Die Corona-Pandemie ist eine globale politische Herausforderung. Sie verlangt, dass alle Weltnationen nun zusammenhalten, um die Krise gemeinsam zu lösen. Eine unzureichende Diplomatie hätte desaströse Folgen für die globalen Gesundheitsbelange und die soziale Gleichberechtigung. Ein Kommentar.

Aus wissenschaftlichen hypothetischen Erwartungen heraus sollte die globale Gesundheitsversorgung durch US-Präsident Donald Trump gefährdet werden [1]. Dieser Hypothese wird in diesem Artikel nachgegangen mit einem Blick auf die internationalen (politischen) Dynamiken.
Ein stetiger Rückzug der internationalen Beziehungen zu Europa prägt die gegenwärtige US-amerikanische Politik. Lange und andauernd waren die USA ein treuer europäischer Partner, nicht nur in Sachen Verteidigung [2]. Der Brexit und der politische Aufstieg des US-Präsidenten Donald Trump (2017) bewirkte eine internationale Destabilisierung [2]. Dieser Rückzug bedeutet auch in globalen Gesundheitsfragen eine starke Zurückhaltung einen internationalen Konsens über den Umgang mit der Pandemie zu konstatieren. Beispielsweise wurden die Entscheidungen über Reisebeschränkungen oder Grenzschließungen auf nationaler Ebene getroffen und nicht als gemeinsamer Kanon auf internationaler Ebene.
Mit dem Regierungsbeginn von Trump und der Etablierung seiner präsidentiellen Administration war der Aufruf nach einer Auflösung der Europäischen Union und eine reduzierte Beteiligung in sicherheitspolitischen Fragen laut geworden. Der Wunsch des Präsidenten nach einem Paradigmenwechsel von der international dominierten Verflechtung der Wirtschaft zur Verstärkung der nationalen Ökonomie wurde ausgesprochen [2]. Schon jetzt werden die Auswüchse dieser Veränderungen spürbar. Nicht nur durch die beobachtbaren neun Unterstützungskonstellationen der Nationen.
Anstelle amerikanischen Intervenierens in internationale Problemlagen sehen wir nun andere Nationen, wie Russland oder Kuba einschreiten. Dies zeigt, dass sich die USA nicht mehr als Unterstützung der Europäischen Union anbietet. Als Beweis haben Russland und Kuba medizinisches Personal nach Italien als eine Art Hilfspaket entsendet. Die Welt scheint sich in einer neuen Formierung internationaler Ausgleiche von Hilfestellungen zu befinden. Welcher Tausch aus diesen Unterstützungskonstellationen resultieren wird, bleibt unklar. Die negativ bilanzierte Gefälligkeitsbank Italiens wird mit Sicherheit gegenüber Russland und Kuba ausgeglichen werden müssen. Aus den Wiedergutmachungen der Gefälligkeiten könnten sich neue internationale Allianzen bilden und somit nicht nur die europäische, sondern auch die deutsche Politik langfristig verändern.
Krise und die Kritik an der De-Globalisierung
Bezogen auf die aktuelle Krise scheinen wir als globale Gesellschaft einen hohen Preis für die exklusive Politik der USA zu zahlen. Das Maß des Humanschadens gesellschaftlich, psychologisch, wie auch gesundheitsbezogen ist noch nicht auszumalen. Mit Humanschaden ist der menschliche Schaden in den Teilbereichen „Gesellschaft im kollektiven Verständnis“ und der „Psyche und Gesundheit von Individuen“ gemeint. Die wirtschaftlichen Einbußen werden die Weltbevölkerung noch Jahre begleiten. Im Zuge des Schocks dieser Krise werden die Stimmen nach einer De-Globalisierung laut. In aktuellen politischen Debatten sollen materielle Produktionen wieder ins Inland verfrachtet und somit eine wirtschaftliche Abhängigkeit zu China minimiert werden. Die De-Globalisierung stellt bei genauer Betrachtung keine adäquate Strategie dar:
Globalen Problemen auf nationaler Ebene zu begegnen ist unmöglich, gerade nicht nur durch die verzweigten und dezentralisierten Produktionsverhältnisse. Bei der multifaktoriellen (durch viele Faktoren bestimmt) und supranationalen (über eine Nation hinausgehend) Bewältigung des Klimawandels gibt es keine nationale effiziente Lösung. Gerade hier sollten die wirtschaftsstarken Länder eine global ausgerichtete organische Solidarität (Solidarität durch Arbeitsteilung) zeigen.
