Jesreel/Harod (ri). In der vergangenen Nacht hat eine dreihundert Mann starke Truppe der Israeliten eine Übermacht von Midiantinern in der Jesreel-Ebene vernichtend geschlagen. Bei dem überfallartigen Angriff wurden unter anderem die Midiantinerfürsten Oreg und Seeb gefangen genommen. Gideon, der Leiter der Operation, deutete bereits an, dass Gott den Israeliten wieder einmal zur Seite stand. So soll es bei der Rekrutierung der Elitesoldaten kurios zugegangen sein, als Gott ihm Seine Auswahlkriterien vorlegte. Immerhin: Sie waren von Erfolg gekrönt.
Liest man die Berichte über Gideons Biografie im „Buch der Richter“, gewinnt man schnell den Eindruck, es mit einem notorischen Zweifler und Angsthasen zu tun zu haben. Als Gideon zum Chef der Truppe ernannt wurde, soll er, so heißt es, von Gott einen Beweis gefordert haben: „Wenn du Israel wirklich durch meine Hand retten willst, wie du gesagt hast – sieh her, ich lege frisch geschorene Wolle auf die Tenne; wenn der Tau allein auf die Wolle fällt und es auf dem ganzen übrigen Boden trocken bleibt, dann weiß ich, dass du durch meine Hand Israel retten willst.“ Nachdem die Abmachung funktionierte, wollte Gideon – um ganz sicher zu gehen – das Ganze noch einmal umkehren. Diesmal: Auf dem Boden soll Tau liegen, die Wolle soll trocken bleiben. Erneut bestand Gott dieses Misstrauensvotum und Gideon nahm die Wahl zum Truppenchef an.
Neuer Film: „300“?
Dem ersten allgemeinen Einberufungsbefehl kamen sehr viele Israeliten nach, sodass Gideon zunächst einmal mit 32.000 Mann das Lager an der Harod-Quelle aufschlug. Gott waren das offensichtlich noch zu viele. Er ließ alle nach Hause schicken, die sich fürchteten, sodass die Armee auf 10.000 Mann schrumpfte. Doch damit nicht genug der Abrüstung. Der Herr schickte Gideon und seine Soldaten zum Wasser und gab den Befehl zu trinken. Der Wortlaut der Anordnung liegt dieser Zeitung vor und bringt erstaunliche Neuigkeiten zum Vorschein. Entgegen der genauen Speisevorschriften, die Gott in den Büchern des Mose niederschreiben ließ, schienen Ihm hier in diesem Fall Tisch-Manieren egal zu sein. Er ordnete an: „Stell alle, die das Wasser mit der Zunge auflecken, wie es ein Hund tut, auf einen besonderen Platz.“ Die anderen, die das Trinkwasser wie halbwegs gesittete Menschen mit der Hand aufnahmen, wurden aussortiert und heimgeschickt. Übrig blieben noch dreihundert Mann.
„Durch die dreihundert Mann, die das Wasser aufgeleckt haben, will ich euch retten“, so Gott in der anschließenden Pressekonferenz. Mit Fackeln, Tonkrügen und Widderhörnern umstellte Gideons Truppe nachts das Lager der Midiantiner. In drei Abteilungen aufgeteilt zerschlugen sie auf das Zeichen ihres Anführers hin die Krüge und stürmten die feindlichen Stellungen. Sie überraschten den Feind im Schlaf und verursachten eine Massenpanik, die ihnen die feindlichen Soldaten scharenweise in die Arme trieb. Dabei wurden auch die Heerführer Oreg und Seeb gefangengenommen. Durch den überraschenden Sieg der zahlenmäßig unterlegenen Israeliten erlangten Gideons Männer überregionale Bekanntheit. Ein Filmemacher kündigte bereits an, einen Film drehen zu wollen, der von der Anzahl der dreihundert Kämpfer inspiriert einen scheinbar aussichtslosen Kampf gegen eine Übermacht darstellen soll. Über das Drehbuch gebe es gegenwärtig noch Diskussionsbedarf.
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