Ende Mai traf sich der Generalsekretär der Vereinigten Nationen mit Jugendlichen aus der ganzen Welt in Brüssel, um mit ihnen über ihre Sorgen und Wünsche für die Zukunft zu sprechen. Ein Gespräch, das zeigte, dass wir mehr sind als die „Me Me Me Generation“, da uns das Schicksal benachteiligter Menschen und unserer Umwelt berührt. Welche Rolle Social Media, der Hashtag #AskBanKimoon und Selfies dabei spielten, das erfahrt ihr hier.

Am Nachmittag des 27. Mai war das Bozar in Brüssel mit mehr als 2.000 jungen Menschen aus der ganzen Welt gefüllt, die gespannt auf die Ankunft von ihm warteten. Mit ihm ist weder Bradley Cooper, Robert Pattinson noch Ryan Gosling gemeint, sondern der Generalsekretär der Vereinigten Nationen – der Südkoreaner Ban Ki-moon. Seit mehr als acht Jahren als Vorsitzender der UN, kam Ban Ki-moon nach Brüssel, um nicht nur die europäischen Institutionen zu besuchen, sondern auch, um mit Jugendbotschaftern über die Rolle der Jugend in der Post-2015-Agenda zu sprechen. Das Event mit dem Slogan „Our World, our dignity, our future“ wurde im Live-Stream weltweit übertragen.
Wer ist dieser Ban Ki-moon und was ist die Post-2015-Agenda?
Wer ist Ban Ki-moon? Als Generalsektretär führt er die UN als wichtigste internationale Organisation zur Förderung von internationaler Zusammenarbeit, die sich aus 193 Mitgliedstaaten zusammensetzt. Das Hauptquartier ist in New York. Der Generalsekretär wird von der UN Charta als „oberster Verwaltungsbeamter“ der Organisation bezeichnet. Da diese Definition eher ungenau ist, wird die Rolle unterschiedlich ausgefüllt. Darüber hinaus wird der Generalsekretär als Symbol der Ideale der UN und als Sprecher der Interessen von benachteiligten Menschen angesehen. Dafür reist er in Krisengebiete, spricht mit Regierungen und setzt sich für Frieden ein. Ban Ki-moon wurde 2006 als achter UN-Generalsekretär gewählt und trat sein Amt 2007 als Nachfolger von Kofi Annan an. 2011 wurde Ban Ki-moon in seinem Amt bestätigt und 2013 ordnete ihn das Forbes Magazine auf Platz 32 dermächtigsten Personen der Welt ein.
Was ist die „Post-2015-Agenda?“ Die aktuelle UN-Entwicklungsagenda basiert auf den Millenniums-Entwicklungszielen, kurz MDGs, welche im Jahr 2000 vereinbart wurden. Diese umfassen acht globale Entwicklungsziele für das Jahr 2015. Unter anderem wurden die Halbierung der Armut, Gleichberechtigung, ökologische Nachhaltigkeit und Frieden angezielt. Da wir nun das 2015 schreiben, ist es Zeit Bilanz zu ziehen. Dabei wird klar, dass nicht alle Ziele vollständig erreicht worden sind. Deshalb sollen im September dieses Jahres weltweite nachhaltige Entwicklungsziele die MDGs ergänzen. Daher ist das Jahr 2015 von besonderer Bedeutung. Unklar ist, welche Rolle die Jugend bei der Aushandlung der neuen Agenda hat. Das war der Grund, warum Ban Ki-moon sich mit Jugendbotschaftern in Brüssel getroffen hat, um sie selbst zu fragen: „In was für einer Zukunft wollt ihr leben?“
Ban Ki-moon: Gefeiert wie ein Rockstar
Zurück zum Inneren des Bozars: Als Ban Ki-moon schließlich die Bühne betrat, schien er selbst überrascht von den vielen jungen Gesichtern, die ihn erwarteten und mit lautem Applaus begrüßten wie einen Rockstar. Er begann seine Rede mit „Ich glaube an die Kraft der Jugend. Deshalb bin ich hier.“ Sechszehn Jugendbotschafter im Alter von 14 bis 25 Jahren waren im Vorfeld ausgewählt worden, um dem UN-Generalsekretär auf der Bühne ihre Fragen zu stellen. Da sie alle aus verschiedenen Ländern und Hintergründen stammten, betraf jede Frage ein anderes dringendes Problem, welches in die Post-2015-Agenda aufgenommen werden sollte. Fragen waren unter anderem:
Warum ist das Ziel der Verbesserung von Sanitäranlagen gescheitert? Heute haben mehr Menschen Zugang zu Handys als zu Toiletten. Warum ist das so? (Ivory, Kenia, Afrika)
Wir sind die am besten ausgebildete Generation, die es jemals gab, dennoch haben wir häufig Schwierigkeiten einen Job zu finden. Wie kann man das ändern? (Elena, 24, Zypern, Europa)
Wie kann man weltweit das Wohlergehen von Kindern verbessern und sicherstellen, dass Kinder in Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden? (Maruba, 14, Zambia, Afrika)
Wie kann eine Frau, die in Indien diskriminiert wird, mit einer Frau kooperieren, der das gleiche in New York passiert? (Tambi, Indien)
Social Media als Bindungsglied zwischen Zuschauer und UN
Aber nicht nur die sechzehn Jugendbotschafter auf der Bühne durften Fragen stellen, sondern auch das Publikum hatte die Chance dazu, mit dem Hashtag #AskBanKimoon. Neben der Bühne war eine Leinwand positioniert, eine sogenannte Twitterwall, auf welche die Twitter Timeline der UN in Brüssel projektziert wurde. Dies nutzten die Zuschauer, um Selfies, Slogans und Hashtags zu posten. Die Twitterwall half dabei die Zuschauer im Bozar und weltweit mit Ban Ki-moon und der UN zu verbinden. Die Nutzung von Social Media während der Diskussion darüber, wie die junge Generation an der Gestaltung der Post-2015 Agenda teilnehmen kann, schuf eine besondere Atmosphäre. Es fühlte sich an, als sei jeder involviert. Darüber hinaus wurde deutlich, dass die Social Media Tools der jungen Generation dafür genutzt werden können, Aufmerksamkeit und Interesse auch für ernste Themen zu wecken. Ein Satz, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, hinterließ einen bitteren Nachgeschmack: „Ihr seid die erste Generation, die Armut beenden kann, aber auch die letzte, die gegen den Klimawandel vorgehen kann.“
Generation Y: Viel mehr als nur die „Me Me Me Generation“
Das Engagement der Zuschauer machte deutlich, dass unsere Generation nicht, wie so oft porträtiert, ausschließlich selbstverliebt und egoistisch ist, sondern dass uns das Schicksal von anderen Menschen nahe geht und wir danach streben, Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten zu verringern. Von dem Event habe ich Inspiration und einen größeren Glauben an unsere Generation mitgenommen. Auch wenn wir scheinbar ständig damit beschäftigt sind, Selfies von uns zu machen, bedeutet das nicht, dass wir die dringenden Probleme unserer Welt nicht wahrnehmen. Und wir sollten nicht warten, Veränderung schon jetzt in Gang zu setzen, denn morgen könnte es schon zu spät sein. Wie Ban Ki-moon abschließend sagte: „Eure Generation hat schon heute etwas zu sagen! Deshalb erhebt eure Stimme und pocht auf eure Rechte!“
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