Wie baue ich ein Biwak? Was hat Gott mit meinem Leben zutun? Wie mache ich ein Feuer? Was steht in der Bibel und was bedeutet es? Das alles ist Sola – das Sommerlager der Calvary Chapel Freiburg. Rund 90 Kinder erlebten im August auf dem Wöpplinsberg eine Woche lang Natur pur, Spiel und Spaß und die Zeit mit Gott.

Es ist 7:50 Uhr am Morgen und die Ruhe wird durch lautstarke Musik binnen Sekunden unterbrochen. Die meisten Mitarbeiter sind seit eineinhalb Stunden wach, haben sich bei Kaffee und Keksen zur gemeinsamen Tagesbesprechung und zum Gebet getroffen. „Noch 10 Minuten“ ertönt es aus den Lautsprechern und die Musik schallt über den Lagerplatz. Spätestens jetzt sind alle wach. Bei „noch 1 Minute“ fängt alles und jeder an zu rennen. Zusammen wird der Countdown gezählt bis alle Kinder und Mitarbeiter in der Essenschlange stehen. Ein ganz normaler Morgen auf Sola. Nach einem gemeinsamen Gebet gibt es Frühstück. Müsli mit frischem Brot, Nutella und Marmelade. Die Stimmung im Essenszelt ist gut und die Vorfreude auf den bevorstehenden Tag bei den Kindern wächst. Auch an diesem Tag wird die Regel „Mitarbeiter spülen zuerst“ befolgt und alle erledigen ihre Ämter wie Tische abwischen.
Wir schreien, flüstern und tanzen
Eine gewisse Ruhe liegt wieder über dem Lagerplatz, bis diese von einer lauten Tröte erneut unterbrochen wird. Es ist Lobpreiszeit und alle Olympioniken versammeln sich im Hauptzelt. Wie jedes Jahr gibt es einen Lagersong, dieses Jahr mit der Melodie von Robbie Williams‘ Song „Candy“. Wortwörtlich, wie es einer der vielen Lobpreistexte wiedergibt, „singen, tanzen, springen, flüstern und schreien wir für unseren Gott“, so laut, dass der Zeltboden bebt. Spätestens jetzt ist jeder fit und hellwach. Auch für den heutigen Tag gibt es eine Predigt zum Thema „Selbstwert“. Dann werden die Teilnehmer in die Zeit mit Gott für knapp eine Stunde entlassen. Es ist August und Sola-Zeit auf dem Wöpplinsberg in Emmendingen. Sola ist die Abkürzung für Sommerlager und steht für ein Erlebniszeltlager der Calvary Chapel Freiburg, einer evangelischen Freikirche. Sola bedeutet gemeinsam Natur erfahren, Türme bauen, in Zelten schlafen, Freunde finden, Spielen und die Zeit mit Gott erleben.
Neben vielen Outdooraktivitäten, Spaß und Abendteuer lernen die acht bis zwölfjährigen Teilnehmer ihre Erlebnisse, ihre Höhen und Tiefen während des Zeltlagers, in Worte zu fassen und ins Gespräch mit Gott zu kommen. Ziel von Sola ist es, durch eine lebendige und spielerische Art Kinder zu ihren eigenen freien Entscheidungen herauszufordern, ihnen das Leben mit Jesus verständlich zu machen und sie auf der Suche nach Antworten zu unterstützen. Sola ist aus Geschichten aufgebaut, die sich im Laufe der Woche zu einem großen Thema zusammensetzen. Aus „Olympia“, dem diesjährigen Lagerthema, wird „Solympia – Momente für die Ewigkeit“. Die Kinder werden in vier Familiengruppen mit den Ländernamen Gabun, Antigua, Kiribati und Barbuda aufgeteilt und denken sich ihren eigenen Schlachtruf aus. Nun werden alle zu Solympioniken und leben eine Woche lang im olympischen Dorf. Jeden Tag erleben sie ein neues Tagesthema, wie beispielsweise Respekt oder Selbstwert, was durch tägliche Theaterstücke veranschaulicht wird. Das „Team Deutschland“, mit dem Haupttrainer Folker Weißschwarz, begleitet die Solympioniken die Woche über und erzählen ihre Geschichten auf der Bühne und wie sie es geschafft haben, zu einer Gemeinschaft zusammen zu wachsen. Wie bei allen Olympischen Spielen gibt es auch hier Dopingkontrollen durch die DKA (Doping Kontroll Agentur) Vorsitzende Mathilda Rotgrün. Süßigkeiten gelten auf Sola als Doping und wird bei den Kontrollen durch eine gelbe oder blaue Zunge aufgrund von färbenden Lollis entdeckt.
