Es ist halb vier Uhr morgens. Wir liegen in unserem Bett und sind hellwach. Warum? Kurz zuvor erlebten wir etwas, mit dem wir nie gerechnet hätten. Zehn Minuten vorher hatten wir beide noch tief und fest in unserer Scheune geschlafen. Doch dann fing es plötzlich an: Zuerst wackelte das Bett. Miriams erster Gedanke war: wieso fängt Vanessa mitten in der Nacht an am Bett herumzuwackeln? Doch das Schaukeln wurde immer stärker. Noch bevor wir wirklich wach waren, packten wir uns an den Händen und hielten uns fest. Panik stieg auf. Das Wackeln wurde immer stärker. Mittlerweile waren wir hellwach, atmeten kaum und sahen unsere Deckenleuchte gefährlich hin und her schwingen. Es war ein Gefühl, als würde ein Riese an der Scheune ziehen und sie umreißen wollen. Wir hatten wirklich Angst, dass sie gleich einstürzen würde. Die Wände schwankten hin und her. Kurze Zeit dachten wir, wir würden gleich samt unserem Dachboden nach unten auf den Asphalt krachen. Keiner von uns sprach ein Wort, wir krallten uns aneinander fest und hielten den Atem an.
Dann war plötzlich alles still. Nur die Lampe schwankte noch langsam hin und her. Wir schauten uns an und konnten immer noch nicht begreifen, was gerade passiert war. "Was zur Hölle war das?" Unsere erste Vermutung war, dass ein extremer Sturm unsere Scheune zum Schwanken gebracht hatte. Doch draußen wehte nicht einmal ein laues Lüftchen. Es war still, zu still. Wir machten erst einmal das Licht an. Dann kam der Gedanke auf, dass es ein Erdbeben sein könnte. Für uns war es die einzige plausible Erklärung, auch wenn es uns so absurd erschien. Nach einigen Überlegungen fiel uns wieder ein, dass die Gegend um San Francisco öfter von Erdbeben heimgesucht wird. Trotzdem hätten wir selbst nie damit gerechnet, eins zu erleben. Und schon gar nicht mitten in der Nacht und von solcher Stärke.
Denn nach zwei Stunden mehr oder weniger gutem Schlaf (denn bei jedem Geräusch dachten wir, dass es wieder losgeht) schauten wir, ob wir in den Medien irgendeine Notiz von dem Erdbeben finden würden. Und es gab nicht nur eine! Auf den meisten Internetseiten großer deutscher Zeitungen fanden wir Artikel. Das Epizentrum soll rund elf Kilometer nördlich von San Francisco gelegen haben. Also genau in unserer Gegend. Unsere Ranch liegt ja in Petaluma. Das ist nördlich von der Millionenmetropole und kilometermäßig sehr nah dran. Es soll sich um ein Erdbeben mit einer Stärke von 6,0 auf der Richterskala gehandelt haben. Auf Focus.de heißt es sogar: "Nach Angaben von CNN war es das stärkste Erdbeben dort seit 25 Jahren." In vielen Artikeln war von leichtverletzten Personen die Rede. Wir sind so froh, dass uns in unserer sehr wackligen Scheune nichts passiert ist. Noch immer steckt uns der Schreck in den Knochen. Gleich morgens informierten wir unsere Familien. Wir mussten sofort über das Erlebte reden und Bescheid sagen, dass bei uns alles in Ordnung ist. Nun wisst Ihr also auch alle Bescheid. Wir sind fit und noch immer voller Tatendrang. Ihr dürft euch in den nächsten Wochen also über weitere Artikel von uns freuen.
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