Die Dreifaltigkeit Gottes ist ein Glaubensinhalt, worunter sich selbst Christen nicht viel vorstellen können. Unsere Autorin gibt unter der Verwendung von Metaphern eine Hinführung zu diesem sperrigen Thema.

Schon auf seinen ersten Lebensschritten begegnet der Gläubige der Dreifaltigkeit aus Gott, Jesus und dem Heiligen Geist – ohne es zu diesem Zeitpunkt vielleicht schon selbst mitzubekommen. So wird er bei der Taufe dreimal mit Wasser übergossen, währenddessen ihm der Segensspruch „der Name des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ zuteil wird. Was für einen Gläubigen also von Beginn an gewissermaßen in den Genen seines Glaubens angelegt ist und ihm von diesem Moment an täglich begegnen wird – sei es auch nur zu Beginn eines Gebetes mit dem Kreuzzeichen – ist zu erklären durchaus eine Herausforderung. Selbst unter Theologiestudenten gibt es die alte Anekdote, nach der ein Professor den Theologiestudenten am Ende einer schlechten Prüfung fragt, ob er ihm denn wenigstens die Dreifaltigkeit erklären könne. Was den Studenten zunächst ermutigt, „natürlich, die Dreifaltigkeit kann man folgendermaßen erklären…“, woraufhin der Professor ihn streng unterbricht: „Das tut mir sehr Leid. Aber Sie haben leider nicht bestanden, denn die Dreifaltigkeit kann man nicht erklären.“
Drei Personen sollen also eine sein?
Die Dreifaltigkeit scheint dabei auf den ersten Blick unser Vorstellungsvermögen zu sprengen: drei Personen sollen eine sein? Wie soll das funktionieren? In der langen Kirchengeschichte wurden dazu viele Erklärungsversuche unternommen, wobei am besten vielleicht folgende Geschichte die Dreifaltigkeit bildlich zu verdeutlichen vermag: einer Legende nach soll der heilige Patrick den Iren die Dreifaltigkeit mit einem dreiblättrigen Kleeblatt erklärt haben. Jedes einzelne Blatt des Kleeblatts solle dabei für eine der drei göttlichen Personen stehen. Am Ende jedoch würden alle Blätter letztlich ein einziges, vollständiges Kleeblatt und damit eine Einheit bilden.
Und so ist es auch im christlichen Glauben. In Gott sind drei Personen: der Vater, der Sohn (Jesus) und der Heilige Geist – wie ja auch die einzelnen Blätter am Stängel für sich genommen ein eigenes Blatt verbleiben – und dennoch: betrachtet man nur die einzelnen Blätter, sieht man nicht das ganze, das vollkomme Kleeblatt, um in der Metapher zu bleiben. Denn erst zusammen bilden sie eben ein Ganzes. So verhält es sich letztlich eben auch bei der Taufe. Man wird im Singular auf „den Namen des…“ getauft und nicht im Plural auf verschiedene Personen. Denn insgesamt gibt es nur einen Gott mit einer Wesenheit. Allerdings enthält diese göttliche Natur drei Personen: Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist.
Und das soll stimmen?
Zugegeben: das Ganze kann man sich auch mit dieser Geschichte schwer vorstellen und es ist auch sicher eine gewagte Konstruktion bzw. Versinnbildlichung, die uns Menschen helfen soll, das unbegreifliche Wesen Gottes zu verstehen. Gleichwohl finden sich zahlreiche Ursprünge der sog. Trinitätslehre bereits in der Bibel. So hat Jesus dem Evangelium nach gesagt: „Ich und der Vater sind eins“ (Johannes 10, 30). Die Menschwerdung Jesu offenbart also, dass der Sohn eines Wesens mit dem Vater ist und so in ihm und mit ihm Gott ist. Oder auch der eingangs bereits genannte Taufauftrag aus dem Matthäusevangelium, der alle drei göttlichen Personen benennt: „Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Matthäus 28, 19). Ein weiterer Hinweis auf die Trinitätslehre findet sich auch im Schöpfungsbericht. Auch diese ist ein Werk der Dreifaltigkeit. Denn so habe „Gott im Anfang Himmel und Erde geschaffen“ (Genesis 1,1). In Genesis 1,26 agiert Gott ausdrücklich in Plural, als Er den Menschen schafft („lasst uns Menschen schaffen“).
Wozu nun das Ganze?
