Yvette, erst bricht die Ebola-Epedemie aus und nun befindet sich Dein Land derzeit auch noch in einem politischen Umbruch. Wie empfindest Du die aktuelle Situation in Burkina?
Gerade sind wir tatsächlich mehr mit der politischen Krise beschäftigt als mit Ebola. Ich bin stolz auf die Bürger in Burkina Faso, dem „Land der Aufrichtigen“, denn in den entscheidenden Momenten zeigen sie eine starke Solidarität untereinander. Nach den großen Demonstrationen und dem Sturz des Präsidenten Ende Oktober haben sie sich vereint, um die Straßen in Ouagadougou zu reinigen. Außerdem haben viele zusammengelegt, um verwundete Demonstranten zu pflegen und medizinisch zu versorgen. Darüber hinaus wird es einen Gedenktag für die Menschen geben, die im Verlauf der Ereignisse ihr Leben verloren haben. Burkina ist ein sehr gläubiges Land, trotz der vielfältigen Religionen leben Katholiken, Protestanten und Muslime friedlich zusammen. Seine Eminenz Kardinal Phillipe Ouédraogo hatte die Christen im Land aufgefordert, ab dem 7. November eine Novene, also ein Gebet über neun Tage, für den Frieden in Burkina zu beten.
Im Dezember traten in Guinea erste Fälle von Ebola auf. Wann und wie hast Du von dem Ausbruch in Westafrika gehört?
Unsere Medien begannen Anfang Mai von den Ebolafällen zu berichten und darüber erfuhr ich auch von der Epidemie. Sie informieren uns über alles.
Auf welche Weise berichten die Medien über Ebola?
Im Fernsehen wird viel darüber berichtet: Es gibt Berichte, die viele von Ebola betroffenen Menschen zeigen und auch die bereits Verstorbenen. Darüber hinaus wird im Radio viel von der Bedrohlichkeit und der Schwere der Krankheit gesprochen, die Westafrika gerade beutelt. Neben Nachrichten auf Französisch wird im Radio auf den am meisten gesprochenen Regionalsprachen der vielen in Burkina lebenden Ethnien informiert. Unsere Medien traumatisieren unser Volk aber nicht bezüglich des Ebolavirus. Sie bemühen sich stark um eine Sensibilisierung: Jeden Gott gegebenen Tag gibt es dazu Beiträge im Radio und im Fernsehen.
Haben Deine Familie oder Freunde und Du Angst, dass die Epidemie bald auch Burkina betreffen könnte? Und hat sich eventuell Dein Leben durch diese Bedrohung verändert?
Angesichts der aktuellen politischen Lage in unserem Land hat die Bevölkerung Ebola kurz beinahe vergessen, aber klar haben wir Angst. Schließlich breitet sich die Krankheit gerade in Ländern aus, die nicht besonders weit weg von uns sind. Im Fall von Guinea und Liberia zum Beispiel sind es Länder, die an unser Nachbarland Elfenbeinküste grenzen. Vor Kurzem haben die Schule und die Universität wieder begonnen, das besorgt uns besonders. Einige waren in den Ferien bei ihren Eltern in den betroffenen Ländern. Ich muss auch sagen, dass sich, auch wenn es aktuell noch keinen Verdachtsfall in Burkina gibt, mein Leben total verändert hat. Wir sind alle sehr viel misstrauischer und vermeiden es so gut wie möglich, draußen zu essen. In den südlicheren Ländern wie der Elfenbeinküste wurden im August und September Flüge in die betroffenen Länder Sierra Lione und Liberia eingestellt. Seit Anfang Oktober werden diese Länder wieder angeflogen, sodass sich die Lage normalisiert zu haben scheint.
Hast Du den Eindruck, dass die burkinische Bevölkerung gut über das Ebolafieber und vor allem über die Ansteckungsmöglichkeiten informiert ist?
Wie schon erwähnt gibt es spezielle Aktivitäten, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Um das zu bekräftigen: Es gab in den vergangenen Monaten eine Beschlagnahmung von Wildfleisch. Ich gratuliere unseren Autoritäten zu den Aktionen, die sie im Kampf gegen das Virus unternehmen.
Denkst Du, die Afrikanische Union, speziell reichere Länder wie Südafrika, haben nicht genügend unternommen, um Ebola einzudämmen?
Puuhhh… Ich würde sagen, sie tun ihr Bestes, aber angesichts der schnellen Ausbreitung müssen die Anstrengungen unbedingt noch verstärkt werden. Meiner Ansicht nach hätte sie der Bevölkerung mehr Personal aus dem Gesundheitswesen zur Aufklärung und Sensibilisierung bereitstellen müssen.
Danke Yvette für das Gespräch!
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