Die Lebenserwartung der Menschen in Deutschland steigt deutlich, da viele Krankheiten besser behandelt werden können als früher und so das Ausscheiden aus dem Leben meist aufgeschoben werden kann. Gleichzeitig werden immer weniger Kinder geboren. Das bedeutet, dass Deutschland immer älter wird. Der Anteil an über 80-Jährigen wird sich bis 2050 verdreifacht haben und die Anzahl an Erwerbstätigen deutlich gesunken sein. Dieser drastische Wandel hat auch Folgen für uns als junge Menschen: Schon heute wird viel darüber diskutiert und debattiert, wie man der jungen Generation die Last abnehmen kann. Aber ist es wirklich so einfach, schon heute an morgen zu denken?
Sie haben ihr ganzes Leben lang hart gearbeitet, vielleicht auch Kinder großgezogen, und wollen ihren wohlverdienten Ruhestand genießen. Doch wer bezahlt den Rentnern die Rente, wenn es viel mehr von ihnen gibt, als Berufstätige? Experten gehen davon aus, dass die Jugend von heute später deutlich höhere Steuern zahlen muss und vor allem höhere Sozialabgaben dazukommen, da jeder Berufstätige etwa zwei Rentner mitfinanzieren muss. Doch sind wir in der Lage, eine so große Last zu stemmen?
Das gesetzliche Rentenalter erhöhen?
Viele sind von der Notwendigkeit überzeugt, dass das gesetzliche Rentenalter noch weiter erhöht werden muss. Doch ist es sinnvoll, das Renteneintrittsalter von 67 Jahren noch weiter nach oben zu schrauben, weil die durchschnittliche Lebenserwartung steigt? Würde das wirklich bedeuten, dass die jungen Menschen entlastet wären? Ein weiterer, häufig genannter Lösungsansatz ist, dass Beamte, Freiberufler und Selbstständige in Zukunft ebenfalls in die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) einzahlen sollten.
So würde ingesamt mehr Geld in die GRV einbezahlt werden. Der Staat müsste selbst nicht mehr so viel aus Steuermitteln dazu zahlen, damit die Rentner ihre Rente komplett ausgezahlt bekämen und es wäre genug Geld für sinnvollere Investitionen, wie zum Beispiel die Förderung von Jugendlichen – insbesondere im Bereich Bildung – vorhanden. Aber ist das genug, um die Jugendlichen vor den Folgen des demograhischen Wandels zu schützen?
Alles nur Pessimismus?
Einige sind der Meinung, der demografische Wandel hätte auch etwas Gutes an sich. Deutschland sei überbevölkert und durch die Abnahme der Bevölkerung würden weniger Flächen gebraucht und die Natur könne sich regenerieren. Der demographische Wandel würde sich ebenfalls positiv auf die Arbeitslosenquote auswirken. Wenn die Bevölkerung altert, gäbe es viele Nachfrager von Gütern und Dienstleistungen, die nicht mehr im erwerbstätigen Alter sind und weniger Leute, die diese Güter und Dienstleistungen produzieren. Wenn man Pro und Kontra abwägt, birgt der demographische Wandel allerdings mehr negative Aspekte, als positive für die Jugend.
Deutschland mehr für Zuwanderer öffnen?
Es muss aktiv gegen die Überalterung der Bevölkerung und Abnahme der Bevölkerungszahl gehandelt werden, was die Politik lange Jahre verschlafen hat. Eine Umfrage der Zeitung „Die Welt" ergab, dass etwa 70 Prozent der Befragten dafür sind, dass Deutschland für Zuwanderer stärker geöffnet werden sollte, solange genügend Arbeitsplätze vorhanden sind. So würde man dem wirtschaftlichen Zusammenbruch entgegenwirken und der heutigen Jugend Last von den Schultern nehmen. Andere jedoch befürchten, dass durch einen zu großen Zuwachs immer mehr Ausländer in Deutschland leben würden und diese die Deutschen langsam aber sicher verdrängen würden.
„Sie müssen mehr Babys machen“
Dass der Anteil der Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung immer weiter schrumpfen wird, hat vor allem den Grund, dass immer weniger Kinder in die Welt gesetzt werden. Seit 1972 schrumpft die Anzahl an Neugeborenen pro Jahr immer weiter. Vor vielen Jahren wurden Kinder gezeugt, damit sie ihren Eltern und Großeltern bei der Arbeit helfen können und diese im Alter pflegen können. In Zentralafrika zum Beispiel ist genau deshalb eine Bevölkerungsexplosion feststellbar.
Damit die Bevölkerungszahl in Deutschland wieder ins Lot käme, müsste jede Frau etwa zwei Kinder in die Welt setzen. Mit einem Durchschnitt von 1,36 Kindern pro Frau sind wir deutlich davon entfernt. Doch kann man den Ehepaaren einfach sagen, dass sie mehr Kinder zeugen müssen? Es bleibt zu hoffen, dass Strategien zur Anhebung der niedrigen Geburtenrate, die derzeit noch nicht vorhanden sind, entwickelt werden, denn nur so kann der Veränderung der Altersstruktur entgegengewirkt werden. Ob Frau von der Leyen mit der Erhöhung des Eltern- und Kindergeldes und der Anzahl der Betreuungsplätze bereits einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat, ist und bleibt umstritten.
Projekte und Ideen werden gebraucht
Ein Beispiel für eine gute Idee, die dazu dient, jung und alt in Zeiten des demographischen Wandels zusammenzubringen, ist das Projekt Mehrgenerationenhaus des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Schon heute gibt es in Deutschland etwa 450 Mehrgenerationenhäuser, in denen junge und alte Menschen sich gegenseitig unterstützt und zusammenarbeitet. Wenn es nicht möglich ist, die Geburtenrate deutlich zu erhöhen, da es immer die freie Entscheidung der Menschen bleibt, ob und wie viele Kinder sie bekommen möchten, müssen mehr solcher Alternativen, wie das Paradebeispiel des Mehrgenerationenhauses gefunden werden.
Vielleicht ist die Allgemeinheit auch nicht hinreichend über die Folgen des demografischen Wandels informiert, wodurch es an konkreten Ideen und Strategien zum Umgang mit ihnen fehlt. Hier scheint noch großer Handlungsbedarf zu bestehen. Die Demografiestrategie der Bundesregierung ist ein guter Anfang. In Gesellschaft und Politik sind sich viele Menschen noch nicht darüber im Klaren, dass ihr Handeln schon heute über einen Teil des Lebens der nächsten Generationen entscheiden könnte. Diese Generation ist die Jugend von heute.
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