Weitere biblische Ursprünge ließen sich zahlreich finden. Wie aber bildete sich daraus nun der konkrete Begriff der Dreifaltigkeit heraus – und vor allem: Was sollte das Ganze? Den Ausgangspunkt dafür finden wir in den ersten zwei bis drei Jahrhunderten nach Christus. Man stritt sich gewissermaßen über die Stellung Jesu im Verhältnis zu Gott, dem Vater. Ein Streit, der letztendlich zum sog. trinitätstheologischen Streit im vierten Jahrhundert nach Christus führte. Nachdem bereits im Konzil von Nicäa 325 festgehalten wurde, dass Jesus eines Wesens mit seinem Vater sei und daher mit ihm einen einzigen Gott darstelle (Glaubensbekenntnis von Nicäa), wurde rund ein halbes Jahrhundert später, nun auch das Dogma vom Heiligen Geist als dritte Person in Gott mit aufgenommen.
Konnte man bis hierher noch meinen, dass der Heilige Geist nur eine beiläufige Rolle spielt, aber nicht wie Jesus auch selber Gott und mit dem Vater eines Wesens ist, wurde dies auf dem Konzil von Konstantinopel im Jahr 381 ergänzt. So wurde nun festgehalten, dass der Heilige Geist der Geist des Vaters ist, wie es in dem im selben Jahr eingeführten und bis heute gebeteten Glaubensbekenntnis (Glaubensbekenntnis von Nicäa-Konstantinopel) heißt. Der Heilige Geist wird zugleich mit den beiden anderen göttlichen Personen, „angebetet und verherrlicht.“ Später dann wurde festgehalten, dass der Heilige Geist, der Geist des Vaters und des Sohnes ist und aus beiden Personen der Dreifaltigkeit hervorgeht, wie der Sohn aus dem Vater vor aller Zeit (also schon immer existent und Gott Vater ebenbürtig) geboren wurde. Weiterhin wurde präzisiert, dass der Heilige Geist mit Gott Vater und Sohn von einer Natur ist. Für alle Drei gilt: In den Personen unvermischt, in der Natur ungeteilt, ist jede der Personen gleich ewig, gleich unendlich heilig, gleich allmächtig.
Eine ernüchternde Schlussgeschichte
Die Lehre von der Trinität wird auch heute noch als das zentrale Mysterium des christlichen Glaubens gesehen. Wir können sie einfach nicht vollständig erfassen. Das war auch vor 1500 Jahren, zu Zeiten des hl. Augustinus, eines großen Kirchenlehrers, nicht anders. Was könnte das treffender beschreiben, als die Tatsache, dass eben jenem, der ein stolzes, 15-bändiges Werk über die Dreifaltigkeit (De Trinitate) verfasste, sich folgende Geschichte zugetragen haben soll: Augustinus ging an einem Strand spazieren. Dort traf er einen Jungen, der mit einer Muschel versuchte, das Meereswasser in eine Sandmulde hineinzugießen. Da fragte Augustinus den Jungen, was er denn da mache. Als Antwort erhielt er: „Ich möchte den Inhalt des Meeres in meine Mulde hineingießen.“ Darauf merkte Augustinus, dass es genauso unmöglich ist, die Dreifaltigkeit mit dem Verstand zu erfassen, wie das „unendliche“ Meer in das Loch zu schütten.
Dieser Beitrag ist Teil einer Kooperation mit der Stabsabteilung Medien im Erzbistum Köln. Jeden ersten Sonntag im Monat schreiben wir exklusiv einen Gastbeitrag für die Facebook-Seite Firmlinge im Gespräch mit Weihbischof Schwaderlapp.
Unabhängig davon, ob man ein gläubiger Mensch oder ein Atheist ist, es liegt die Schwierigkeit des Begreifens der Dreifaltigkeit – wie es ursprünglich gemeint war – auch daran, dass die überlieferten lateinischen Wörter, wie z:B “persona”, “substanz”, und viele andere heute ganz anders interpretiert werden wie einst. Dazu kommt – als zusätzliche Verwässerung- die relativ spontane, ja oberflächliche Übersetzung in die heute praktizierten Sprachen, die zwar fern von Latein sind, jedoch viele Lehnwörter lateinischer Ursprung haben, und zwar des Öfteren mit wesentlich anderer Bedeutung.
Es gibt bereits per WIKIPEDIA brauchbare Interpretationen, die zum Ziel führen können, man muss nur Ausdauer und Geduld haben und wird bestimmt fündig.
Leider gibt es kaum mehr jemand, der die damals selbstverständlichen Praktiken des Ende des 19. bzw. der Anfänge der 20 Jh. heute noch beherrscht, d.h. zuerst den hebräischen Urtext oder die altgriechische Übersetzung mit lateinischen “kleingedruckte ” Fußnoten zusammen zu lesen (und natürlich auch zu verstehen). Scheint kompliziert zu sein, ist aber gar nicht! Für Schulbücher oder populärwissenschaftliche Editionen wäre ein entsprechendes Vorgehen, um solche Schlüsselbegriffe klar zu erklären, heute – trotz des Alters der Digitalisierung oder gerade deswegen – auch empfehlenswert.