Sein Lebensweg war alles andere als geradlinig und leicht. Trotzdem hat Egino Weinert es geschafft, einer der bekanntesten christlichen Künstler des 20. Jahrhunderts zu werden. Seine Frau führt auch nach seinem Tod seinen Kunstladen fort.

Ein Kunstatelier in Köln, unweit des Doms. Hochkonzentriert, sorgfältig, geradezu penibel, formt der Bildhauer das Metall. Mit seiner linken Hand bearbeitet er Heiligendarstellungen, Kreuze, Tabernakel oder Leuchter. Sein Gesichtsausdruck ist ernst. Doch in seinen Augen schimmert die Freude am Schaffen und ein kreativer Geist durch. In dieser Haltung erlebte man ihn nicht selten in seinem Atelier. 2012 ist er verstorben.
Dieser Sakralkünstler hieß Egino Weinert, der weltweite Berühmtheit erlangte. Nicht nur im Rheinland, sondern in der ganzen katholischen Weltkirche prägte er zahlreiche Kirchen mit seinen unzähligen Werken.
Der steinige Werdegang des Künstlers
Geboren 1920 in Berlin Schöneberg als Franz Stanislaus Günter Przybilski, kam er schon früh in Kontakt zur damaligen Künstlerszene. Dadurch wurde ihm schon früh klar, dass er sein Leben der Kunst widmen möchte. Von seinem katholischen Glauben tief geprägt, wusste er auch, dass er künstlerischer Missionar und missionarischer Künstler werden wollte. Als 14-Jährigen zog es ihn daher in die Benediktinerabtei Münsterschwarzach, wo er als Bruder auch den Namen des heiligen Egino erhielt.
Doch früh musste er auch lernen, was es heißt, das eigene Kreuz tragen zu müssen. Bei einem Besuch seiner Eltern kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs überkam ihn ein grausamer Schicksalsschlag: Beim Auswechseln einer defekten Elektrosicherung im Keller seiner Eltern entpuppte sich diese „Sicherung“ als russische Sprengstofffalle, durch die er seine rechte Hand verlor.
Aber Egino Weinert gab nicht auf – im Gegenteil: Sofort lernte er nach seiner Rückkehr ins Kloster, linkshändig zu arbeiten. Sein erstes Meisterwerk, das er unter Schmerzen, aber getrieben von entschlossenem Ehrgeiz schuf, war die Pax-Tafel, die bis heute im Kloster Münsterschwarzach hängt. Der Abt hatte ihm trotz des Verlustes seiner rechten Hand eine Künstlerausbildung zugestanden, sodass Weinert die Kunstschule in Köln besuchen durfte.
Hier erlebte er jedoch einen zweiten schweren Rückschlag: Zur Ausbildung in der Kunstschule gehörten auch Aktzeichnungen dazu – heikel für einen Benediktinermönch. Seine Zeichnungen blieben im Kloster nicht unentdeckt, ein Mitbruder verriet Weinert und das Ganze schaukelte sich zu einem Skandal hoch. Egino wurde daraufhin aus dem Kloster geworfen, obwohl er kurz vor den ewigen Gelübden stand.
Doch auch diesmal resignierte Egino Weinert nicht. Das Klosterleben hinter sich lassend, gründete er sein erstes Atelier für christliche Kunst in Bad Godesberg, welches er später in ein Haus neben dem Kölner Generalvikariat verlegte. 1951 heiratete er und gründete eine Familie.
Und so wurde der ehemalige Benediktinermönch tatsächlich ein Missionar, der in der ganzen Welt den Glauben durch seine Kunst ausdrücken und verkündigen konnte.
Seine Kunst fasziniert noch heute
Egino Weinert verstarb am 4. September 2012 im Alter von 92 Jahren. Seine Witwe Waltraud Weinert führt noch heute die Ursula Kunstwerkstätten Egino G. Weinert in der Kölner Marzellenstraße. Viele Menschen weltweit sind fasziniert von der künstlerischen Gestaltungskraft Egino Weinerts. Frau Weinert erinnert sich gerne daran: Auf die oft gestellte Frage, woher Weinert diese Schaffenskraft und seine vielfältigen Ideen nehme, verwies er immer nach oben: „Er war es.“ Der Publizist Martin Lohmann, der dem Hause Weinert schon lange eng verbunden ist, nennt Weinerts Kunst eine „vitaminreiche und nachhaltige Kraftnahrung für die Seele.“
Strenge Anhänger traditionell-barocker christlicher Kunst mögen hingegen mit Weinerts Stil nicht viel anfangen können. Dabei ist es ihm durchaus gelungen, traditionelle Motive mit modernen Stilelementen ohne Verlust des Wiedererkennungswerts zu verbinden. Das ist in der Sakralkunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht immer der Fall gewesen.
Der Laden in der Marzellenstraße 42 lädt nach wie vor ein, die Kunstwerke Egino Weinerts zu bestaunen. Seine Mission, sein Zeugnis für den christlichen Glauben und dessen Vielfalt, Tiefe und Ästhetik wirkt damit über seinen Tod hinaus fort. Der Glaube braucht die Kunst als Ausdrucksmedium und verleiht dem Menschen ungeahnte Kreativität. Egino Weinert ist ein besonderes Beispiel dafür.
Das Geschäft lädt am Samstag, den 18. März 2017 von 10 bis 17 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Hier kann die Herstellung der Bilder Egino Weinerts vom ersten Entwurf bis zum fertigen Kunstwerk nachvollzogen werden.
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