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Die Geschichte einer Flucht – عن القنابل، القوارب وطرق الدراجات الهوائية- تاريخ الهروب

14. März 2017 von Isabella Escobedo Kommentar verfassen

Was Alaa an Syrien am meisten vermisst: die Menschen, die er liebt. Was er an Deutschland am meisten schätzt: die Menschen, die er kennengelernt hat. Seitdem er im August 2015 nach Deutschland kam, hat sich vieles für ihn verändert. Während er damals noch selbst im Erstaufnahmelager lebte, wird er nun bald in seinem FSJ dort als Helfer tätig sein. Im Interview erzählt er uns, wie es dazu kam. Von Isabella Escobedo.

©f1rstlife / Isabella Escobedo
© f1rstlife / Isabella Escobedo

Hallo Alaa. Du hast nun ein ziemlich „deutsches“ Leben, arbeitest ehrenamtlich beim Roten Kreuz und hast viele deutsche Freunde. Wie sah dein Leben in Syrien im Gegensatz dazu aus?

Ursprünglich hatten wir ein Haus in einem kleineren Ort nahe Damaskus. Nachdem dieses bei einem Bombenanschlag zerstört wurde, sind wir in eine kleine Mietwohnung nach Damaskus gezogen, wo ich Biologie studiert habe. Auf einmal hatten wir monatliche Mietausgaben und waren etwas knapp bei Kasse, das hat unser Leben sehr verändert.

Wann hast du entschieden, dass du fliehen möchtest und wie lange hat die Vorbereitung gedauert?

Für mich war Anfang 2015 schnell klar, dass es nicht so weitergehen kann. Ich entschied, dass eine Flucht für mich die einzige Option ist – erstmal ohne die Zustimmung meiner Familie. An einem Wochenende im Haus meines Großvaters, wo die Familie immer zusammenkommt, habe ich meinem Cousin davon erzählt. Als 21-jähriger Student blickt er, genau wie ich, in eine ungewisse Zukunft, deswegen war er von der Idee nicht abgeneigt. Von da an fingen wir an, hart zu arbeiten, um das Geld zusammenzubekommen. Wir müssten mehr haben als wir eigentlich brauchten, denn wenn uns das Geld auf dem Weg ausgeht, ist alles umsonst gewesen. Ich habe studiert und gleichzeitig gearbeitet, manchmal habe ich auf der Arbeit übernachtet, um den Spagat zu schaffen – das war eine harte Zeit.

Wohin seid ihr als erstes gereist und wie sah eure Route aus?

Zunächst sind wir mit dem Bus in den Libanon gefahren. Normalerweise dauert das drei Stunden, aber wir haben den ganzen Tag gebraucht, weil wir ständig von der Polizei angehalten wurden. Von Beirut aus sind wir in die Türkei gefahren, zunächst nach Mersin, dann nach Izmir. Diese Stadt ist wie ein zweites Damaskus, überall sind Syrer, denn von hier aus organisiert die türkische Mafia die meisten Fluchten. Von hier sind wir auf einem kleinen Boot mit 45 Mann an Bord nach Griechenland gefahren, aber zunächst entgegen des Versprechens der Schlepper auf einer Militärinsel angekommen. Hier verbrachten wir einen ganzen Tag ohne Essen, bevor wir ans griechische Festland geschifft wurden. Dann sind wir über Mazedonien und Österreich weiter gereist und wurden schließlich an der Grenze in Passau von der Polizei aufgegabelt. Von hier aus wurden wir in ein Erstaufnahmelager in Eilwangen, in der Nähe von Stuttgart geschickt.

Wolltest du nach Deutschland?

Nein eigentlich nicht. Ich wollte nach Holland, wo auch mein Cousin lebt. Da ich aber erst in Deutschland von der Polizei erwischt wurde, musste ich aufgrund der Dublin-Verordnung hier bleiben. Was nur wenige wissen: Viele Flüchtlinge wollen gar nicht unbedingt nach Deutschland. Die Polizeikontrollen sind jedoch in Deutschland am strengsten, hier werden die meisten festgenommen. Dann greift das Dublin-Verfahren und sie müssen hier bleiben.

Was habt ihr im Erstaufnahmelager gemacht?

Gewartet. Unser Alltag bestand in den drei Monaten nur aus Essen und Schlafen. Zusammen mit dem Kulturschock verfallen hier viele in depressive Verhaltensmuster. Ich war sehr froh, als ich nach den zwei obligatorischen Interviews endlich einen Zettel mit meinem Namen und einer Busnummer in der Hand hatte, auch wenn ich nicht wusste, wo dieser Bus mich hinbringen würde. Wie ich später erfahren würde, war es ein Flüchtlingsheim in Herbolzheim.

