Der heutige Mann ist eingequetscht zwischen feministischer Chauvinismuskritik und dem stumpfen Muskelberg, den manche Medien aus ihm machen wollen. Gibt es irgendwo zwischen, hinter oder unter diesen Zerrbildern noch den lebendigen, echten, den natürlichen Mann?

Zwischen Klischee und Unmännlichkeit
Muskelbepackte Oberkörper, Extremsport und Actionfilme mit vielen Explosionen. Das sind vielleicht die ersten Eindrücke, wenn man an Männlichkeit denkt. Vielleicht noch Fußball, Autos und Grillen, diese Dinge werden zumindest in der Fernsehwerbung noch als „typisch männlich“ dargestellt. Ohne Frage zeichnet die kommerzielle Seite unserer Gesellschaft und Öffentlichkeit ein sehr einseitiges, stupides Bild der männlichen Geschlechtsidentität. Jedoch ist sie dabei immer noch gnädiger als ihr philosophisch/politisches Pendant.
Wenn es nach Judith Butler, oder anderen Vertretern der Genderbewegung geht, dann kann man das Konzept von Weiblichkeit und Männlichkeit sowieso in die Tonne treten und es ist an der Zeit, die Gesellschaft davon zu befreien. Auch Ursula von der Leyen und Margot Käßmann sind in Politik und Kirche eifrig damit beschäftigt, für die Gleichheit der Geschlechter auch in den Köpfen der Menschen einzutreten. Ihr Feindbild ist vor allem der „Macho“, der Machtmann, der sich einfach durchsetzt und seine Ziele rücksichtslos erreicht, während er sich in seiner klischeehaften Männlichkeit profiliert. Der Hausmann wird gefordert, der seine weichen Seiten offen zu Schau stellt und sich etwas dafür schämt, überhaupt männlich zu sein. Gleichzeitig wird aber nach „richtigen Männern“ geschrien und Frauen vermissen den starken Mann, der auch mal anpacken kann und zeigt, wo es langgeht.
Verwirrte Männer in einer schizophrenen Gesellschaft
In dieses Chaos, in dem weder Kirche noch Gesellschaft ihm ein klares Bild von Männlichkeit aufzeigen, sondern er quasi zwischen dem Actionfilm-Macho und dem sensiblen Weichling die Wahl treffen muss, wird der postmoderne Mann hineingeboren. Und nachdem er von morgens bis abends hört, wie wichtig Frauenrechte sind und dass es wichtig ist, Frauen respektvoll und gut zu behandeln, geht er nachts in die Disco und schleppt ein beliebiges Mädchen mit plumpen Anmachsprüchen und aufgrund der Synchronität der beiden Fitnessstudiokörper ab. Falls ihm dazu das Selbstbewusstsein fehlt, schaltet er einfach mit einem Mausklick vom Bearbeiten seiner gegenderten Hausarbeit über die Unterdrückung der Frau in zeitgenössischer Literatur um, zum Hardcoreporno, in dem eine Frau von fünf Kerlen vergewaltigt wird.
Männer: Steht auf!
Die Männer heute fühlen sich zurückgestellt. Die meisten wollen nicht der primitive Macho aus der Werbung sein, doch sie fühlen sich auch nicht wohl in ihrer Rolle als Anhängsel der Frau. Vielerorts fehlt einfach der Mut zu einem selbstbewussten Miteinander von Mann und Frau. Es braucht mal wieder Männer, die aufstehen und Führung anbieten und sich in ihrer Männlichkeit wohl fühlen. Männer, die beginnen, Gestalter und Anführer zu werden und die für die Frauen nicht Unterdrücker oder Schosshund, sondern Partner sind. Ein Partner, der in seinen Stärken respektiert und geliebt wird. Ein Partner, dem eine Frau auch Leitung und Gestaltung anvertraut und in dessen Armen sie sich wohl fühlt. Wahre Männlichkeit hat was mit wahrem Mut zu tun, der sich nicht hinter Machophrasen und Rumgeprolle versteckt, aber auch nicht hinter einer Verleugnung seiner geschlechtlichen Identität. Mut, der die persönliche Begegnung nicht scheut und sich verletzbar macht. Mut, der innere Stärke zeigt und Orientierung gibt.
Frieden und Partnerschaft für Mann und Frau
Es gibt sehr viel Frust, sowohl bei Feministinnen, die sich darüber ärgern, dass es nach fast hundert Jahren Feminismus immer noch männliches Machogetue gibt, als auch auf Seiten von Männern, die genug haben von einer Gesellschaft, in der sie immer die bösen Unterdrücker sind. Es ist an der Zeit, dass dieser Graben geschlossen wird. Ich wünsche mir eine Gesellschaft in der Männer Männer sein dürfen, ohne Machos sein zu müssen. Eine Gesellschaft, in der die Unterschiede zwischen den Geschlechtern respektiert werden, in der Mann und Frau sich in ihren Bedürfnissen verwirklichen können. Eine Gesellschaft, in der Männer aus einer gesunden Geschlechtsidentität sagen können: „Ich respektiere und liebe Frauen“ und Frauen das Gleiche über Männer sagen können. Ich glaube, „Männlichkeit“ ist eine gute Idee und ich hoffe, dass sie in Harmonie und nicht nur in Abgrenzung zu Weiblichkeit umgesetzt werden kann. Wir brauchen keine Machos und keine Weicheier, wir brauchen Männer, die ihre individuellen Stärken und Veranlagungen selbstbewusst entfalten können. Keine Machtmenschen und keine Feiglinge, sondern Gestalter und selbstbewusste Persönlichkeiten.
Grundstr.
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