Papst Franziskus spricht in „Evangelii Gaudium“ über die Freude, die aus dem Evangelium entspringt und dazu anregt, die Heilsbotschaft mit anderen zu teilen. Passend dazu gibt es in Köln für junge Erwachsene den Glaubenskurs EVEN, der besonders die Heilige Schrift in den Blick nimmt.

„Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen.“ Mit diesen Worten beginnt das erste Apostolische Schreiben von Papst Franziskus, das im November 2013 erschienen ist und als Titel die ersten beiden Worte auf Latein trägt: „Evangelii Gaudium“ – „Die Freude des Evangeliums“. Das Anliegen des Papstes ist es, eine „neue Etappe der Evangelisierung“ einzuläuten. In dem 288 Paragraphen langen Schreiben, analysiert der Papst ausführlich die gegenwärtige Situation und erläutert, wie er sich die Kirche als eine evangelisierende Kirche vorstellt, die völlig durch die schon eingangs angeführte Freude geprägt ist. Diese Freude grenzt er scharf von den oberflächlichen Vergnügungen der Konsumgesellschaft ab. Zudem ist die „Freude des Evangeliums“ Ursache für jeden wahren missionarischen Impuls: „Die Christen haben die Pflicht, das Evangelium ausnahmslos allen zu verkünden, nicht wie jemand, der eine neue Verpflichtung auferlegt, sondern wie jemand, der eine Freude teilt, einen schönen Horizont aufzeigt, ein erstrebenswertes Festmahl anbietet.“
Zu diesem Schreiben aus Rom passt es wie die sprichwörtliche Faust auf‘s Auge, dass sich seit Anfang Dezember junge Christen einmal pro Woche in der Kölner Kirche St. Pantaleon treffen, um sich mit der Heiligen Schrift auseinanderzusetzen. Der Glaubenskurs trägt den Namen EVEN, was einerseits eine Zusammensatzung aus „Evangelium“ und „Engagement“ ist, andererseits das hebräische Wort für „Fels“. So zeigt schon der Name Verbindungen zu den Gedanken, die Papst Franziskus in „Evangelii Gaudium“ äußert: Evangelium und Engagement stehen in enger Verbindung, weil man die Freude, die aus dem Evangelium entspringt, einfach nicht für sich behalten kann, sondern mit anderen teilen will. „Fels“ erinnert an Jesu Worte, dass Petrus der Felsen sei, auf dem er seine Kirche errichten wolle (Mt 16,18), und so steht denn auch in der Einladung zu EVEN: „Ähnlich wie Jesus, der Herr, den heiligen Petrus zum Fels der Kirche bestimmt hat, hat er sein biblisches Wort als Fundament geschenkt, das Halt gibt und zu erfüllender Heiligkeit führt.“
EVEN – Evangelium und Engagement
Die Idee von EVEN ist in Frankreich entstanden, wo es in verschiedenen Städten schon über 3.000 Teilnehmer gibt. Köln ist nun die erste deutsche Stadt, in der EVEN vertreten ist. Die Einladung richtet sich an junge Erwachsene etwa zwischen 18 und 30 Jahren, man trifft sich immer mittwochs um 20 Uhr in der Kirche St. Pantaleon, die in der Nähe des Barbarossaplatzes gut mit den Bahnen zu erreichen ist. Das Konzept der Abende sieht so aus, dass mit Gesang und Gebet gestartet wird: Die Lieder sind vor allem solche, die man von Nightfever oder von der Gemeinschaft Emmanuel kennt. Als Impulse werden ein Psalm und ein kurzer Abschnitt z.B. aus den „Confessiones“ des Hl. Augustinus vorgelesen. Danach setzen sich Gruppen von etwa zehn Personen zusammen und sprechen über eine Auswahl an Texten, die vorher per Mail verschickt wurden bzw. im Internet abrufbar sind.
Fünf große Themenbereiche sollen im Laufe des Kurses abgedeckt werden: „Als Mann und Frau schuf er sie“, „Sechs große Gestalten des Alten Testaments“, „Jesus Christus, der Heiland“, „Die 10 Gebote als Bund Gottes mit den Menschen“ und „Leben und Ewigkeit“. Die Kölner Gruppe hat mit dem zweiten Block begonnen und sich im Dezember schon über Elias, Daniel und Hiob ausgetauscht. Zu den Texten, die zu Beginn einmal vorgelesen werden, gibt es jeweils drei Fragestellungen, an denen entlang sich das meist sehr rege Gespräch entwickeln kann. Jeder kann seine Gedanken zu den Bibelpassagen vorbringen, gerade ein persönlicher Zugang zu den Texten ist gewünscht. Anschließend treffen sich die einzelnen Gruppen wieder zum Gebet, zu einer Kurzpredigt, die Pfarrer Hildebrandt zu der gegebenen Thematik hält, und zum Segen. Danach gibt es noch ein geselliges Beisammensein.
Evangelisierung als Aufgabe aller
Einen persönlichen Zugang zur Heiligen Schrift zu suchen, bedeutet nicht, die Exegese der Beliebigkeit preiszugeben. Aber es ist immer nötig, die in der Bibel enthaltene Wahrheit für jede Zeit und jede Kultur entsprechend zu formulieren, damit sie verstanden wird. Papst Franziskus greift diesen Gedanken in der Formulierung seines Vorgängers Johannes Paul II. aus dem Schreiben „Ut unum sint“ von 1995 auf: „Die Ausdrucksform der Wahrheit kann vielgestaltig sein. Und die Erneuerung der Ausdrucksformen erweist sich als notwendig, um die Botschaft vom Evangelium in ihrer unwandelbaren Bedeutung an den heutigen Menschen weiterzugeben.“ Franziskus betont zudem, dass es besonders für die Evangelisierung entscheidend ist, die Heilsbotschaft verständlich zu machen.
Da die Evangelisierung nicht nur Aufgabe der Priester als „Profis“ ist, dürfen laut Franziskus die Gläubigen nicht nur nicht an der Lektüre der Bibel gehindert werden, sondern sind darin gerade zu unterstützen: „Das Studium der Heiligen Schrift muss ein Tor sein, das allen Gläubigen offensteht. […] Die Evangelisierung braucht die Vertrautheit mit dem Wort Gottes. Das verlangt von den Diözesen, den Pfarreien und allen katholischen Gruppierungen das Angebot eines ernsten und beharrlichen Studiums der Bibel sowie die Förderung ihrer persönlichen und gemeinschaftlichen Lektüre im Gebet.“ Entsprechend dürfte der von Frankreich ausgehende Impuls, sich nach dem Konzept von EVEN mit der Heiligen Schrift zu beschäftigen, ganz im Sinne des Papstes sein und scheint seine Vorstellungen aus „Evangelii Gaudium“ genau aufzugreifen.
Das Apostolische Schreiben „Evangelii Gaudium” ist in voller Länge hier abrufbar.
Informationen und Ansprechpartner zu EVEN gibt es hier.
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