Was war dein erster Eindruck von Deutschland?

Kein guter. In Passau habe ich einen ganzen Tag damit verbracht, die Busstation zu suchen. Die Menschen, die ich auf Englisch angesprochen und nach dem Weg gefragt habe, haben mich schlichtweg ignoriert. Zum Glück legte sich dieser Eindruck, sobald wir in Herbolzheim ankamen. Wir waren die ersten Flüchtlinge und hier haben sich alle gut um uns gekümmert; fast jeden Tag kam jemand mit Kaffee und Kuchen vorbei.

Was hat dich an Deutschland am meisten verwundert?

Für alles gibt es Regeln! Dass es für Fußgänger, Fahrräder und Autos getrennte Wege gibt, fand ich komisch.

Nun hast du dich hier sehr gut eingelebt. Was würdest du Neuankömmlingen raten?

Die Anfangszeit ist wirklich hart, für jeden. Hier muss man stark bleiben, nicht die Nerven verlieren und daran glauben, dass alles nur besser werden kann. Und das wird es auch, sobald man aus dem Erstaufnahmelager raus ist und Leute kennenlernt.

Hast du Diskriminierung erfahren und wie gehst du damit um?

Besonders nach den Anschlägen in Brüssel sind viele Menschen misstrauischer geworden und die abwertenden Blicke mehrten sich. Letztens erst hat ein Mann auf einem Motorrad versucht, mich zu überfahren und mir „Asylant“ hinterhergerufen. Ich war einfach nur geschockt, habe mich geschämt und es ignoriert. Es macht mich traurig, wir sind doch auch auf der Flucht vor dem islamistischen Terror.

Was vermisst du am meisten?

Die Menschen. Natürlich meine Familie und Freunde, aber auch die Menschen auf den Straßen. Ich habe es geliebt, nachts durch Damaskus zu laufen und das bunte Treiben zu beobachten. In Kenzingen, wo ich jetzt wohne, sind die Straßen meistens wie ausgestorben. Ich hoffe aber, dass sich das im Sommer ändern wird.

Hast du Tipps gegen Heimweh?

Geht raus und lernt Leute kennen, such euch eine Beschäftigung! Mit Freunden und einem geregelten Alltag ist alles einfacher. Ich weiß, das ist einfacher gesagt als getan, ich habe die ersten drei Monate nur damit verbracht, auf die Straße zu gehen und Leute ansprechen und habe viele Abweisungen kassiert. Aber es hat sich gelohnt: ich hatte Glück und habe Micha kennengelernt. Sie hat uns unheimlich geholfen; durch sie haben wir eine Wohnung und nun auch unseren Job gefunden.

Was müsste sich ändern, damit Menschen wie du nicht mehr fliehen müssen?

Der Krieg muss aufhören. Das wird jedoch, glaube ich, nicht in absehbarer Zeit geschehen.

Vielen Dank Alaa für das Gespräch!

 

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Vorspann

©f1rstlife / Isabella Escobedo

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…wuchs als Tochter einer deutsch-spanischen Familie mit venezolanischem Einfluss in Madrid auf. 2009 tauschte sie Flamenco gegen Karneval und zog ins schöne Rheinland. Weiterhin vom Fernweh getrieben verschlug es sie nach dem Abitur 2014 für ein Freiwilliges Soziales Jahr nach Südindien. Nun, zurück in Deutschland, hat sie vorerst in Bonn ihr Zelt aufgeschlagen, wo sie nachhaltige Wirtschaft studiert und sich nebenbei ihrer großen Liebe für das geschriebene Wort widmet. Als rasende Reporterin ist sie bei f1rstlife für gesellschaftliche und wirtschaftliche Themen mit einem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit unterwegs.
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Kategorie: Engagement Stichworte: Alaa, Amal, Arabisch, Deutschland, Diskriminierung, Flucht, Flüchtling, Geschichte, Integration, Interview, Isabelle Escobedo, Syrien, Toleranz

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…wuchs als Tochter einer deutsch-spanischen Familie mit venezolanischem Einfluss in Madrid auf. 2009 tauschte sie Flamenco gegen Karneval und zog ins schöne Rheinland. Weiterhin vom Fernweh getrieben verschlug es sie nach dem Abitur 2014 für ein Freiwilliges Soziales Jahr nach Südindien. Nun, zurück in Deutschland, hat sie vorerst in Bonn ihr Zelt aufgeschlagen, wo sie nachhaltige Wirtschaft studiert und sich nebenbei ihrer großen Liebe für das geschriebene Wort widmet. Als rasende Reporterin ist sie bei f1rstlife für gesellschaftliche und wirtschaftliche Themen mit einem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit unterwegs.

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