Selbst nach der Krise stellt sich die Frage, ob eine Dezentralisierung der Produktionsketten und -wege umkehrbar ist. Wenn vermehrt Produktionen wieder nach Deutschland verlegt werden sollen, würde das sehr hohe Kosten für diese Produkte bedeuten. Zudem würde man den Menschen in den anderen Ländern den Arbeitsplatz rauben. Eine Lösung wäre es eine Reduzierung der Arbeitsausbeutung zu forcieren – fair trade – und eine globale Demokratisierung zu fördern.
Globale und nationale Gesunderhaltung und soziale Gerechtigkeit durch Diplomatie?
Haben sich also die Vorhersagen der Erwartungen, dass die aktuelle Trump Administration auf die globale Gesundheitsversorgung verheerenden Einfluss ausübt, bewahrheitet? Schon jetzt werden die amerikanischen politischen Entscheidungen auf nationaler Ebene als fahrlässige gesundheitspolitische Beschlussfassungen betrachtet [1].
Durch die Aushebelung der staatlichen Institution zur Pandemieprävention unter der Trump Administration [1] sieht sich die USA derzeit gezwungen auf Berater wie Bill Gates auszuweichen. Denn aktuell ist keine staatliche Institution mit ausreichender fachlicher Expertise im Amt, um sich mit der Pandemie auseinanderzusetzen. Gouverneure der Bundesstaaten versuchen durch die übertragene (zentrifugale) föderale Kompetenz im Alleingang die gefährliche Herausforderung mit Todesfolgen auszubügeln. Das Drängen der Gouverneure auf Unterstützung der Bundesregierung verhallt im Raum der Stagnation und Ratlosigkeit der Trump Administration.
Die USA als globaler Player mit Weitsicht und manifester Diplomatie war unfähig oder nicht gewillt sich gegen China zu behaupten und somit eine pandemische Verbreitung der Corona-Epidemie vollständig zu unterbinden. Trotz frühzeitigen Briefings im Januar (2020) über die Corona-Epidemie in China konnte die Trump Administration keine globalwirkende politische Aktion voranbringen. Die Grundhaltung von Präsident Trump weist ein irrationales Verständnis gegenüber globalen Gesundheitslagen auf. Der Präsident stigmatisierte auf Twitter medizinisches Personal, welches sich im Einsatzgebiet der Ebola-Epidemie heldenhaft aufopferte.
Die Trump Administration sieht sich nicht mehr in der Position, den globalen Feuerlöscher zu spielen [2]. Der stark fokussierte nationale Handlungsbezug der politischen Ausrichtung des Präsidenten Trumps mit unzureichender Rücksicht auf globale Problemlagen riskiert eine Exazerbation (Verschlimmerung) der sozialen Ungleichheit und gesundheitlichen Katastrophenlagen weltweit [1]. Durch einen gemeinsamen Kanon westlicher Demokratien hätten frühzeitige Interventionen getroffen werden können, um der Entwicklung einer Pandemie entgegenwirken zu können. Die Schwächen der internationalen Zusammenarbeit [2] wirken sich negativ auf die Bewältigung der Pandemie aus. Wirksame Entscheidungen hätten durch eine gute internationale Zusammenarbeit schneller und effizienter durchgesetzt werden können.
Fazit:
Eine mangelnde Beteiligung einer demokratischen Weltmacht in internationalen Problemlagen kann dazu beitragen, dass die Welt aus dem Gleichgewicht gerät. Eine starke Kooperation von westlichen Demokratien haben bereits in der Vergangenheit ähnlich gravierende Probleme bewältigen können. Um auf dem globalen Parkett auf autoritäre Regierungssysteme wirken zu können, braucht es eine starke Allianz demokratischer Regierungen.
Literaturverzeichnis:
[1] Harman, S., Davies, S. E. (2019). President Donald Trump as global health´s displacement activity. Review of International Studies, 40 (3), S. 491 – 501. doi:10.1017/S026021051800027X.
[2] Stokes, D. (2018). Trump, American hegemony and the future of the liberal international order. Oxford Academic International Affairs, 94 (1), S. 133-150. doi.org/10.1093/ia/iix238.
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