Der Gordische Knoten
Es ist kurz vor elf als das Tröten alle wieder aufhören lässt. Die Familie Gabun sitzt schon in der Arena während sich die restlichen Nationen zusammenfinden. Damit die Sportler als Team zusammenwachsen und lernen, sich gegenseitig zu vertrauen, erkläre ich in meiner Rolle als Sportdirektorin Katharina Lilagelb Kooperationsspiele. Wie wendet man eine Plastikplane ohne den Boden zu berühren, wenn zwanzig Kinder darauf stehen? Wie entknotet man sich, wenn sich alle an den Händen fassen? Es dauert eine Weile bis jede Familie die Aufgaben lösen kann, aber unmöglich ist nichts. Nach einem abwechslungsreichen Vormittagsprogramm gibt es Mittagsessen und die Mitarbeiterbesprechung, bevor alle Solympioniken mit ihrem Training beginnen. Zwei Stunden lang trainieren die Teilnehmer ihre Stärken in verschiedenen Workshops wie Mountainbike, Volleyball, Songwriting oder Stühle restaurieren.
Ein bewegender Auftritt
Vor dem Abendessen ist es dann endlich soweit: Bauzeit. Es ist 17 Uhr und außer Lachen und Gehämmer ist auf dem Lagerplatz nichts zu hören. Die Zelte stehen zwar schon, doch den Rest bauen die Kinder selbst. Schuhregale, Sitzbänke und sogar eine Hollywoodschaukel. Auf Sola gibt es nichts, was es nicht gibt. Erneut ertönt das Tröten und wir versammeln uns im Hauptzelt. Um den Tag ausklingen zu lassen, „singen, tanzen, springen, flüstern und schreien“ wir erneut für unseren Gott, so laut, dass der Zeltboden bebt. Plötzlich betritt der Haupttrainer Folker Weißschwarz und das Team Deutschland die Bühne. Ein Sportler hat sich verletzt und kann nicht mehr am Wettbewerb teilnehmen. Er fühlt sich fehl am Platz. Folker erklärt, wie wichtig er für das Team ist und dass er trotz Verletzungen seine Stärken hat.
Das Tagesthema „Selbstwert“ wird im Theaterstück deutlich gemacht und scheint für den heutigen Tag abgeschlossen zu sein, bis die Filmklappe fällt. Es herrscht Stille. Die Kameras beginnen zu filmen, nun steht Folker nicht als Haupttrainer sondern als Moderator der Tagesschau vor uns. Still befestigen Mitarbeiter eine kleine Rampe und alle Augen richten sich auf den Zelteingang, als Samuel Koch in seinem Rollstuhl auf die Bühne fährt – eine Überraschung für die Kinder. Samuel spricht über sein Leben mit der Querschnittslähmung nach seinem Unfall. Die Kinder stellen ihm Fragen. Auf die Frage, ob er Gott böse sei, dass er im Rollstuhl sitzt, herrscht Stille im Publikum. Man blickt in erwartungsvolle Gesichter, sowohl bei den Kindern als auch bei den Mitarbeitern. Samuel erklärt, dass auch er den Grund hinterfragt hat, es aber der Plan von Gott gewesen sei, da nichts ohne einen Grund passiert. Er macht Menschen Mut mit seiner Geschichte und damit, was er aus seinem Leben bisher gemacht hat. Berührende und beeindruckende Worte später verabschiedet sich Samuel, schließt das Tagesthema „Selbstwert“ mit seinem Auftritt ab und entlässt die Kinder in ihre Lagerfeuerzeit.
Gespräche über das eben Erlebte werden in dieser Zeit besprochen. Es trötet, als die ersten Kinder zu den Sanitäranlagen laufen, um sich bettfertig zu machen. Inzwischen ist es so dunkel, dass nur noch die einzelnen Lagerfeuer Licht spenden. Abends um 22 Uhr kehrt langsam wieder die Ruhe auf dem Lagerplatz zurück, bis es am nächsten Morgen um 7:50 Uhr wieder heißt: „Noch 10 Minuten“. Was man auf einer Woche Sola mit und durch die Kinder erlebt, lässt sich schwer beschreiben. Man muss selbst Teilnehmer oder Mitarbeiter auf Sola gewesen sein um zu verstehen, was während dieser Zeit, die viel zu schnell vergeht, passiert. Nach der ersten warmen Dusche zurück in der Zivilisation ist auch das Sola-Fieber nicht verflogen. Wer einmal auf Sola war, steckt sich damit an und möchte im nächsten Jahr unbedingt wieder zurück.
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