Miriam, unsere USA-Reise startet mit einer großen Herausforderung: dem Flug. Du leidest unter Flugangst. Warum fliegst Du trotzdem so eine lange Strecke?
Auch wenn es mir schwer fällt, über zehn Stunden lang in einem Flugzeug zu sitzen, möchte ich mir wegen der Flugangst nichts entgehen lassen. Ich will nicht, dass diese Angst stärker ist, als die Lust zu Reisen. Ich möchte noch so viel von der Welt sehen. Da soll mir die Flugangst keinen Strich durch die Rechnung machen.
Hattest Du die Flugangst denn schon immer?
Nein, als Kind hatte ich keine Angst. Das kam erst, als ich älter wurde. Zwei Ereignisse haben glaube ich auch dazu beigetragen, dass diese Angst überhaupt entstehen konnte. Zum einen bin ich als Kind in einem Fahrstuhl stecken geblieben und hatte seitdem ein ungutes Gefühl in Räumen, aus denen ich alleine nicht mehr rauskommen kann. Außerdem hat mich der Terroranschlag am 11. September 2001 beeinflusst. Diese Situation, dass die Leute in den Flugzeugen keine Möglichkeit hatten zu entkommen, erschien mir so furchtbar. Deswegen habe ich nicht nur Angst vor einem technischen Defekt im Flugzeug, sondern auch vor einem terroristischen Zwischenfall.
Wie äußert sich die Angst bei Dir?
Ich bekomme vor allem beim Start Panik. Das Beschleunigen des Flugzeugs und die Tatsache, dass ich jetzt erst einmal nicht mehr rauskommen kann, sind sehr unangenehm. Ich bin dann ganz angespannt und ich bin ziemlich verkrampft. Außerdem klopft mein Herz wie wild und die eine oder andere Träne fliest auch. Deswegen sind die Flüge auch sehr anstrengend. Ich bin schon Tage vorher nervös.
Ist Deine große Angst auch der Grund, warum wir unbedingt einen Direktflug von Frankfurt nach San Francisco buchen mussten? Was wäre am Umsteigen das Schlimme für Dich gewesen?
Es kostet mich sowieso schon unheimlich viel Überwindung, in ein Flugzeug zu steigen. Wenn ich dann den Start schon mal geschafft habe, beruhige ich mich auch. Ich kann dann sogar etwas entspannen, solange es keine Turbulenzen oder komische Geräusche gibt. Die Anspannung während eines Fluges ist für mich sehr, sehr groß. Ein zweiter Flug würde einfach noch mal soviel Anspannung bedeuten und meine Nerven zu sehr belasten.
Wie kann ich Dir während des Fluges helfen?
Es hilft mir immer schon, wenn ich eine Hand habe, die ich ganz fest drücken kann. Meistens lasse ich diese Hand auch lange Zeit nicht mehr los und drücke ziemlich fest zu. Außerdem hilft es mir, wenn meiner Angst Verständnis entgegen gebracht wird. Ich brauche jemanden an meiner Seite, der verständnisvoll ist und mir gut zuredet. Auf einem langen Flug nach New York hat mir eine nette Flugbegleiterin mal erklärt, dass diese kleinen Auf- und Ab-Bewegungen des Flugzeugs genau das Gleiche sind, wie eine Unebenheit im Boden beim Autofahren. Das hat mir sehr geholfen. Ich habe auch Angst vor dem Fliegen, weil ich die Technik nicht verstehe. Da hilft es, wenn mir jemand die Vorgänge und Geräusche erklärt.
Es gibt ja diverse Therapien, um Flugangst zu bekämpfen. Hast Du schon einmal daran gedacht, eine zu machen?
Ja, ich habe tatsächlich schon einmal darüber nachgedacht. Allerdings sind diese Therapien oftmals sehr teuer. Ein Seminar von der Lufthansa kostet zum Beispiel rund 700 Euro. Für die meisten Studenten ist das unbezahlbar. Zudem habe ich das Gefühl, dass ich die Angst auch so in den Griff bekomme. Wahrscheinlich werde ich meinem Hausarzt vor dem Flug nochmal einen kleinen Besuch abstatten und mich nach beruhigenden Medikamenten erkundigen. Viele Leute schwören ja darauf. Ich bin mal gespannt, wie unser Flug verlaufen wird. Wenn es wirklich schlimm sein sollte, denke ich vielleicht noch mal über eine Therapie nach. Es wäre natürlich schon schön, wenn man einer Reise komplett ohne Angst entgegenblicken könnte.
Wie gehst Du mit Deiner Flugangst um, wenn es darum geht, Urlaube zu planen?
Ich versuche mich nicht vor dem Fliegen zu drücken. Obwohl ich viel Angst habe, bin ich bis jetzt fast jedes Jahr in den Urlaub geflogen. Zwar waren die Jahre in denen ich mal mit dem Auto in den Urlaub gefahren bin entspannter, trotzdem würde ich mir eine Reise nicht entgehen lassen nur weil ich fliegen müsste.
Nun dauert es nur noch einen Monat bis wir in das Flugzeug nach San Francisco steigen. Wie bereitest Du Dich auf den Flug vor?
Sobald ich merke, dass mich die Angst überkommt und sich in meinem Kopf ein Film abspielt, wie wir abstürzen, versuche ich mich zu beruhigen. Dann denke ich an die Reise, die uns bevorsteht und an die guten Seiten des Fliegens. Denn es ist ja schön dem Alltag zu entfliehen und neue Reiseerfahrungen zu machen! Ich versuche mich auf die spannende Reise zu freuen, statt Angst zu haben. Außerdem habe ich es schon mit Videos probiert, die zeigen, wie es in einem Cockpit zugeht oder einfach wie ein Flugzeug startet. So hoffe ich, dass ich mich daran gewöhne und besser verstehe, was beim Start zum Beispiel eigentlich vorgeht. Was aber auch hilft, ist reden. Einfach sich die Angst einzugestehen und mit anderen darüber zu reden und wirklich zu sagen, was man empfindet. Dann kann man sich auch schön beruhigen lassen.
Nächste Woche lest Ihr, was man alles gegen Flugangst machen kann. Dazu haben wir mit einem Psychologen gesprochen, uns über Flugseminare informiert und mit einer Frau geredet, die von ihrer Flugangst geheilt wurde.
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