Die Frage nach der Möglichkeit von Freundschaft zwischen Mann und Frau ist ein alter Hut. Kann es sein, dass Begriffsdefinitionen dabei das Problem sind? Haben am Ende beide recht oder keiner? Ein kleiner Versuch, dieser Frage auf den Grund zu gehen.

Eine uralte Diskussion, in der man ständig aneinander vorbeiredet
Gibt es Freundschaft zwischen Mann und Frau? Diese Frage ist bereits von vielen Gesprächspartnern heiß und intensiv diskutiert worden. Während die Vertreter der sogenannten „platonischen“ Beziehung zwischen Mann und Frau gerne Beispiele aus eigener Erfahrung anführen und anmerken, dass sie erfolgreiche Freundschaften dieser Art pflegen, kontern ihre Gesprächspartner mit Beispielen, in denen sich eine angebliche „platonische“ Freundschaft dann doch anders entwickelt hat. Erfahrung steht gegen Erfahrung, Beispiel gegen Beispiel. Um dem ganzen etwas auf die Spur zu kommen, werde ich versuchen die Begriffe zu definieren, um so das Missverständnis, denn um ein solches handelt es sich meiner Ansicht nach, aufzulösen:
Freundschaft
Freundschaft ist eine mögliche Ebene der Beziehung. Sie beruht auf gegenseitiger Sympathie und Gemeinsamkeiten. Diese Gemeinsamkeiten können sowohl gemeinsame Erfahrungen als auch Charaktereigenschaften, Interessensgebiete, Freizeitaktivitäten oder alles Mögliche sein. Freundschaft wächst meistens aus anderen Ebenen heraus: So entwickelt sich etwa in einem Verein, in einer Schulklasse oder auf der Arbeit aus der Interessengemeinschaft eine Freundschaft, in der auch über die gemeinsamen Interessen hinaus das Interesse am anderen als Freund und Gegenüber die persönliche Beziehung trägt. Dies zeigt sich etwa, wenn man sich außerhalb der gemeinsamen Sphäre trifft.
Es zeichnet die Freundschaft aus, dass man eine gegenseitige Zuneigung verspürt und gerne Zeit miteinander verbringt. Man fühlt sich dem Freund stark verbunden, ohne dass die Verbindung sexueller Natur sein muss. Im strengen Sinne ist eine Freundschaft eine Beziehung, deren Fundament besagte Gemeinsamkeiten sind.
Beziehung zwischen Mann und Frau
Die Beschaffenheit der Beziehung zwischen Mann und Frau ist dahingehend eine andere. Das Spannende in dieser Beziehung liegt gerade in der Unterschiedlichkeit. Die Andersartigkeit des anderen Geschlechts weckt das Interesse und die Beziehung ist immer auch sexueller Natur. Sexueller Natur ist sie, weil sich die beiden Geschlechter in zwei Personen unterschiedlichen Geschlechts begegnen und ihr Geschlecht ein so wesentlicher Bestandteil ihrer Person ist, dass er automatisch einen Teil der Begegnung ausmacht. Das bedeutet natürlich nicht, dass die beiden immer Sex miteinander haben müssen oder dies überhaupt einer der beiden wollen muss, aber trotzdem ist die Art der Beziehung eben eine solche. Die Beziehung zwischen Mann und Frau kann auch eine freundschaftliche Ebene haben. Sie kann sogar primär diese Ebene haben und die sexuelle stark vernachlässigen, sie kann aber niemals die sexuelle Ebene abschalten oder komplett ausschließen.
Fazit
Das Missverständnis liegt nun darin, dass die einen, die behaupten, es gäbe keine Freundschaft zwischen Mann und Frau, einen Widerspruch auslösen, weil sie die offensichtliche Tatsache leugnen, dass es persönliche, auf Gemeinsamkeiten beruhende Beziehungen zwischen den Geschlechtern gibt.
Sie haben allerdings dahingehend doch recht, dass diese Beziehung niemals dieselbe sein kann, da man zwar die Möglichkeit von Sex oder einer Beziehung verdrängen und ausblenden kann, aber niemals die sexuelle Natur der kompletten Begegnung. Wahrscheinlich wäre es am korrektesten zu sagen: Auch die Beziehung zwischen Mann und Frau kann eine freundschaftliche Dimension haben, sie ist aber niemals „nur“ Freundschaft, was den gleichgeschlechtlichen Freundschaften vorbehalten ist.
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