Father Anselmo klatscht in seine Hände und lacht ausgelassen wie ein kleines Kind, als er sich das Video von Papst Franziskus Generalaudienz anschaut. Wenige Stunden zuvor durfte der Priester von der Insel Sansibar dem Heiligen Vater als Krönung seiner Romreise persönlich begegnen und sich segnen lassen. Ein Bericht von Tobias Schulte.

Im September 2013 wurde Father Anselmo Mwang’amba Opfer eines Säureattentats in Stone Town, Sansibar (f1rstlife hat berichtet). „Ein Jugendlicher wurde beauftragt, Batterieflüssigkeit über mich zu schütten, da radikale Muslime uns Christen auf Sansibar systematisch verfolgen und ein Kalifat errichten wollen“, beschreibt Father Anselmo den einschneidenden Moment in seinem Leben. Seit Oktober 2014 ist Father Anselmo im Klinikum Stadt Soest in Nordrhein-Westfalen zur chirurgischen Nachbehandlung und wohnt seitdem im wenige Kilometer entfernten Welver. Dort haben ihn Pastor André Aßheuer und die Pfarrei St. Maria in einer Wohnung in der Vikarie aufgenommen und kümmern sich um Father Anselmo.
Weil seine Regeneration immer besser voranschritt, wünschte sich Father Anselmo, während seiner Zeit in Deutschland eine Pilgerreise nach Rom zu machen: „Ich wurde genau wie Petrus und Paulus wegen meines Glaubens verfolgt und unterdrückt. Doch glücklicherweise habe ich das Attentat überlebt! Daher möchte ich den Apostelfürsten an ihren Gräbern in Rom für meine Regeneration danken und um Kraft für die letzten Operationen bitten.“ Dieser Wunsch konnte ihm von Pastor Aßheuer erfüllt werden, der die Reise in die Ewige Stadt Rom organisierte. Dabei wurden die beiden Priester von den Welveraner Messdienern Elias Plattfaut, Thomas Klon und von mir begleitet, da wir uns besonders um Father Anselmo gekümmert hatten. Die persönliche Begegnung mit Papst Franziskus wurde auf Initiative des Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker ermöglicht, der den Präfekten des Päpstlichen Hauses Erzbischof Georg Gänswein kontaktiert hatte.
Als der Tag kam
Am Mittwoch, 21. Januar, war schließlich der wichtigste Tag im Leben von Father Anselmo nach dem Säureattentat. Bereits um acht Uhr musste er mit seinen drei Begleitern an der Audienzhalle Paul VI. im Vatikan sein, um in die sogenannte „Prima Fila“, die erste Reihe, eingelassen zu werden. Mit 7.000 Christen wartete er gemeinsam gespannt, bis Papst Franziskus schließlich um zehn Uhr die Audienzhalle betrat und wie ein Star gefeiert wurde. Father Anselmo schildert: „Während der gesamten Audienz saß ich wenige Meter entfernt von Papst Franziskus und konnte ihn genau betrachten. Der Heilige Vater hat eine unglaubliche Ausstrahlung.“ In der Katechese berichtete das Oberhaupt der Katholischen Kirche von seiner Reise nach Sri Lanka und den Philippinen und rief – passend zum Beispiel von Anselmo – zum friedlichen und respektvollen Umgang mit allen anderen Religionen auf.
Ein Scheitelkäppchen vom Papst
Nach der Katechese von Papst Franziskus und den Übersetzungen begegnete der Heilige Vater den Gläubigen in der „Prima Fila“, darunter auch Father Anselmo. „Ich habe den Papst auf Italienisch begrüßt und ihm kurz von dem Attentat, aber auch von den vielen schönen Momenten in Deutschland und Rom berichtet. Dann hab ich ihm einen persönlichen Brief überreicht, in dem ich dem Papst meine Leidensgeschichte und die aller verfolgten Christen in die Hände legte. Daraufhin legte er mir die Hand auf, betete für mich und segnete mich. Das hat mein Herz erfüllt und mich im Glauben gestärkt. Darum kann ich jetzt stärker denn je nach Sansibar zurückkehren“, erzählt Father Anselmo beeindruckt. Abschließend konnten Elias Plattfaut und Thomas Klon das weiße Scheitelkäppchen mit Papst Franziskus tauschen. Die Jugendlichen erklären: „Wir wollen den Pileolus bei der Verabschiedung von Father Anselmo versteigern, um ihm das Geld für seinen Dienst auf Sansibar zu spenden.“
Am Abend im Hotel schaute sich die Pilgergruppe das Video der Generalaudienz und der Begegnung mit Papst Franziskus an und tauschten ihre frischen Erinnerungen und ihre Gefühle angeregt aus. Father Anselmo bedankte sich berührt für die gemeinsame Romfahrt und resümierte: „Ich kann mittlerweile schlechte und gute Folgen aus dem Attentat sehen. Natürlich hatte ich und habe teilweise noch sehr viele Schmerzen, ich musste viele Operationen in Indien und Deutschland durchstehen. Aber ohne den Anschlag hätte ich persönlich wahrscheinlich nie so viele schöne Augenblicke in Deutschland und in Rom erleben können. Außerdem kann ich stellvertretend für alle verfolgten Christen auf Sansibar von den schlimmen Umständen berichten und die Menschen in Welver und ganz Deutschland darauf aufmerksam machen. Mit meinen Narben will ich ein Zeichen des lebendigen Glaubens an alle Christen und natürlich auch an die radikalen Muslime senden!“
Schreibe einen Kommentar