Einen Monat lang mit dem Zug durch Deutschland reisen. Und das mit nur einem Zugticket! Was sich so verlockend anhört, ist auch durchaus eine Überlegung wert. Mit der richtigen Organisation ermöglicht es der Deutschland-Pass, die schönsten Ecken unseres Landes kennen zu lernen.

Wie die Idee zu einer Deutschlandreise entstand
Bei uns vier besten Freundinnen begann alles damit, dass im Januar eine thailändische Austauschschülerin in unsere Klasse kam, die für ein Jahr nach Bayern gekommen war, um Deutsch zu lernen. Als wir sie fragten, was ihr denn an Deutschland so gefiele, bekamen wir als Antwort: „Ach, hier ist es einfach schön. Vor allem Hamburg, Köln, Dresden, Trier …“. Dieses Gespräch machte uns nachdenklich. Unsere Austauschschülerin hatte in kürzester Zeit so viele deutsche Städte gesehen! Und wir nennen Deutschland unsere Heimat, reisen in den Ferien jedoch regelmäßig nach Italien, Spanien, Frankreich etc., sodass wir von Deutschland eigentlich keine Ahnung hatten und nur wenige Städte unseres Heimatlandes kannten. Also informierten wir uns über ein aktuelles Angebot der Deutschen Bahn: Den Deutschland-Pass.
Doch was ist dieser Deutschland-Pass genau?
Für Jugendliche bis 18 Jahre kostete dieses Ticket damals 109 Euro, im Jahr 2014 ist der Preis jedoch auf 149 Euro gestiegen. Erwachsene bis 26 zahlen jetzt 259 Euro, der Regelpreis beträgt einzeln 309 Euro, für zwei Personen 445 Euro. In der 1. Klasse gestalten sich die Preise noch etwas teurer. Mit dem Deutschland-Pass darf man einen Monat lang beliebig oft mit der Deutschen Bahn reisen, wenn auch nur in einem bestimmten Zeitraum im Sommer. Dieses Jahr war das vom 30.06. bis zum 15.09. der Fall. Wenn man also in dem vorgegebenen Zeitraum am Bahnschalter oder Bahnautomaten den Deutschland-Pass löst, ist das Ticket mit eingetragenem Namen, Unterschrift und Lichtbildausweis genau 30 Tage gültig. Kinder von sechs bis 14 Jahren reisen mit Eltern und Großeltern kostenlos mit, wenn sie auf dem Ticket mit eingetragen sind.
So festigte sich unser Plan
Da wir als Schüler nicht allzu viel Geld zu Verfügung hatten, sparten wir für unser Ticket, wollten jedoch für die Reise an sich so wenig Geld wie möglich ausgeben. So kontaktierten wir alle Verwandten, Bekannten und Freunde, bei denen wir uns vorstellen konnten, dass sie uns für ein paar Nächte bei sich aufnehmen, und siehe da: Innerhalb weniger Wochen stand unser Plan: Köln, Frankfurt, Hamm, Münster, Hamburg, Ostsee, Berlin! Eine Reservierung mit dem Deutschland-Pass ist nur gegen Bezahlung eines separaten Betrages möglich, deshalb wählten wir hauptsächlich Verbindungen außerhalb der Stoßzeiten des Pendlerverkehrs.
Ein wunderbares Abenteuer nahm seinen Lauf
Und so reisten wir tatsächlich mit einem dicken Rucksack auf dem Buckel von einem schönen Ort zum anderen, trafen die unterschiedlichsten Menschen und lernten endlich unser Heimatland richtig kennen. Wir probierten Marzipan in Lübeck, sahen das Musical „Tarzan“ in Hamburg, schwammen in der Ostsee, gingen shoppen in Berlin, sahen freilaufende Wildschweine in Schleswig-Holstein, aßen Brombeertorte in Münster und erlebten noch vieles mehr. In den Informationen zur Gültigkeit des Deutschland-Passes heißt es: „Es muss mindestens eine Teilstrecke in Zügen der Produktklassen ICE, Intercity oder Eurocity zurückgelegt werden. Züge des Nahverkehrs sind im Vor- und Nachlauf möglich“, jedoch fanden wir bald heraus, dass kein Angestellter der Deutschen Bahn herausfinden konnte, ob wir an dem jeweiligen Tag schon einen dieser geforderten Züge genutzt hatten oder vorhatten, dies an dem betreffenden Tag anschließend noch zu tun. Somit war es sogar möglich, innerhalb der Stadt auch im Zeitraum zwischen unserer An- und Abreise mit der S-Bahn zu reisen.
Um von Stadt zu Stadt zu reisen, war es unglaublich praktisch, dass wir auch Schnellzüge wie dem ICE nehmen durften, denn ansonsten wären die Fahrten sehr lange und somit ziemlich anstrengend geworden. Es gab zwar immer wieder Platzprobleme in den Zügen, da wir ja keine Reservierung hatten und daher oft auf dem Boden und in Gängen sitzen mussten, aber das machte uns eigentlich wenig aus. Wir waren dagegen überglücklich über die vielen verschiedenen Eindrücke, die wir innerhalb eines Monats gewonnen haben und über die interessanten Begegnungen mit Menschen aus ganz Deutschland, sei es im Zug oder bei den Verwandten und Freunden, bei denen wir übernachteten. Ab und zu gab es natürlich auch verkehrstechnische Probleme bei der Deutschen Bahn, doch bei unserer Art des spontanen Herumreisens nahmen wir auch das gelassen. Alles in allem hat uns dieses eine Ticket vier Wochen Abenteuer für wenig Geld ermöglicht.
Der Deutschland-Pass – auf jeden Fall empfehlenswert, um die Heimat zu entdecken
Auch für Personen, die nicht die gesamten 30 Tage ohne Zwischenstopp durch Deutschland reisen wollen oder können, lohnt sich der Kauf schon mit einer oder zwei weiteren Streckenfahrten. Wir besuchten beispielsweise eine Freundin aus unserer Heimatstadt, die über die Sommerferien an der Ostsee bei ihren Verwandten wohnte. Sie hatte ihre Hin- und Heimreise auf normalem Weg bei der Deutschen Bahn gebucht, jedoch hätte sich schon für die einfache Fahrt ein Deutschland-Pass gelohnt. Einen kleinen Nachteil bringt die Reise mit nur einem Ticket jedoch mit sich: Innerhalb der vier Wochen kann man das Ticket sehr leicht irgendwo verlieren … (Ich spreche aus Erfahrung!) Das Fazit aus unserer Sicht: Danke Deutschland-Pass für einen aufregenden Sommer!
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