Pick-Up-Artist (kurz PUA) ist ein Trend aus den USA. Es geht um junge Männer, die sich darin messen, gutaussehende Frauen ins Bett zu kriegen. Mit allen möglichen Tricks und Kniffen und einer zielorientierten Gesprächsführung, machen sich immer öfter Jungs auf dem Weg zum modernen Casanova.

Lern und spiel das Spiel der Verführungskunst
Verbessere dein Game, werde zum Alpha und durchbreche das bitch-shield von achten, neunen und zehnen!
Was sich zunächst nach der Werbung für ein Browsergame anhört, sind tatsächlich die Kerninhalte der Pick-Up Gemeinschaft. Pick-Up Artists sind Männer, die eine Kunst- und Sportart daraus gemacht haben Frauen zu „erobern“. Als ein solcher „Künstler“ versucht man sein „inner Game“, also sein Selbstbewusstsein und seine Ausstrahlung auf Frauen, sowie sein „outer Game“, also Dinge wie Kleidung, Tanzfertigkeit, Mimik, Gestik und andere Äußerlichkeiten zu verbessern. Dabei muss man vom unattraktiven Beta-Mann zu dem auf Frauen attraktiv wirkenden Alpha-Mann werden. Es geht darum, möglichst viele, möglichst gutaussehende Frauen ins Bett zu bekommen und bestenfalls seine Erfolge dann in irgendwelchen Online-Statistiken zu vermerken. Dabei gibt es mehrere Stufen: den Number-Close, wenn man die Mobiltelefonnummer der jeweiligen Frau ergattert hat, den „Kiss-Close“ und natürlich noch dessen Steigerung, den „Final Close“.
Im Denken von PUA wird die Frau quasi als Gegenspielerin in einem Spiel angesehen, dass dann gewonnen ist, wenn man mit ihr geschlafen hat. Je nachdem wie gut die Frau aussieht, umso stärker ist auch ihr „bitch shield“, also die Schwierigkeit, sie zu erobern. Aus diesem Grund werden Frauen nach dem Aussehen auf einer Skala von 1 bis 10 geordnet. Dabei werden Frauen ab 6 interessant und am begehrenswertesten sind natürlich die „hot babes“ mit 9 oder 10.
Ein starker Markt für Pick-Up-Tricks
Dieser von Amerika herübergeschwappte Trend schlägt sich auch im deutschsprachigen Bereich nieder. Es gibt dutzende Bücher, Youtubevideos und Workshops die angeboten werden, um Männern beizubringen wie sie Frauen am besten verführen können. Mit der verkauften Verführungskunst lässt sich natürlich auch gutes Geld verdienen, da es viele verunsicherte, schüchterne Männer gibt, die ein starkes Interesse daran haben, ihr Sexualleben etwas aufzubessern. Die von Pick-Up-Artists gelehrten Methoden reichen dabei von naheliegenden Dingen, wie Flirttipps und dem Steigern des Selbstwertgefühls bis hin zu sehr manipulativen Methoden wie Hypnose, oder dem Anwenden, der Grenzwissenschaft NLP. Tatsächlich, fällt es durch die Pick-Up-Lehre, angeblich oftmals zuvor eher zurückhaltenden Männern, leichter, Frauen anzusprechen und es verbessert sich auch ihr Selbstwertgefühl. Auch sexuelle Erfolge stellen sich angeblich ein, doch das Ganze hat einen Preis.
Künstliche Casanovas und geheuchelte Tiefe in Gesprächen
Abgesehen davon, dass die „eroberten“ Frauen sich oftmals sehr benutzt fühlen, kann auch der „Künstler“ eine Frau nicht mehr wirklich als Gegenüber sehen. Durch das stetige Denken im „Game“ ist die Frau immer die Gegenspielerin und niemals wirklich die Partnerin. Pick-Up zeichnet das Ideal vom Alpha-Mann, der jede Menge Sexpartnerinnen hat und auch vergebene Frauen ins Bett kriegt. So etwas wie „Liebe“, oder „feste Bindung“ sind Dinge auf die Pick-Upper allergisch reagieren und eine Tiefe in den Gesprächen mit Frauen ist ihnen irgendwann nur noch als Trick und Werkzeug vertraut.
