Erziehung und Beziehung. Was vereint diese beiden Begriffe miteinander? Lange Zeit beschäftige ich mich nun schon mit meinem inneren Kind und den Auswirkungen auf meine Beziehungen. Was dies mit der in der Kindheit und Jugend erlebten Erziehung zu tun hat, möchte ich dir hiermit aus meiner persönlichen Sicht erläutern.
Nachdem deine Eltern dir das Leben geschenkt haben, obliegt es ihnen, dich auf das Leben vorzubereiten. Dir anständige Werte und Moralvorstellungen zu vermitteln und dich zu einem Wesen zu formen, welches sein Leben unabhängig meistern kann. Bestenfalls wird dir Liebe und Geborgenheit geschenkt, du wirst in deiner Entwicklung zu einer eigenständigen Persönlichkeit gefördert, sodass du voller Vertrauen in dich, deine Person, deine Fähigkeiten und dein Umfeld dein Leben bestreitest. Die Erziehung sollte darauf zielgerichtet sein, dass du dir während des Erwachsenwerdens eine stabile Identität aufbauen und so deinen Platz in dieser Welt einnehmen und (d)einen wertvollen Beitrag am großen Sein des Lebens leisten kannst.
Erziehung und die Vermittlung von Werten geben dir eine Identität…
… so wie die Löwenmutter ihren Jungen beibringt auf die Jagd zu gehen, um zu existieren und zu leben. Der kleine Löwe wird niemals voller Zweifel sein, weil ihm beigebracht wurde, was seine Aufgabe im Leben ist und wie er sein Überleben sichern kann. Dies ist die Aufgabe des Lebens für den Löwen. Überleben und seinen Fortbestand sichern. Er weiß was das Leben von ihm verlangt und wie er sich verhalten muss. Ein Löwe wird wohl kaum jemals in seinem Leben in eine Sinnkrise stürzen. Nun der Mensch hingegen schon, wenn ihm in der Erziehung so einige wichtige Punkte verwehrt geblieben sind und er somit keine richtige und stabile Identität aufbauen konnte. Kein wirkliches Selbstbild vermittelt bekommen hat oder gar gezwungen war sich ein eigenes (fragiles) Selbstbild zu erschaffen. Vielleicht weil die Umstände der Erziehung nicht optimal waren und dies aus einem Überlebensmechanismus heraus notwendig war.

Jede Begegnung mit anderen Menschen ist eine Möglichkeit für dich zu reifen
Wenn dies der Fall war und im Zuge dessen gar eine Störung der Persönlichkeit entwickelt wurde, dann wird dir dies irgendwann an anderer Stelle im Leben aufgezeigt werden. Meist in deinen zwischenmenschlichen Beziehungen. Denn dort liegen die Triggerpunkte vergraben. In der Regel kommt dir kein Bekannter, Arbeitskollege oder Chef so nah, dass er deine tiefsten inneren Defizite triggert und dich so stark und tief verletzen kann wie ein Mensch, dem du dein Vertrauen (falls vorhanden) und deine Liebe schenkst. Solltest du dies erlebt haben oder erleben, dann sehe diese Situation als Chance und Entwicklungsmöglichkeit, welche das Leben dir aufgezeigt hat. Es ist die Möglichkeit zu erwachen. Erwachsen bist du geworden, dies hast du nun hinter dir.
Die jetzige Herausforderung besteht darin zu erwachen und zu reifen. Die Entwicklung deiner Persönlichkeit wird bis zu deinem Tod andauern, sie wird niemals abgeschlossen sein. Das soll nicht bedeuten, dass du nie ein wertvoller Mensch mit einem wertvollen Charakter sein wirst, das bist du bereits. Und wenn du dir deiner Defizite bewusst geworden bist und daran arbeitest, dann erst recht. Es soll dir lediglich aufzeigen, dass du dir deiner selbst bewusst wirst und bleibst.
Ablenkungsstrategien – Die Flucht vor dir Selbst
Aufgrund meiner frühkindlichen Erlebnisse und Erfahrungen, habe ich mich später überwiegend in die Abhängigkeit zu anderen Menschen begeben. Zunächst, weil ich meine innere Leere durch andere Menschen gefüllt habe. Weil ich andere Menschen benötigte, um mir selbst einen Wert zu geben, eine Identität und eine Aufgabe. Allein war ich irgendwie aufgeschmissen. Ich wusste nicht, was ich vom Leben erwartete, was mich ausmachte. Richtige Hobbies hatte ich nicht und lebte in den Tag hinein. Ich habe die Erwartungen anderer an mich erfüllt und kein richtig eigenständiges Leben geführt.
Die restliche Zeit habe ich mich mit Partys, Alkohol, Sex und gelegentlichen Drogenkonsum abgelenkt. Das Fehlen einer eigenen Identität hat mich veranlasst, mich an andere Menschen zu klammern, diese zu bewundern und zu feiern. Erst recht spät, im Zuge meiner jetzt fortschreitenden Persönlichkeitsentwicklung habe ich festgestellt, dass ich MICH SELBST bewundern und feiern kann; für das, was ich bin. Nicht im Sinne einer überaus überhöhten narzisstischen Selbstdarstellung und Selbsterhöhung. Nein. Ich kenne mich, meine Schwächen aber auch meine Stärken und bin ein Teil des großen Ganzen. Der Gesellschaft, des Lebens, der Schöpfung.
Das Bewusstwerden deiner Selbst führt zum Erwachen
Sich selbst bewusst zu werden, sich mit sich selbst zu beschäftigen, sehe ich als das wahre Erwachen an. Ich bin meinen destruktiven Verhaltensmustern entwachsen – noch nicht ganz, aber schon auf einem sehr guten Weg. Meine dysfunktionalen Verhaltensweisen zeigen sich nicht mehr in der Häufigkeit wie früher. Und wenn sie kommen, bemerke ich sie und beschäftige mich mit dem Gefühl, welches dahinter steckt, anstatt diese ins Außen an andere Personen zu richten und auszuleben. Meine Beziehungen haben sich deutlich verbessert und so habe ich Menschen kennengelernt, welche mit meiner nun viel gesünderen Lebenseinstellung konform sind.
Andere dysfunktionale Beziehungen und Bindungen, wie Freund- oder Bekanntschaften haben sich aufgelöst und jeder geht seines Weges. Entweder weiterhin ins Tal der Ablenkung oder aber den Weg der Erkenntnis und des Erwachens und der Reife.
Dankbarkeit für die Herausforderungen des Lebens empfinden
Ich bin dankbar für alles, was mir im Leben widerfahren ist, auch die negativen Dinge und Menschen. Haben sie mich doch auf den richtigen Weg geführt. Diesen Weg, welchen das Leben mir vorgegeben hat, gehe ich nun. Es sind die Herausforderungen des Lebens, die das Leben lebenswert machen. Mal ist der Weg steinig und voller Hindernisse, mal seicht und leicht und immer öfter noch richtig hart und voller Schmerz der Erkenntnis. Aber der Weg hinaus aus der Hölle führt über eine Leiter, dessen Streben heiß sind. Herausforderungen können sehr schmerzhaft sein und nicht immer leicht. Doch je weiter du heraufkletterst und die Destruktivität hinter dir lässt, fällt auch die Temperatur der Leiterstreben und es wird immer einfacher dich hinaus zu bewegen. Diesen Weg gehe ich und halte mich immer an meinen Leitsatz, welchen ich tief in mir manifestiert habe und der mir auch in den schwierigsten Situationen Kraft gibt:
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