In der vergangenen Saison der Fußball Bundesliga sammelte der FC Bayern die Rekordanzahl von 91 Punkten und wurde Meister. In der 2. Liga erkämpfte sich die Hertha aus Berlin mit 76 Punkten die Tabellenspitze und stieg auf. Mit drei Punkten mehr schaffte es der Karlsruher SC in die 2. Bundesliga. In der Regionalliga West dominierten die Sportfreunde Lotte die Liga. Der Verein sammelte stolze 86 Punkte, wurde Meister, doch stieg nicht auf. Schuld daran ist die besondere Aufstiegsregelung der fünfteiligen Regionalliga in die eingleisige 3. Liga und die damit verbundene Aufstiegsrunde. In dieser Runde treten die Meister der jeweiligen Regionalliga und der Vize-Meister der Region mit den meisten Vereinen und Mitgliedern im DFB (zurzeit: Süd-West) gegeneinander an. Die Spielpaarungen werden gelost und im Europapokalmodus mit Hin- und Rückspiel ausgetragen. Die Gewinner der Partien steigen auf, die Verlierer müssen ein weiteres Jahr in der Regionalliga spielen.
Meister müssen aufsteigen – auch in Liga 4
Das bedeutet für drei der sechs Vereine, dass ein ganzes Jahr voller Kampf, Schweiß und Aufopferung innerhalb zweier Spiele vergessen gemacht wird. Dann macht sich Enttäuschung breit – nicht nur bei den Spielern, sondern auch bei den Fans. Für manche Anhänger soll dies nun ein Ende haben. Seit dem 3. Juni 2013 existiert die Facebookseite „Gegen die Relegation in Liga 4“, die bis jetzt circa 3.600 Befürworter hat. Das Ziel der Initiative ist klar: Meister müssen aufsteigen, auch in Liga 4. „Unser Ziel ist es, den DFB dazu zu bewegen, sich mit der Regelung der Relegation zwischen der 3. Liga und der 4. Liga noch einmal zu befassen“, heißt es auf der eigenen neuen Homepage. Mit Plakaten im Stadion, Flyern und Petitionen wird alles dafür getan, um auf den Missstand hinzuweisen. Und die Aktionen der Bewegung scheinen auch bei den Vereinen Gehör zu finden. Als offizieller Partner und Unterstützer wird ein deutliches Signal an den DFB und andere Vereine der Regionalligen gesendet: Es muss sich etwas ändern und wir stehen dazu.
Änderung ja, aber wie?
Vorschläge für Änderungen gibt es reichlich, doch die meisten scheitern an der Realisierbarkeit. Der Aufstieg aller fünf Meister, wie manche Fans fordern, ist beispielsweise unmöglich. Schließlich müssten dann gleichzeitig fünf der zwanzig Drittliga-Vereine absteigen. Gerade dann würde sich die Situation der Aufsteiger nicht verbessern, sondern erheblich verschlechtern, da die Chancen sich sportlich in einer höheren Liga mit einem Absteigeranteil von 25 Prozent zu halten eher gering sind. Das Resultat wäre also nur ein Auf- und Abstieg mancher Vereine zwischen Liga 3 und Regionalliga. Von einer Festigung sportlicher Interessen kann dann nicht mehr gesprochen werden. Ein weiterer Vorschlag ist die Zusammenlegung bzw. Neuformierung der Regionen zu drei großen Regionalligen. Diese Umstrukturierung würde jedoch ebenfalls negative Auswirkungen auf die Vereine haben. Nicht nur, dass die Reduzierung der Regionalligen eine strukturelle Veränderung eines funktionierenden Systems erzwingt, es muss ebenfalls eine Reduzierung und Zuordnung der spielberechtigten Vereine stattfinden. Das könnte bedeuten, dass beispielsweise ein Zwangsabstieg für überschüssige Vereine notwendig sein wird. Des weiteren würden Anfahrtswege zu Auswärtsspielen erheblich länger werden und somit wahrscheinlich viele Fans vergraulen. Dadurch würden Einnahmen fehlen, die für die Vereine notwendig sind.
Die Regionalliga: Knotenpunkt zwischen Profi- und Amateurbereich
Auch wenn sich viele Vereine und deren Fans eine Änderung der Aufstiegsregelung wünschen, bleibt die Frage der Notwendigkeit ungeklärt. Natürlich erhoffen sich Beteiligte nach einer harten Saison den Verdienst des Aufstiegs einzufahren, doch es muss auch ein Blick auf das komplexe Gesamtsystem des Deutschen-Fußball-Bundes (DFB) geworfen werden. Der DFB hat durch die aktuelle Regelung die Chance die Verantwortlichkeit der Regionalliga an die fünf gleichberechtigten Ligaverbände abzugeben. Schließlich ist die Regionalliga, als vierthöchste Spielklasse, der Knotenpunkt zwischen Profi- und Amateurbereich und kann durch eine Umverteilung einen geregelten Übergang dieser zwei Bereiche gewährleisten. In anderen Sportverbänden, wie dem Deutschen Handball-Bund (DHB), wird dieses System ebenfalls verwendet – inklusive der Relegationsspiele.
Die Aufstiegsrunde muss als geringstes Übel angesehen werden
Im Endeffekt würde eine Abschaffung der Aufstiegsrunde zu strukturellen Problemen im DFB führen. Somit müssen die zusätzlichen Partien um den Aufstieg als das geringste Übel gesehen werden. Vereine, die die Relegation nicht überstehen, müssen dann in den sauren Apfel beißen und ein weiteres Jahr zwischen Profi- und Amateurbereich verbringen. Trotzdem gilt nach wie vor: Wer alle Spiele gewinnt, der steigt auch auf – mit oder ohne Relegation.
Schreibe einen Kommentar