Deana Mrkaja ist Journalistin in der Onlineredaktion der Berliner Morgenpost. Als Head of Social Media betreut sie dort alle sozialen Kanäle und führt Trendanalysen durch. Wir sprachen darüber, wieso eine Festanstellung auch ein Klotz am Bein sein kann, wie tückisch der Berufseinstieg ist und warum Journalist/in trotzdem der beste Beruf auf der Welt ist.

Wie bist du zum Journalismus gekommen? Wolltest du das schon immer machen?
Ich wollte nie Journalistin werden, habe auch nie darüber nachgedacht. Ich wollte immer Medizin studieren, mein Abi war aber zu schlecht. Also musste ich warten. Dann habe ich rumgejobbt und einfach nur mein Leben genossen. Irgendwann dann dachte ich: „Ja gut, was wäre das Einzige, was ich mir neben der Medizin vorstellen könnte?“. Ich habe dann Politikwissenschaft studiert. Das ist ja etwas, das viele machen, die dann in den Journalismus wechseln. Warum, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Es geht ja auch nicht jeder in ein Politikressort nach so einem Studium. Irgendein Dozent von mir, der Kontakte in die Richtung hatte, meinte dann: „Ah ja, die kann was“ und hat mir dann irgendwelche Jobs vermittelt. Und so hat das eigentlich angefangen.
Und wie ging es dann weiter?
Ich musste sowieso innerhalb des Studiums ein Praktikum machen. Das habe ich dann versucht, im Journalismus zu machen, was auch glücklicherweise geklappt hat. Wenn man einmal den Fuß in der Tür drin hat, sei es auch nur durch Hospitanzen, ist es relativ einfach, die nächste Hospitanz zu kriegen und die nächste. Und dann quält man sich halt über Monate, Jahre hinweg mit irgendwelchen Hospitanzen, irgendwelchen Werkstudentenjobs, vielleicht auch mal, wenn man viel Glück hat, mit einer freien festen Stelle.
Also habe ich lange Zeit als Freie gearbeitet. Ich hatte immer wieder das Glück – alles geht über Kontakte, ist einfach in diesem Job so –, dass ich immer eine große Klappe habe und mich überall eingemischt habe und dadurch Menschen kennengelernt habe, die mir weiterhalfen. Und so hat sich das entwickelt. Es war nie ganz zielgerichtet, aber eins kam halt zum anderen und ich glaube den meisten geht es so. Man stolpert rein und dann kämpft man sich von einem Job zum nächsten. Und es ist eine richtig beschissene Zeit, aber wenn man einmal angekommen ist, dann bleibt man da auch, wenn man möchte.
Würdest du sagen, dass du da jetzt angekommen bist?
Ja, auf jeden Fall.
Warum? Weil du eine Festanstellung hast?
Nein. Also die Festanstellung – ich weiß gar nicht, ob das nicht ein Klotz am Bein für mich ist. Das hängt ein bisschen davon ab, was man sich wünscht. So eine Festanstellung bringt ja auch immer, je nach dem wo man ist, eine Einschränkung der eigenen Kreativität mit sich. Klar kann man viel beeinflussen, aber wenn ein riesiger Verlag im Rücken steht, dann haben die ganz konkrete Vorstellungen, die sie seit 20, 30 Jahren verfolgen. Da hat sich wenig geändert in den Strukturen. Als Freier hingegen kann man sich selbst aussuchen, an welchen Projekten man mitwirken möchte. Das ist eine ganz andere Art zu arbeiten, die ich weiterhin nebenher mache. Ich glaube, wenn man Stellenangebote bekommt, ohne danach zu fragen, dann weiß man, dass man irgendwo angekommen ist. Und wenn man das macht, was einem Spaß macht.
Würdest du sagen, dass man schreiben lernen kann?
Ich weiß nicht, wie man ein praktisches Fach überhaupt theoretisch vermitteln soll. Es ist ein Handwerk. Ich glaube, dass dir aber auch jemand in einem Crashkurs eine Woche lang einbläuen kann, wie man eine Reportage schreibt. Ob du das aber umsetzen kannst, ist auch Talentsache. Meistens geht es ja gar nicht so sehr ums Schreiben, sondern auch um das Gefühl für eine Geschichte. Was ich häufig erlebt habe, wenn ich mit Studenten kooperiert habe, dass da so ein Gefühl für Geschichten gefehlt hat. Die schlagen etwas vor und man sitzt dann da und sagt mehrfach „Okay, was ist die Geschichte? Das Thema ist interessant, ja, aber du musst ja immer etwas dazu erzählen“.
Gibt es Charaktereigenschaften, die man mitbringen sollte, wenn man Journalist/in ist oder sein möchte?
Im Journalismus gibt es so unglaublich unterschiedliche Menschen, da findet bestimmt jeder seinen Platz. Wer nicht untergehen will, sollte aber eine dicke Haut haben. Erstens kritisieren dich die Leser immer. Aber du hast natürlich auch immer einen ganzen Pulk an Kollegen, die deine Themen auseinandernehmen. Wenn du in einer Konferenz etwas vorschlägst, dann wird das diskutiert und man darf sich nicht persönlich angegriffen fühlen, wenn irgendjemand sagt „Das ist scheiße“ oder der Chefredakteur sagt „Weißt du was, das war einfach kompletter Mist, was du da gemacht hast“. Dann muss man die Kritik annehmen und überlegen warum das so war. Wenn ich von irgendetwas sehr überzeugt bin, dann werde ich alles dafür tun das zu verteidigen. Aber Kritik muss man echt gut einstecken können. Es ist schon auch ein Ellenbogenberuf. Man muss für sich definieren, was man möchte und wo man hin möchte.
Hast du einen letzten Tipp, den du NachwuchsjournalistInnen mit auf den Weg geben würdest?
Nicht aufgeben! So schnell wie möglich anfangen, irgendwo Hospitanzen zu machen. Immer versuchen, dort auch die eigenen Themen durchzudrücken. Also auch gleich gerne ein bisschen forscher auftreten. Nicht in der Konferenz die Klappe halten, nur weil man Praktikant ist. Die wollen das ja auch. Ich glaube, dass diese Herangehensweise viel wichtiger ist als ein Volontariat. Es gibt auch Glücksgeschichten, aber das ist echt nicht der Regelfall. Der Regelfall ist, dass du 30 Mal abgewiesen wirst an den Journalistenschulen oder für Volontariate oder sonst irgendetwas. Aber wenn du wirklich Bock darauf hast und du auch positive Resonanz erfährst für deine Arbeit, würde ich wirklich dazu raten, einfach weiterzumachen, auch wenn es wirklich hart wird. Du wirst merken, ob du etwas kannst oder nicht. Das werden dir die Leute schon deutlich machen. Ich kenne genügend Leute, die immer noch kämpfen, die das auch schon seit zehn Jahren machen. Aber der Erfolg kommt auf jeden Fall für alle, die irgendwie dranbleiben. Deshalb einfach immer machen!
Vielen Dank für das Interview.
Wer mehr über die alltägliche Arbeit einer Onlinejournalistin und die Schwierigkeiten mit beleidigenden Facebook-Kommentaren umzugehen, erfahren möchte, kann sich hier den ersten Teil des Interviews mit Deana durchlesen.
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