffen mit dem Oberhaupt der Kirche waren die schönsten Erlebnisse meines Lebens.
Sie haben ein zweites Buchprojekt geplant, das sich mit dem Frieden, insbesondere einem von Ihnen erhofften Frieden in Afrika, beschäftigt. Was wollen Sie damit erreichen?
Afrika ist der Kontinent, auf dem es immer Kriege und Konflikte gibt. Politiker stacheln Jugendliche an und diese demonstrieren und rebellieren. Aber ohne Frieden gibt es keine Entwicklung. Wenn wir nicht heute schon versuchen, Frieden zu schaffen, werden wir ein schlechtes Afrika erben. Die Politiker, die heute Konflikte verursachen, werden morgen nicht mehr sein. Morgen müssen wir die Herausforderungen alleine annehmen. Darüber müssen wir uns bewusst sein. Wenn wir an Konflikten teilnehmen, schaden wir nur uns selbst.
Ich habe mich gefragt, was wir, die heutigen Jugendlichen Afrikas, für unsere Zukunft tun können. Wir können schreiben. Wenn wir ein Buch herausbringen, in dem je ein Jugendlicher aus jedem der 55 Länder des Kontinents etwas über den Frieden schreibt und diese Texte in den sechs meistgesprochenen Sprachen Afrikas veröffentlicht werden, senden wir eine wichtige Botschaft, mit der wir die Welt vielleicht ein kleines Stück besser machen können.
Sie kommen aus Benin, einem Land, das neben seinem christlichen Glauben auch für viele traditionelle Religionen bekannt ist. Lassen sich diese mit dem Christentum vereinen?
In Benin weiß jeder, dass es einen Gott gibt, der über die Welt richtet. Trotzdem gibt es in den traditionellen Religionen verschiedene Götter und ein großer Teil der Bevölkerung hängt an diesen. So war es auch bei meinen Eltern. Meine Mutter nahm mich häufig zu einem Hellseher oder Voodoo-Priester mit, um Opfer zu bringen. Doch all meine neugierigen Fragen zur Erschaffung der Welt und der Menschen beantwortete sie mit „der liebe Gott“. Als ich sagte, ich wolle ihn sehen, sagte sie: „Du kannst ihn in der Kirche treffen.“ Als Freunde von mir erzählten, dass sie die Kirche besuchen wollten, ging ich mit. Ich habe den lieben Gott zwar nicht gesehen, aber ich habe ihn gefühlt. Ein paar Jahre später, als ich zehn Jahre alt war, wurde ich getauft. Die traditionellen Priester besuchte ich danach nicht mehr.
Ich war der einzige meiner Familie, der in die Kirche ging. Ich denke, meine daraus resultierende Veränderung, mein gutes Benehmen, doch besonders die häufige Erhörung meiner Gebete beeinflussten meine Familie. Als ich z.B. betete, der Beste in meiner Schule zu sein, war ich in der darauffolgenden Klausur der Beste. Daraufhin gingen auch meine Geschwister in die Kirche. Letztendlich ließen sich sogar meine Eltern taufen. Dass sich das Christentum mit den traditionellen Religionen vereinen lässt, denke ich nicht. Denn wer andere Götter verehrt, ist kein richtiger Christ mehr. Außerdem ist einer der wichtigsten Aspekte des Christentums die Nächstenliebe, die im Voodoo ein wenig zu kurz kommt. Doch ich habe viele Freunde, die diesem angehören und ich respektiere ihre Religion.
Wie stehen Sie sonst zu Ihrer Familie?
Ich liebe meine Familie, eine für deutsche Verhältnisse sehr untypische Familie. Mein Vater hat zehn Frauen, ich habe 35 Geschwister, die Jüngste ist 25, der Älteste 72 Jahre alt, mit sechs Geschwisterkindern teile ich auch die gleiche Mutter. Alle Frauen meines Vaters verstehen sich gut und dafür bewundere ich sie. Trotzdem könnte ich mir diesen Lebensstil für mich niemals vorstellen.
Ihr Medizinstudium hat Sie nach Paris, an die Elfenbeinküste und nun nach Düsseldorf geführt. Welche auf dieser Reise gesammelten Erfahrungen haben Sie am stärksten geprägt?
Obwohl ich erst seit 11 Monaten in Deutschland bin, gefallen mir die deutsche Kultur und die deutschen Werte besonders gut. Das Land hat mich schon jetzt mit seiner Höflichkeit und seiner Offenheit gegenüber anderen Kulturen stark geprägt und wird es sicher weiterhin tun.
Wollen Sie trotzdem nach Benin zurückkehren?
Das Leben in Deutschland ist schön und einfach. Ich habe die Sprache gelernt und mich kulturell angepasst – ich würde sehr gerne hier bleiben. Doch der Ärztemangel in Benin ist um einiges größer als der Deutschlands. Ich denke, es ist meine Pflicht, meinem Land zu helfen.
Herr Akpata, vielen Dank für das Gespräch!
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