Morija/Jahwe-Jire (gen). Es war eine heroische Tat: Als der Widder Willi Wunderlich (Name von der Redaktion geändert) heute Vormittag auf einem Opferungsaltar im Gebiet von Morija dahingeschlachtet wurde, rettete er damit ein Menschenleben. Isaak, der einzige Sohn des Abraham, sollte ursprünglich geopfert werden – durch die Hand seines eigenen Vaters. Zumindest war dies zunächst der Wille Gottes. Neueren Erkenntnissen zufolge wollte Er aber nur das Gottvertrauen Abrahams auf die Probe stellen.
Es begann ganz harmlos am frühen Morgen vor drei Tagen. Abraham sattelte seinen Esel, holte seine beiden Jungknechte und seinen Sohn Isaak. Nachdem er Holz gespaltet hatte, brachen sie auf in Richtung Morija. Diesen Ort, so Abraham, habe ihm Gott genannt und aufgetragen, dort hinzugehen. Nach insgesamt drei Tagesmärschen erreichten sie ihn. Abraham ließ die beiden Knechte zurück und bestieg allein mit Isaak den Berg.
Stiftung “Gottvertrauen-Test” zu Abraham: “Sehr gut”
Dieser jedoch ahnte nichts von der Gefahr, die ihm drohte. Gott, der Herr, der Abraham schon so oft auf die Probe gestellt hatte, verlangte nämlich diesmal von ihm, dass er seinen Sohn als Brandopfer darbringe. Abraham gehorchte, hielt aber diese Anweisung vor Isaak geheim. Der wiederum schöpfte erst Verdacht, als sie schon fast den Gipfel des Berges erreicht hatten und fragte seinen Vater: “Hier ist Feuer und Holz. Wo aber ist das Lamm für das Brandopfer?” Abrahams diplomatisches Geschick, mit dem er erst kürzlich die Vernichtung Sodom und Gomorras zwischenzeitlich vereitelte (f1rstlife hat berichtet), offenbarte sich nun auch in der Antwort des alten Nomaden: “Gott wird sich das Opferlamm aussuchen, mein Sohn.”
Beide errichteten gemeinsam den Altar und als sie damit fertig waren, ergriff Abraham seinen Sohn und legte ihn gefesselt auf das Brennholz. Doch genau in dem Moment, indem er Isaak mit dem Messer töten wollte, schritt Gott ein. Über einen Engel der Stiftung “Gottvertrauen-Test” ließ Er verlauten, dass Abraham auch diesen Test mit dem Prädikt “Sehr gut” bestanden habe. In der Begründung heißt es: “Jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest.” Und weiter: “Weil du das getan hast, und deinen einzigen Sohn mir nicht vorenthalten hast, will ich dir Segen schenken in Fülle und deine Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und den Sand am Meeresstrand.” Damit wiederholte Gott eine Verheißung, die Er bereits in der Vergangenheit getätigt hatte (f1rstlife hat berichtet). Anstelle des Sohnes opferte Abraham schließlich einen Widder, der sich im Gestrüpp verfangen hatte. Den Ort, an dem sich das abspielte, nannte er anschließend “Jahwe-Jire”, “Gott sieht”.
Gemischtes Medien-Echo
In den Medien wurde die unvorhergesehene Wendung verschiedenartig aufgenommen. Das internationale Kinderhilfswerk “UNICEF” begrüßte diesen Schritt als einen “Meilenstein in der Geschichte des Rechtes auf körperliche Unversehrtheit, auch für Kinder”. Familienpsychologen warnten hingegen, dass dieses Ereignis das Vater-Sohn-Verhältnis erheblich belasten werde. Eine massive Störung des Ur-Vertrauens des Kindes gegenüber seinem Vater, der es auf einem Altar festband und töten wollte, sei demnach nicht auszuschließen. Das Jugendamt sei bereits eingeschaltet.
Eine weitaus größere Entrüstung rief jedoch die stellvertretende Opferung des unschuldigen Widders Willi Wunderlich hervor. Der World Wildlife Fund (WWF) zeigte sich “tief besorgt” und fürchtet einen Dammbruch. Sollte sich der Widder als Opfertier etablieren, so eine Sprecherin der Tierschutz-Organisation, werde diese Spezies schon bald vom Aussterben bedroht sein. In vielen Städten versammelten sich unterdessen Menschen und bildeten Lichterketten. In Gedenken an Willi Wunderlich soll fortan die Zeit vom 21. März bis zum 20. April unter dem Tierkreiszeichen des Widders stehen. Einige sahen es jedoch positiv: Sie vermuteten hinter diesem Opfer die Vorwegnahme eines künftigen Opfers, bei dem ein “Lamm Gottes” stellvertretend für die Sünden der Menschheit sterben werde. Bestätigt wurde dies bislang nicht. Der Widder Willi Wunderlich hinterlässt achtzehn Schafe und sieben Lämmer.
Quelle: Genesis 22,1-19
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