Ägypten/Kanaan (gen). Entführungsopfer Josef hat seinen Kidnappern verziehen. Er traf seine Brüder in Ägypten, als sie dort Brot kaufen wollten. Diese staunten nicht schlecht, als sich herausstellte, dass der oberste Verwalter des Pharaonenreichs ihr Bruder Josef ist. Es ist Ironie des Schicksals, dass es ausgerechnet seine eigenen Brüder waren, die ihn einst nach Ägypten verkauften. Jetzt hat er dort Karriere gemacht und möchte den Rest der Familie nachholen.
Der Fall „Josef“ hat in den Medien für viel Furore gesorgt. Nachdem bekannt wurde, dass der zweitjüngste Sohn Jakobs nicht einem wilden Tier zum Opfer gefallen war, sondern von seinen Brüdern an Menschenhändler verkauft wurde (f1rstlife hat berichtet), verdichteten sich im Laufe der Zeit die Hinweise, dass er in Ägypten im Hause Potifars als Sklave diente. Wenig später sorgte eine Meldung für Aufsehen, wonach Josef am Hofe des Pharao gesichtet worden sein soll und zwar als Traumdeuter, kurz nachdem er zuvor noch im Gefängnis saß (f1rstlife hat berichtet). Seit heute ist klar: All diese Berichte sind wahr.
Ägyptisches Getreide als Exportschlager
Die Hungersnot, die nun schon zwei Jahre andauert, hat bereits vielen Menschen das Leben gekostet. Allein Ägypten kam durch den Notfallplan Josefs bisher glimpflich davon. Als Oberster Verwalter des Pharaos hatte er in den „sieben fetten Jahren“ veranlasst, dass der Überschuss in großen Scheunen untergebracht werde. Mittlerweile strömen Hungerleidende aus der ganzen Region des Nahen Ostens nach Ägypten, um sich dort Getreide zu kaufen. Durch kluge Wirtschafts- und Ernährungspolitik ist Ägypten zum global player geworden und beinahe schon Monopolist auf dem weltweiten Getreidemarkt. Ägyptisches Getreide hat sich über Nacht zum Exportschlager entwickelt, staunen die Experten.
Aus der Not heraus gelangten schließlich auch die elf Brüder Josefs aus Kanaan nach Ägypten, um Getreide zu kaufen. Selbst Benjamin, der Jüngste, durfte mit, auch wenn sein Vater Jakob sich um dessen Sicherheit sorgte. Er trauerte immer noch über den Verlust Josefs. Josef wiederum gab sich beim ersten Treffen nicht zu erkennen und beschuldigte seine nichtsahnenden Brüder der Spionage. Um ihnen scheinbar die Chance zu geben, ihre Unschuld zu beweisen, nahm er seinen Bruder Simeon in Gewahrsam und forderte sie auf, beim nächsten Mal Benjamin mitzubringen. Das taten sie.
Josef vergibt Kidnapp-Brüdern
Auch diesmal blieb Josef inkognito und ließ stattdessen ein Mittagessen für sie herrichten. Als er Benjamin, seinen jüngsten Bruder, erblickte, soll er sich nach Angaben eines Mitarbeiters kurz zurückgezogen haben und dann in Tränen ausgebrochen sein. Der Hausverwalter berichtet außerdem davon, dass ihm befohlen wurde, die Säcke der Kanaaniter mit Getreide zu füllen und auch das Geld, das sie mitgebracht hatten, obendrauf zu legen. Zudem bekam er die diskrete Anweisung, in den Sack des Jüngsten den Silberbecher Josefs zu legen. Dies war von großer Bedeutung, denn als die Brüder gesättigt und gestärkt wieder Richtung Heimat aufbrachen, wurden sie zur Rede gestellt und beschuldigt, den Becher Josefs gestohlen zu haben. Als er bei der Durchsuchung im Sack Benjamins schließlich entdeckt wurde, führte man den jüngsten Bruder ab.
Beim Verhör kam es zu tumultartigen Szenen. Juda berichtete in herzzerreißender Art und Weise von der Angst, die Jakob um seinen jüngsten Sohn Benjamin habe, nachdem bereits sein Sohn Josef verschwunden sei. Er teilte mit, dass er bei seinem Vater für die Sicherheit Benjamins bürge und bot sich deshalb selbst dafür an, dem ägyptischen Verwalter als Sklave zu dienen, wenn Benjamin dafür freikäme. Denn, so der Sohn Jakobs, wenn er ohne ihn nach Hause käme, brächte er seinen Vater „vor Gram in die Unterwelt“. Die detaillierten Schilderungen brachten schließlich die Wende. Josef, so schreibt ein Beobachter in der Zeitschrift „Genesis“, „begann so laut zu weinen, dass es die Ägypter hörten“ und gab sich ihnen zu erkennen. Er küsste seine Brüder und versicherte ihnen zum allgemeinen Erstaunen, dass er ihnen verziehen habe. Josef will nun seine ganze Familie nach Ägypten holen. Aus Regierungskreisen hieß es, dass der Pharao die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften sehr begrüße.
Quelle: Genesis 41,33-45,28
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