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Aktuelle Seite: Startseite / Engagement / Hitze, Armut und Molotowcocktail

Hitze, Armut und Molotowcocktail

30. September 2014 von Jessica Gehring Kommentar verfassen

Anderen aktuellen Medienberichten zufolge, ließe sich die Lage in Kurdistan-Irak wohl in wenigen Worten zusammenfassen: Krieg, Terror, Flüchtlinge, Armut und große Gefahr. Diese Worte mögen mit Sicherheit auf Teile Kurdistans zutreffen. Die Eroberung der Millionenstadt Mossul durch IS-Milizen erschütterte Kurdistan bis ins Mark. Hunderttausende Flüchtlinge strömten in die sicheren Gebiete und erzählten von Erschießungen und Kreuzigungen, von Vergewaltigungen, Verschleppungen und geköpften Leichen. Aber das ist nicht das Bild, das ein Kurde nach außen tragen würde. Das wird der Region nicht ansatzweise gerecht. Denn die Kurden sind ein stolzes Volk – ein Volk, das mit tapferen Männern täglich für die Sicherheit seiner Bürger sorgt. An 1.050 Kilometern Front.

Heiß und friedlich, kaputt und schön

Doch wo liegt dieses Land, das vielen aktuell nur ein Begriff ist, weil Deutschland Waffenlieferungen an die Autonome Region zugesagt hat. Zahllose Schlaglöcher, zerplatzte Reifen am Straßenrand, Wüste und Geröll so weit das Auge reicht – das sieht man auf dem Weg vom Osten der Türkei, Diyarbakir, nach Erbil, Kurdistan-Irak. Dazwischen Hirten, die Schafe und Ziegen an die wenigen Grünflächen führen. Es ist sehr heiß, aber auch sehr friedlich. Es ist nicht besonders schön über kaputte Straßen zu fahren, es ist aber auch nicht besonders schlimm.

Auf dem Weg an die kurdisch-irakische Grenze passiert man Städte wie Hasankeyf und Cizre. Erste ist aktuell für traurige Nachrichten bekannt – die türkische Regierung will hier einen Staudamm bauen, der jahrtausendalte Felssiedlungen für immer unter Wasser verschwinden lassen würde. Natürlich gibt es einen Plan für diejenigen, die aufgrund dessen umgesiedelt werden sollen: man baut weiter weg neue, teure Wohnungen. Die sollen sich die Einwohner dann leisten können. Die Pässe lassen wir beim Besuch der Städte nie im Auto. Zu verlockend sei es, die Pässe von Europäern aus dem Auto zu stehlen und dann zu fälschen. Man braucht trotzdem nicht das Gefühl haben, in irgendeiner Form Angst fühlen zu müssen.

Man gewöhnt sich an alles – Hitze, Armut, Molotowcocktail

Kurz vor der kurdisch-irakischen Grenze fährt die Polizei Streife – und Kinder rennen ihnen hinterher. Mit Steinen. Eines hat einen Molotowcocktail in der Hand. Das Verrückte – man gewöhnt sich an den Anblick. In den nächsten Tagen in Kurdistan-Irak wird der Anblick von Waffen und Munition Alltag. Der Mensch ist nun mal ein Gewöhnungstier, dass sich an alles gewöhnt. An die Hitze, die weit verbreitete Armut in diesen Gegenden, an Menschen mit Kalaschnikows, die vor Bauruinen sitzen und rauchen.

Beim Grenzübergang nach Kurdistan-Irak sagt der Offizier beim Stempeln unseres Passes: „Oh my God – what do you want there?“ Weiße, junge Studenten sind aufgrund der aktuellen Lage nicht unbedingt auf den Straßen zu erwarten.  Auf dem weiteren Weg werden wir noch dutzende Checkpoints passieren. Alle wundern sich. Das Gefühl trotzdem willkommen zu sein ist da – vielleicht wird die Neugier, ein Gebiet kennen zu lernen, von dem man „zuhause“ so gar nichts weiß, anerkannt.

Zum Abendessen gibt es in Dohuk Falafel, was sonst. Diese Stadt hat rund 700.000 Einwohner. Seit dem Einfall von ISIS in den irakischen Gebieten hat sie ca. 800.000 bis 900.000 Flüchtlinge aufgenommen. Insgesamt hat dieses kleine Volk rund 4.5 Millionen Einwohner. Mittlerweile hat es rund zwei Million Flüchtlinge aufgenommen. In ihr Gebiet, dass ihnen nicht wirklich gehört, dass ihnen von der Zentralregierung in Bagdad nicht anerkannt wird.

Der bisherige Eindruck: es ist ein stolzes Volk, das hier lebt. Das Flüchtlinge aufgrund von Platzmangel in Schulen untergebracht werden, die deshalb nicht fürs Unterrichten genommen werden können. Aber auch hier hält sich das Gefühl, dass es gern geschieht. Die Kurden wissen, was es heißt, Flüchtling zu sein. Es bleibt abzuwarten, was die Politiker und Studenten Kurdistans in den nächsten Tagen zu berichten haben, wovor sie sich vielleicht fürchten, wofür sie stehen, wofür ihre Peshmerga an der Front kämpfen. Wo liegen die Chancen dieser autonomen Region? Kann sie durchhalten gegen menschenverachtende Organisationen wie IS-Milizen?
Bei der finalen Ankunft in Erbil am ersten Tag in Kurdistan-Irak gibt es erst mal einen Tee – was sonst. Wir sitzen auf einem großen Platz, hinter uns die berühmte Zitadelle auf dem Hügel gelegen. Mohammad Miro, der unsere kleine Gruppe von einer Handvoll Studenten begleitet, findet schnell die richtigen Worte: „Spiegel Online berichtet also, dass Erbil nicht sicher ist und die Menschen mit Koffern die Stadt verlassen. Und was sagt ihr?“


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Jessica Gehring

Jessica Gehring

geboren 1992 in Böblingen, studiert seit dem Wintersemester 2015/16 im Master Kommunikationsmanagement an der Uni Hohenheim. Sie ist leidenschaftlicher Fan des Nahen Osten und bereiste bereits Jordanien, Kurdistan-Irak, Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete. Das Reisen und das Entdecken fremder Kulturen ist mittlerweile mehr als ein Hobby - kommende Projekte sind das Bereisen von Süd- und Nordamerika.
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Kategorie: Engagement Stichworte: IS, Kurdistan

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Über Jessica Gehring

geboren 1992 in Böblingen, studiert seit dem Wintersemester 2015/16 im Master Kommunikationsmanagement an der Uni Hohenheim. Sie ist leidenschaftlicher Fan des Nahen Osten und bereiste bereits Jordanien, Kurdistan-Irak, Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete. Das Reisen und das Entdecken fremder Kulturen ist mittlerweile mehr als ein Hobby - kommende Projekte sind das Bereisen von Süd- und Nordamerika.

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