Schon wieder ist es an der Zeit, gute Vorsätze zu fassen: Nächstes Jahr soll alles besser werden. Du sollst schlanker und sportlicher, klüger und charmanter werden. Doch sind all diese Vorsätze zur Selbstoptimierung immer nötig und sinnvoll?
Optimierung strebt in der Regel nach einem Ziel, einem Vorbild. So werden zum Beispiel aus unfertig umgesetzten Ideen, sinnvolle Gebrauchsgegenstände. Perfektion gibt es dabei eigentlich nicht. Sobald sich die Welt samt seiner Technologien und Ideale weiterentwickelt, muss auch jedes noch so schöne Design an den Geschmack des Zeitgeistes angepasst werden. So ist stetige Anpassung der Schlüssel zum Erfolg. Aber gilt das auch für uns Menschen?
Ist Anpassung der Schlüssel zum Erfolg?
Schaue ich in die Welt der Publicities, erdrückt mich schnell der Eindruck, dass nur die Angepassten Erfolg haben. Frauen mit langen, schlanken Beinen und einem schönen Lächeln, Männer mit definierten Muskeln und einer Mindesthöhe von 1,85. Nehme ich mir diesen Querschnitt an Äußerlichkeiten zum Vorbild für Erfolg, kann ich nur scheitern. Meine Beine sind so lang, wie sie sind. Bin ich deswegen nicht gut genug, um mich erfolgreich fühlen zu dürfen, in dem was ich tue?
Ein weiteres Beispiel: „Sport hilft immer!“ behaupten viele. Verletzende Posts, die den Eindruck erwecken, dass sich die meisten Probleme im Leben mit mehr Disziplin aus der Welt schaffen lassen, gibt es so einige. Sie verbinden ein nach außen scheinendes erfolgreiches Leben allein mit der Leistung der betreffenden Menschen. So schön es auch ist, dass einige es an die Spitze geschafft haben, ob als Instagramstars, auf dem roten Teppich oder anderswo: Diese einseitige Sichtweise diskriminiert alle, die nicht so sind, die nicht so sein können oder wollen. Sie unterstellt ihnen, sich zu wenig angestrengt zu haben und wertet andere Lebensleistungen ab.
Ist Selbstoptimierung dann grundsätzlich schlecht?
An sich selbst zu arbeiten, kann dennoch eine sehr schöne Erfahrung für dich sein. Dadurch schulst du dich in der Selbstfürsorge und kannst Strategien finden, dich wohler zu fühlen. Selbstfürsorge ist ein Zeichen für den guten Umgang mit dir selbst, und zwar nicht nur für einen Moment, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg. Du lernst deine Bedürfnisse, Stärken und Schwächen kennen und stärkst dich für schwierige Situationen.
Dazu gehört auch die Überarbeitung der Elemente, die du für die Selbstfürsorge nutzt. Wenn sich etwas im Leben ändert, passt du dich an. Ein beeindruckendes Beispiel sind die vielen Veränderungen, die aufgrund der Pandemie in dein Leben getreten sind. Der Jahreswechsel ist eine gute Möglichkeit, um die Neuerungen in deinem Leben zu reflektieren und auf deine Bedürfnisse zu schauen. Denn häufig merken wir gar nicht, dass unser Körper und unsere Psyche eine Anpassung unseres Lebensstils benötigen.
Den „goldenen“ Mittelweg finden
Selbstfürsorge und -optimierung können bereichernde Strategien in deinem Leben sein. Sie können jedoch auch ungesund werden, wenn sie dich belasten. So sind bestimmte Sportroutinen, Diäten, ständige Weiterbildungen oder andere Maßnahmen keineswegs der einzige Schlüssel zu deinem Erfolg. Dies gilt besonders dann, wenn deine Vorsätze viel zu weit von der Realität deines Lebens entfernt sind oder du dazu neigst dich viel mit Vorbildern zu vergleichen.
Zu einem guten Leben gehört immer, sich selbst so annehmen zu können, wie man ist. Dem Wunsch nach Selbstoptimierung muss also eine innere Grenze gesetzt werden. Wenn es dich aufbaut, dann folge doch mal Schauspielern, die nicht dem Mainstream entsprechen. Es werden immer mehr, die stolz auf ihre Größe, ihre abstehenden Ohren oder Orangenhaut sind, weil sie ein Teil ihrer selbst sind. Und noch wichtiger ist es, dass du dir immer wieder und gerade an einem so besonderen Moment wie dem Jahreswechsel bewusst wirst, was du alles geschafft hast, weil du so bist, wie du bist.
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