Der Ausstieg aus dem Verführungsspiel
Es gibt eine starke Aussteigerszene, zu der auch ehemals führende Pick-Up-Artists zählen, die ihre früher geschriebenen Bücher bereuen und vor dem PUA-Denken warnen. Die Sehnsucht nach sexueller Erfüllung und weiblicher Anerkennung ist absolut nachvollziehbar und auch die Unsicherheit vieler junger Männer verständlich. Trotzdem tun sie sich meistens keinen Gefallen, wenn sie auf die Proklamationen und Versprechen von PUA hereinfallen. Die Erkenntnis vieler Aussteiger ist, dass das PUA-Verhalten sie nicht unbedingt zum Guten geprägt hat. Vielmehr führt es zu einem schrecklichen Frauenbild und einem sehr ökonomischen Selbstbild.
Möglicherweise gibt es einen echteren Weg, zu einer attraktiven, männlichen Ausstrahlung zu kommen, als Workshops bei denen man eine tiefe, erotische Stimme eintrainiert. Vielleicht ist das Auswendiglernen von diversen pseudopersönlichen Phrasen nicht der beste Weg der Persönlichkeitsentfaltung. Vielleicht sind Frauen sogar ja tatsächlich auch Menschen, wenn sie auch eindeutig anders ticken. Letzten Endes liefert man sich mit PUA einer Lehre aus, die mit einer pseudowissenschaftlichen, evolutionsbiologischen Idee des Miteinanders, oder vielmehr Gegeneinanders der Geschlechter und mit dem Versprechen auf Sex wirbt. Ob man sich diesem einfachen Menschen- und Geschlechterbild hingeben sollte und ob eine Eigenwahrnehmung als Jäger und die Wahrnehmung des Gegenübers als Gegner oder Beute eine zufriedenstellende Antwort auf die Frage nach dem Umgang und Wesen des Menschen ist, darüber kann wohl gestritten werden.
Dieser Artikel erscheint mir etwas zu oberflächlich. Ich kenne diese “Pickup – Szene” ein bisschen und muss sagen, dass PU zuallererst eine Art Werkzeug ist. Ein Werkzeug für Männer, um im Kontakt zu Frauen das Eis zu brechen oder sie in den meisten Fällen überhaupt erstmal anzusprechen. Die Frage hierbei ist natürlich: Warum? Weil Männer per se nur Sex wollen? Oder eher: Weil sie sich unter normalen Umständen gar nicht trauen, eine Frau anzusprechen? Der Artikel nennt bereits die Antwort – es handelt sich meist um Männer, die zu schüchtern sind oder denen die “Fähigkeit” fehlt, sich einer Frau auch nur annähernd sexuell zu nähern. Meine Meinung: Hier ist das ursprüngliche Problem eher in der Gesellschaft zu suchen. Denn ob ein Mann oder eine Frau nun tatsächlich mit jemand anderem schläft, kann am besten wohl noch er, bzw. sie kontrollieren. Magie ist es weniger, sondern vielmehr ein “auf sich aufmerksam machen”.
Ich bin ganz bei dir, wenn es darum geht, Männern im Umgang mit Frauen Mut zuzusprechen. Ebenfalls darin, dass es in unserer Gessellschaft Entwicklungen gibt, dazu beitragen, dass manche Männer meinen, Pick-UP Artist zu brauchen. Ich freue mich auch, wenn du andere Erfahrungen mit PUA machen durftest, allerdings glaube ich, dass es etwas einseitig ist zu behaupten, PUA hätte nichts mit Manipulation zu tun. Das Frauenbild, welches PUAs in ihren Videos und Websites vermitteln ist nicht unbedingt das eines sich frei entscheidenden Gegenübers und ich denke nicht, dass die Aussteigerberichte die man zahlreich in Foren, Blogs und auch auf youtube findet von Leuten stammen die nur an der Oberfläche gekratzt haben.
Hey,
ich denke auch, dass an der kompletten PUA Szene mehr dran ist, als hier beschrieben.
Allerdings finde ich den Artikel trotzdem sehr wertvoll. Denn wie viele Männer verkaufen heute ihr Wissen über das Verführen von Frauen, ohne jemals eine Frau verführt zu haben?
Ich denke, der Markt ist mittlerweile derart undurchsichtig, dass man einfach eine gewisse Vorsicht walten lassen muss.
Aus diesem Grund werde ich auch mehr und mehr skeptischer gegenüber vielen “Experten”. Auch wenn ich sehr gerne in der PUA Szene unterwegs bin.